DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
12. Jan. 1912

Die Reichstagswahlen bringen der SPD einen außergewöhnlichen Erfolg, sie erhält 4 250 329 Stimmen, das sind 34,8 % der abgegebenen. Zweitstärkste Partei bleibt das Zentrum mit 2 035 990 Stimmen, das sind 140000 weniger als 1907. Erfolge erzielt die Fortschrittliche Volkspartei, die gegenüber 1907 rund 320 000 Stimmen gewinnt. Bei den Hauptwahlen erobert die Sozialdemokratie 64 Mandate. In 124 Kreisen steht sie in der Stichwahl. Sie schließt daraufhin ein Abkommen mit der Fortschrittlichen Volkspartei, sich gegenseitig bei den Stichwahlen zu unterstützen. Die Stichwahlparole lautet: »Die politische Situation macht es zur gebieterischen Notwendigkeit, den schwarz-blauen Block zu zertrümmern.« Unter keinen Umständen dürfe eine sozialdemokratische Stimme für die Konservativen, für das Zentrum, für die Reichspartei oder die wirtschaftliche Vereinigung abgegeben werden. Die Fortschrittliche Volkspartei erklärt: »Keine Stimme für das Zentrum oder die Rechtsparteien.« In den Stichwahlen gewinnt die Sozialdemokratie noch 46 Sitze und zieht nun mit 110 Abgeordneten in den neuen Reichstag ein. Nach ihrem Stimmenanteil müßte die Partei 29 Mandate mehr erhalten haben; sie erhält nur 27,7 % der Mandate. Das Zentrum hat 93, die Konservativen haben 43, die Nationalliberalen 45 und die Fortschrittliche Volkspartei 41 Sitze inne.

Die Wahlbeteiligung beträgt 84,5 % gegenüber 84/7 % 1907. Die Sozialdemokratie hatte in allen 397 Wahlkreisen Kandidaten aufgestellt, das Zentrum nur in 206, die Konservativen in 167, die Nationalliberalen in 224 und die Fortschrittler in 217.

Von den 110 Sitzen, die die SPD erhält, entfallen 107 auf die 231 industriell entwickelten Wahlkreise. Es gelingt ihr weder in den 109 landwirtschaftlichen Wahlkreisen, noch in den 23 mit relativer landwirtschaftlicher Mehrheit ein Mandat zu gewinnen.


Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | Juni 2001