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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
14./20. Okt. 1917

Parteitag der SPD in Würzburg. 283 Delegierte. Tagesordnung: Bericht des Parteivorstandes (F. Ebert, 0. Braun); Bericht der Reichstagsfraktion (E. David); die nächsten Aufgaben der Partei (Ph. Scheidemann); F. Ebert teilt mit, daß nach den Feststellungen der letzten Wochen von 38 Bezirksorganisationen mit 357 Wahlkreisen sechs Bezirke und 38 Wahlkreise sich der USPD angeschlossen haben. Dem Parteitag werden Ausarbeitungen vorgelegt über Demokratisierung von 0. Landsberg, über die nächsten Aufgaben der Wirtschaftspolitik von H. Cunow, über die künftige Finanzpolitik des Deutschen Reiches von W. Keil und über die sozialpolitischen Aufgaben von R. Wissell.

Der Parteitag billigt mit 265 gegen 14 Stimmen die Politik der Reichstagsfraktion seit dem 4. August 1914 und stellt sich auf den Boden der »Friedensresolution« des Reichstages vom 19. Juli 1917. Eine der wichtigsten Aufgaben der Zeit sei es, den Parteistreit beizulegen.

Die parlamentarischen Vertreter der Partei werden verpflichtet, einheitlich und geschlossen in den Parlamenten aufzutreten. Alle Bestrebungen auf Herstellung der Parteieinheit müßten die Forderung auf Anerkennung des Mehrheitsprinzips in sich schließen.

Der Parteitag verlangt die sofortige Verwirklichung der Sehnsucht des deutschen Volkes nach Demokratie. Die unverzügliche Durchführung des gleichen Wahlrechts in Preußen und die entscheidende Mitwirkung des Reichstages bei allen großen Fragen der Zeit seien Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes. Bei der Lösung der Aufgaben in Staat und Gemeinde müssen die Frauen ein Mitbestimmungsrecht erhalten.

Der Parteivorstand wird aufgefordert, für die Wiederherstellung Belgiens als neutralen Staat einzutreten.

Die Reichsregierung soll eine Amnestie aller wegen politischer Vergehen inhaftierter und verurteilter Personen erlassen.

Zur Linderung des Kriegselends müßten die im Krieg erworbenen Reichtümer herangezogen werden.

Die Partei soll sich mit der Lage der Staats- und Gemeindebeamten beschäftigen.

Zu Vorsitzenden der Partei werden bei 326 gültigen Stimmen F. Ebert (311), Ph. Scheidemann (312), zum Kassierer 0. Braun (308), als Schriftführer F. Bartels (313), H. Molkenbuhr (316), H. Müller (315), W. Pfannkuch (315), Marie Juchacz (310), als Beisitzer E. Ernst (313) und 0. Wels (308) gewählt. Mitglieder der Kontrollkommission werden bei 317 gültigen Stimmen F. Brühne (288), A. Brey (251), G. Gradnauer (272), J. Timm (270), M. Grunwald (279), H. Müller / Lichtenberg (249), F. Fischer (263), P. Löbe (285) und C. Hengsbach (131).

E. David, H. Heimann, K. Korn, P. Löbe, H. Müller und H. Schulz sollen die Arbeiten des Zentralbildungsausschusses während der Dauer des Krieges fortführen. Mit der Generalkommission soll eine Verständigung über die Mitarbeit der Gewerkschaften im Ausschuß herbeigeführt werden. Scheidet ein Mitglied des Vorstandes oder der Kontrollkommission vorzeitig aus, so hat der Parteiausschuß nach Anhörung des Vorstandes und der Kontrollkommission eine Ersatzwahl vorzunehmen.


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net edition fes-library | Juni 2001