Das Historische Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung als zentraler Ort kultureller Überlieferung der nationalen und internationalen Gewerkschaftsbewegung. Ansprache, anlässlich der Buchvorstellung L'operaio italiano. Periodico in lingua italiana dei liberi sindacati tedeschi (1898 - 1914), am 25. Oktober 2007 im Kettenmuseum in Fröndenberg. Rüdiger Zimmermann |
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Es freut mich heute ganz besonders, als Leiter der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung bei der Buchpräsentation "L'operaio Italiano" etwas zum Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung als dem zentralen Ort der kulturellen Überlieferung der nationalen und internationalen Gewerkschaftsbewegung sagen zu dürfen. Ein klein wenig waren wir - wenn ich es richtig interpretiere -auch als Dienstleiter an dem verdienstvollen heute hier vorgestellten Werk beteiligt. Das Historische Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung besteht aus dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung, der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung und einer Forschergruppe der Abteilung für Sozial- und Zeitgeschichte in Bonn; zum Forschungszentrum zählt ferner das Geburtshaus von Karl Marx als Museum in Trier (Karl-Marx-Haus). Im Forschungsverbund arbeiten zur Zeit knapp hundert Personen. Das Zentrum ist eine der größten historisch-sozialwissenschaftlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Deutschland. (1) Unser Hauptsammelauftrag ist die nationale und internationale Arbeiterbewegung. In der Bibliothek sammeln wir erheblich "breiter" und "tiefer" als nur Arbeiterbewegung. Das Archiv sammelt und erschließt eher den "Kern". Hier liegt der Schwerpunkt eher auf den deutschen Beständen. Die Bibliothek verwahrt über 750.000 Bände. (2) Das Archiv mustert gut 45 km laufende Akten. (3) Was haben Bibliothek und Archiv mit unserem heutigen Thema zu tun? 1978 übergab der Vorstand der damaligen Industriegewerkschaft Bau, Steine, Erden seine historische Bibliothek an die Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Altbestände aus der Zeit vor 1993 bestanden aus lückenlosen Beständen von Protokollen, Jahrbüchern und Geschäftsberichten. Ein einzigartiger Bestand zur Sozialgeschichte. (4) Wir wunderten uns zunächst, wieso die anfangs in Hamburg residierende Gewerkschaft, die dann nach Berlin übersiedelte, um später in Frankfurt eine Heimstatt zu finden, einen solch lückenlosen Bestand gerettet hatte. Heute wissen wir es: Es waren Restitutionen aus alten Gewerkschaftsbibliotheken. Diese wurden zunächst von den Nationalsozialisten ausgeraubt, später von der amerikanischen Besatzungsmacht in die Vereinigten Staaten gebracht und den deutschen Gewerkschaften dann zurück gegeben. Der Baubestand war der erste große Bestand, der eine Fülle von Informationen über ausländische Arbeitnehmer in Deutschland im Kaiserreich, in der Weimarer Republik und später in der Bundesrepublik enthielt. Kurze Zeit später erhielt unser Haus die vollständige Bibliothek der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, deren alter Vorsitzende Eduard Backert (5) eine reiche (fast vollständige) Privatbibliothek der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter über die Zeit des Faschismus gerettet hatte. (6) Nun war eigentlich die Friedrich-Ebert-Stiftung für Gewerkschaftsbestände gar nicht der richtige Ansprechpartner. