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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
9./17. Okt. 1899

Parteitag in Hannover. 197 Delegierte. Tagesordnung: Die Angriffe auf die Grundanschauungen und taktische Stellungnahme der Partei (A. Bebel); Erörterung der Militärfrage (F. Geyer); die Zuchthausvorlage vor dem Reichstage (M. Segitz); die Maifeier 1900 (W. Pfannkuch).

Zu heftigen Auseinandersetzungen kommt es nach A. Bebels Referat zwischen den »Radikalen« und den »Revisionisten«. Nach der von A. Bebel ausgearbeiteten Resolution - sie wird mit großer Mehrheit (216 zu 21 Stimmen) angenommen - gibt die bisherige Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft der Partei keine Veranlassung, ihre Grundsätze und -forderungen, ihre Taktik, noch ihren Namen zu ändern, das heißt aus der sozialdemokratischen Partei eine demokratisch-sozialistische Reformpartei zu machen. Die Partei stehe nach wie vor auf dem Boden des Klassenkampfes. Sie weise jeden Versuch entschieden zurück, der darauf hinausgehe, ihre Stellung gegenüber der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung und den bürgerlichen Parteien zu verschleiern oder zu verrücken. L. Bernstein kann an dem Parteitag selbst nicht teilnehmen, da gegen ihn noch ein Haftbefehl wegen seiner Redaktionstätigkeit während des Sozialistengesetzes vorliegt.

Im Anschluß an einen Artikel von M. Schippel über das Milizsystem in »Die Neue Zeit« diskutiert der Parteitag über das Militarismus-Problem. Auch künftig seien keinerlei Mittel für das bestehende Militärsystem zu bewilligen.

Die Parteimitglieder werden aufgefordert, in tatkräftiger Weise eine in nächster Zeit zu entfaltende Agitation der weiblichen Parteimitglieder für den weiteren Ausbau des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes und der Rechte der Arbeiterinnen zu unterstützen.

Der Gründung von Wirtschaftsgenossenschaften steht die Partei neutral gegenüber.

Der Parteivorstand wird bestätigt. Bei 226 gültigen Stimmen erhalten: A. Bebel (222), P. Singer (222), A. Gerisch (223), W. Pfannkuch (222), I. Auer (138).

Mitglieder der Kontrollkommission bei 223 gültigen Stimmen werden: H. Meister (203), F. Brühne (154), A. Kaden (154), H. Koenen (122), Clara Zetkin (116), F. J. Ehrhart (110), Th. Metzner (92).


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net edition fes-library | Juni 2001