Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. -
[Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
In Schloß Wyden im Kanton Zürich findet der erste geheime Kongreß der Sozialdemokratie nach Erlaß des Sozialistengesetzes statt. 52 Delegierte und einige ausländische Gäste sind in Wyden versammelt. Die organisatorische Vorbereitung liegt in den Händen von J. Motteler. Tagesordnung: allg. Bericht über die Parteiverhältnisse (A. Bebel); die Spaltungsversuche in der Partei (Angelegenheit J. Most u. W. Hasselmann) (I. Auer; A. Bebel); Bericht über das Verhalten der Abgeordneten im Reichstag (W. Liebknecht); Organisationsfragen; die Presse. Bericht über den Stand des »Sozialdemokrat« (J. Motteler). Der Kongreß tadelt sehr heftig das Verhalten von J. Most und W. Hasselmann, den Wortführern anarchistischer Bestrebungen. Er stellt fest, daß beide nicht mehr zur Partei gehörig zu betrachten seien. Der Kongreß beschließt, das Wort »gesetzlich« aus dem »Gothaer Programm« zu streichen. Da die Partei rechtlos, gesetzliches Wirken ihr unmöglich gemacht worden sei, habe das Wort »gesetzlich« jeden Sinn verloren. Die Partei strebe nun mit allen Mitteln nach ihrem Ziel. Den Parteigenossen wird empfohlen, sich aus agitatorischen und propagandistischen Rücksichten mit allen Kräften an den Reichstags- und Landtagswahlen zu beteiligen. Auf Antrag von I. Auer wird der Reichstagsfraktion die offizielle Parteivertretung übertragen: die Organisation an den einzelnen Orten bleibt den dort lebenden Genossen überlassen. Der »Sozialdemokrat« wird als offizielles Parteiorgan anerkannt. Seit Inkrafttreten des Sozialistengesetzes hat die Partei an Beiträgen und Spenden rund 37 310 Mark eingenommen. Davon sind rund 27 650 Mark für die verschiedenen Unterstützungszwecke verwendet worden.
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
20. / 23. Aug. 1880