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte in Düsseldorf ein eigenes Archiv und eine eigene Bibliothek mit zum Teil herausragenden Beständen aufgebaut. Die chronische personelle Unterbesetzung der Einrichtung verhinderte indes eine umfassende Erschließung der Bestände und Betreuung der Kunden. Viele Gewerkschaften arbeiteten deshalb lieber mit der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen. Der Hauptvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes selbst entschied 1996, sein vollständiges Archiv und seine vollständige Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn anzuvertrauen. (7) Mit der Übernahme dieses "Brockens" und weiterer Gewerkschaftsbibliotheken und Gewerkschaftsarchive avancierte das Historische Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung zur größten Gewerkschaftssammlung weltweit. Vor allem für die Erforschung der Migration ausländischer Arbeitnehmer in Deutschland bot der DGB-Bestand eine hervorragende Quellenbasis. Welchen Stellenwert für die Forschung haben die überlieferten Bestände? Wo liegen ihre Schwerpunkte? Mit dem bilateralen Anwerbeabkommen zwischen Italien und Deutschland im Frühjahr 1955 und der folgenden Absprache zwischen der Confederatione Italiana Sindicati Lavoratori (CISL) und dem DGB wurde zum 1.4.1956 in der Bundesvorstandsverwaltung der erste Auslandssekretär zur Betreuung der italienischen Arbeitnehmer eingestellt. Das Büro hatte die Bezeichnung "Centro Assistenza Lavoratori Italiani (CALI)" und wurde von Nino Poli betreut. Dieses Büro ist zum 1.1.1959 in die Verwaltung des DGB übergegangen und war zugeordnet dem "Referat Ausländische Arbeitnehmer" innerhalb der Abteilung Organisation. Mit der wachsenden Anzahl ausländischer Arbeitnehmern in den Betrieben der Bundesrepublik wurden in den 1960er Jahren zentrale Betreuungsstellen geschaffen und weitere Büros für Arbeitnehmende aus den Hauptanwerbeländern beim Bundesvorstand eröffnet. 1967 wurde aus finanziellen Gründen das im Rahmen der Abteilung Organisation bestehende Referat aufgelöst. Auf Drängen der DGB Gewerkschaften wurde ab 1.7.1971 in der Abteilung Organisation wieder ein "Referat Ausländische Arbeitnehmer" aufgebaut. Das aufgrund einer Vereinbarung mit dem Jugoslawischen Gewerkschaftsbund 1970 eingerichtete jugoslawische Büro wurde in das Referat übernommen, ebenso wie die zentralen Büros für Arbeitnehmende aus Spanien, Portugal, Griechenland, Türkei und Italien. Geleitet wurden diese Büros von Heinz Richter, der gleichzeitig auch Leiter der Abteilung Organisation war. Aufgrund der politisch immer dringender werdenden Fragen der Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmern hat der Geschäftsführende Bundesvorstand mit Wirkung von 1.12.1973 beschlossen, das "Referat ausländische Arbeitnehmer" aus der Abteilung Organisation herauszulösen und stattdessen eine eigenständige Abteilung "Ausländische Arbeitnehmer" zu schaffen. Die Abteilungsleitung übernahm Heinz Richter. Am 1.1.1995 wurde die aufgelöste Abteilung der Internationalen Abteilung als "Referat Migrationspolitik" zugeordnet. Zum 1.1.2001 änderte sich die Migrationsarbeit des DGB: zum einen wurde beim DGB-Bildungswerk der Bereich "Migration und Qualifizierung" errichtet und zum anderen koordiniert das Referat Migration in der Internationalen Abteilung des DGB die Migrationspolitik. (8) Die überlieferten Akten sind eine hervorragende Quellenbasis und werden intensiv für Ausstellungsprojekte, aber auch für wissenschaftliche Arbeiten über den Gesamtkomplex Arbeit und ausländische Arbeitnehmer genutzt. In der Bibliothek finden sich die Nachrichtenblätter des DGB für ausländische Arbeitnehmer in Deutschland L' eco (mit einer Ursprungsauflage von 130.000 Exemplaren), italienisch; Grito (mit einer Ursprungsauflage von 90.000 Exemplaren), spanisch; ¯Ephon¯e (mit einer Ursprungsauflage von 90.000 Exemplaren), griechisch; Sendikac¹n¹n Sesi (mit einer Ursprungsauflage von 60.000 Exemplaren), türkisch. Das Gewerkschaftsblatt in italienischer Sprache L'eco erschien ab 1961. In den siebziger Jahren verschoben sich dann die Auflagen zugunsten der türkischen Ausgabe. Die Nachrichtenblätter - später trugen sie alle nur noch farblose Titel- sind heute ebenfalls im Bibliotheksbestand integriert und bilden ein herausragendes