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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
1. Okt. 1890

Erster Tag ohne Sozialistengesetz. »Die Neue Zeit« wird Wochenschrift. Der Zweck des Sozialistengesetzes, die Arbeiter der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften zu entfremden, wird nicht erreicht. Im Gegenteil. Dieses Gesetz hat besonders negative Folgen für die weitere Haltung der Arbeiterschaft und ihrer Organisationen gegenüber dem Staat. Es hat die Ansätze einer Integration der Arbeiterschaft in den bestehenden Staat für Jahrzehnte zunichte gemacht. Das Gesetz stellt die sozialdemokratische Arbeiterschaft als »vaterlandslose Gesellen« außerhalb der Legalität. Daraus erwächst eine vielfach von Haß erfüllte Staatsfeindschaft. Die bewußte Ausschaltung eines großen Teils der Arbeiterschaft überzeugt diese, daß die Arbeiterbewegung bei ihrem Kampf um Emanzipation auf keine Bundesgenossen rechnen kann. Sie ist in wachsendem Maße mit K. Marx der Auffassung, daß ihre Befreiung das Werk der Arbeiterklasse selbst sein müsse.

In den von K. Kautsky und E. Bernstein popularisierten Lehren und Begriffen von K. Marx und F. Engels finden die Arbeiter in zunehmendem Maße das System, das ihnen die Hoffnung für den Sieg der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung vermittelt.

Gerade nach den Erfahrungen des Sozialistengesetzes konzentriert sich die Sozialdemokratie, diesen Sieg auf parlamentarischem Weg zu erringen. Die Partei ist dabei besonders bedacht, nicht ungesetzlich zu handeln, da noch lange die Furcht vor einem erneuten Vorgehen gegen die Arbeiterbewegung besteht.


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net edition fes-library | Juni 2001