Zeugnis für die Bemühungen der deutschen Gewerkschaften, die ausländischen Arbeitskräfte als Kollegen und Kolleginnen zu gewinnen. Eine Spezialsammlung muss an dieser Stelle ganz besonders herausgehoben werden. Es handelt sich um die sog "Migrationsbibliothek", die wir vom Deutschen Gewerkschaftsbund übernommen haben. Es handelt sich um eine umfangreiche Spezialsammlung zu allen Fragen, die ausländische Arbeitnehmer in Deutschland tangierten. Von Mieterbroschüren bis hin zu Sprachkursen. Mit der Umstrukturierung im Deutschen Gewerkschaftsbund kam auch diese Sammlung in unser Haus. Zusammen mit dem Broschürenbestand des Bundesvorstandes der "Arbeiterwohlfahrt", den die Organisation nach ihrem Umzug von Bonn nach Berlin uns übergab, bildet dieser Migrationsbestand ein vielbenutztes Quellensegment. Außer der Industriegewerkschaft Chemie, Bergbau, Energie haben alle anderen Gewerkschaften ihre Aktenüberlieferung an das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung als Teil des Historischen Forschungszentrums übergeben. Und natürlich finden sich in diesen Beständen Materialien, die auch für eine Analyse der Situation ausländischer Arbeitnehmer in unserem Land von zentraler Bedeutung sind. Und natürlich sind hier die Quellen der größten Einzelgewerkschaft der westlichen Welt, der Industriegewerkschaft Metall von besonderer Bedeutung. Zwar sind im Verhältnis zur Gesamtgröße des historischen IG Metall Archivs (27.000 Akteneinheiten, 1.257 Regalmeter) Quellen, die sich explizit mit ausländischen Arbeitnehmern befassen, nicht allzu reichlich überliefert. Dennoch liegen ab 1964 durchgängig Akten vor, die die Arbeit von Initiativen und Arbeitskreisen zur sozialen Integration Ausländischer Arbeitnehmer dokumentieren und sich in Schriftwechseln und Ausarbeitungen mit Ausländergesetzgebung, "Wanderarbeiterproblematik" oder "Gastarbeiter-Parlamenten" befassen. Daneben sind fremdsprachige Archiv-Exemplare der Mitgliederzeitung "Metall" in spanisch (ab 1961), italienisch (ab 1962), griechisch und türkisch (ab 1963), serbokroatisch (ab 1969) sowie portugiesisch (ab 1974) erhalten.
Aber die internationale Gewerkschaftsbewegung mit all ihren Facetten ist nicht nur in nationalen Archiv- und Bibliotheksbeständen vertreten. (10) Unser Haus hat auch großflächig die Bestände der europäischen Gewerkschaftsbünde und der internationalen Gewerkschaftsorganisationen übernommen, die sich lange "Internationale Berufssekretariate" nannten. Das Sammeln dieser Bestände war lange ein Privileg des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte in Amsterdam, neben der Friedrich-Ebert-Stiftung die nächst bedeutende Einrichtung in Westeuropa. Das Amsterdamer Institut hat seine Sammelpolitik in den letzten Jahrzehnten indes so verändert, dass die Generalsekretäre "umschwenkten" und Bonn als neuen Ort ihres überlieferten Gedächtnisses auswählten. Das mag auch damit etwas zu tun haben, dass die internationale Gewerkschaftsarbeit in der 3. Welt für unser Haus und ihre Entwicklungsarbeit eine besondere Rolle spielt. Die Liste der Organisationen, deren Schätze wir verwahren und für die Forschung erschließen, reicht von der "Bildungsinternationale" (BI), über die "Internationalen Metallgewerkschaftsbund" (IGF), über die "Internationale des Öffentlichen Dienstes" (IÖD) hin zur "Internationale des Personals der Post-Telegraphen- und Telefonbetriebe" (IPPT). (11) Wer Zeugnisse sucht für die Versuche, durch internationale gewerkschaftliche Solidarität ein Gegengewicht gegen ökonomische Konzentration weltweit zu schaffen, wird bei uns fündig werden. Für mich als Bibliothekar war es besonders ergreifend, als ich die lückenlosen Bestände der "Internationale Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften (IUL) und der Internationalen Grafische Föderation (IGF) mitbearbeitete. Die Zeitschriften, Protokolle und Geschäftsberichte hatten alle in der Schweiz "überlebt" und vermittelten eine Vorstellung, was der Faschismus in Deutschland mit den Gewerkschaftsquellen angerichtet hat. Ein weiteres Moment möchte ich noch herausstreichen. Das ist unsere Sammlung ausländischer Gewerkschaftsquellen in der Bibliothek. Wir haben in Deutschland die Philosophie, dass jedes wichtig Buch in unserem Land einmal vorhanden sein soll. In den siebziger Jahre setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch die gedruckten Broschüren, Zeitschriften und Zeitungen der Gewerkschaften wichtig seien. Nicht nur die der deutschen Gewerkschaften, sondern auch die der ausländischen Organisationen. Gesteuert wird dieser Prozess von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. (12) Unserer Bibliothek wurde u.a. die Aufgabe übertragen, die gedruckten Gewerkschaftsquellen der westeuropäischen und der nordamerikanischen Organisationen zu sammeln. Wir haben dies für Italien mit großem Verantwortungsgefühl getan. Und sie werden in unserer Bibliothek reiche Bestände der drei großen Dachgewerkschaften Confederazione Generale Italiana del Lavoro (CGIL), Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori (CISL) und Unione Italiana del Lavoro (UIL) finden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bezahlt uns dafür sogar die Reisekosten nach Italien. Vieles ermitteln wir heute allerdings schon über das Internet, d.h. wir sammeln auch die elektronischen Quellen der italienischen Gewerkschaften. Gleichwohl möchte ich auf den eigentlichen Anlass, die heutige Buchpräsentation, zurückkommen. Gestatten Sie mir eine persönliche Annäherung. Ich war 1955 neun Jahre alt, als wir in meinem Heimatdorf im Radio die Nachricht hörten, dass im Basaltsteinbruch unseres Ortes die zweite Gruppe italienischer Gastarbeiter nach Hessen überhaupt kommen sollte. Die Steinbrucharbeiter der ersten Nachkriegsstunde, Flüchtlinge und Umsiedler, hatten andere Jobs gefunden und wurden durch sizilianische Steinbrucharbeiter ersetzt. Mein Heimatdorf hatte eine "linke" Tradition. SPD und KPD hatten unmittelbar nach dem Krieg über 80 % der Wählerstimmen bekommen. Gleichwohl beflügelte diese Nachricht die Phantasie der Menschen ganz ungemein. Und die von uns Kindern im besonderen Maße. Und trotz der linken Tradition des Dorfes war der "cultural clash" nachhaltig. Wenige Jahre später verdiente ich mein erstes Geld, um mit 17 Jahren alleine in Urlaub fahren zu können. Meine erste Reise ging in ein Jugendcamp ins damalige Jugoslawien. Dort waren zweierlei Dinge für mich bemerkenswert: Einmal traf ich 1964 österreichische Sozialisten, die gegen den Vietnamkrieg argumentierten. Für mich als Kaltes Kriegskind unfassbar. Zum anderen wohnte ich mit einem jungen Facharbeiter gemeinsam in einem Zimmer; er sprach den typischen Dortmunder Dialekt, begleitete Borussia Dortmund auf alle Auswärtsspiele. Er zeigte mir stolz seinen italienischen Pass, obgleich er kein Wort italienisch sprach. Sein italienischer Pass - so seine Aussage - schütze ihn vor der Bundeswehr. Sein Großvater -so seine Geschichte - sei aus Norditalien zum Bau der Ennepetalsperre nach Deutschland gekommen. Er habe zwar schon die italienische Verwandtschaft besucht, leider könne er sich nicht unterhalten. Erstmals wurde ich mit der ersten Welle der italienischen Arbeiteremigration in unserem Land konfrontiert. Ich hatte bis dahin nie von einer Emigrationswelle italienischer Arbeiter im kaiserlichen Deutschland gehört. Vielleicht waren es die Kindheits- und Jugenderlebnisse, dass ich sofort nachdem wir die zentralen Quellen der deutschen Bauarbeitergewerkschaften übernommen hatten mich darum bemühte, die uns fehlende Zeitschrift L'Operaio Italiano aufzuspüren und zu verfilmen. In der damaligen Bundesrepublik ist mir das damals nicht geglückt. Durch unsere Kooperationsbeziehungen zu Bibliotheken in der damaligen DDR sehr wohl. Wir haben vor ein paar Jahren diesen Mikrofilm dem Projekt zur Verfügung gestellt. Auch wenn wir nur einige Jahrgänge verfilmen konnten. (13) Die Sicherung historischer Quellen kostet Geld. Das Erschließen von Akten und Büchern ist extrem personalintensiv und teuer. Auch im eigenen Haus müssen wir uns kontinuierlich der Frage stellen. Lohnen die Kosten und Mühen für all die Projekte? Neben den Gewerkschaften sind ja auch alle anderen Quellen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung "unser Geschäft". Das gilt insbesondere für die Sozialdemokratie. Ich vertrete unser Haus in der internationalen Dachorganisation International Association of Labour History (IALHI). (14) Dort sind Archivare und Bibliothekare organisiert, die in kulturellen Zentren der Arbeiterbewegung arbeiten. Die diesjährige 38. Tagung der International Association of Labour History Institutions fand vom 5. bis 8. September in Rom statt. Tagungsort war das wunderschöne römische Gebäude der Consiglio Nazionale dell'Economia e del Lavoro (CNEL). Es wurde viel über Erwachsenenbildung in den Gewerkschaften und über die Rolle von Gewerkschaftsarchiven diskutiert. Vor allem die Professorin für Archivwissenschaften Mariella Guercio von der Universität von Urbino wurde sehr politisch. Ihre These: Massenmedien erfinden Tag für Tag die Vergangenheit neu. Die Manipulation der Vergangenheit müsse verhindert werden. Die authentischen Dokumente spielten für die Entstehung einer eigenen Gewerkschaftsidentität eine kaum zu überschätzende Rolle. Auch Micaela Procaccia vom italienischen Kulturministerium wies auf den identitätsstiftenden Charakter von Gewerkschaftsarchiven hin. Das Wissen um die Dokumente der Vergangenheit diene der eigenen Selbstverteidigung. Wir dürfen die Geschichte und die Leistungen, die die ausländischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen für unser Land erbracht haben, nicht in Vergessenheit geraten lassen. Es waren nicht nur Leistungen, die sich durch das Bruttosozialprodukt messen lassen, es waren und sind Leistungen für den Aufbau einer vielfältigen Kultur und für eine Bereicherung unseres alltäglichen Lebens. Die Gewerkschaften haben einen guten Teil der Integrationsarbeit getragen. Natürlich ging auch in den Gewerkschaften nicht alles reibungslos. Vieles wurde richtig gemacht, manches falsch. Um alles beurteilen zu können, bedarf es für die kommenden Generationen "unbestechlicher Zeugnisse". Wir verwahren sie und stellen sie zur Verfügung. Fußnoten 1 S. Historisches Forschungszentrum 2 S. Das gedruckte Gedächtnis der Arbeiterbewegung : Festschrift zum 30-jährigen Bestehen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. - Bonn, 1999. - 163 S. : Ill.. - (Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ; 8) ISBN 3-86077-857-9 3 Paul, Hans-Holger: Vom Parteiarchiv zur zentralen Forschungsstätte der Arbeiterbewegung und Sozialgeschichte : zum 30. Jahrestag der Gründung des Archivs der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung / von Hans-Holger Paul. In: Der Archivar : Mitteilungsblatt für deutsches Archivwesen. - 0003-9500 - 52 (1999) 4, Sonderdruck, Bl. 291 - 296.(1999) 4 Der Bestand wurde in einer eigenständigen Dokumentation nachgewiesen. Bärhausen, Anne: Baugewerkschaften in der Bibliothek des Archivs der sozialen Demokratie (Friedrich-Ebert-Stiftung) / bearb. von Anne Bärhausen, Ruth Meyer, Rüdiger Zimmermann. [Hrsg.]: Friedrich-Ebert-Stiftung, Bibliothek des Archivs der sozialen Demokratie. - Bonn, 1980. - 78 S 5 Backert verfasste eine umfangreiche beachtenswerte Gewerkschaftsgeschichte: Backert, Eduard: Geschichte der Brauereiarbeiterbewegung / Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter und verwandter Berufsgenossen. - Berlin, 1916. - 606 S. 6 Quellen zur Gewerkschaftsgeschichte der Nahrungs-, Genussmittelarbeiter und Gastwirtsgehilfen : ein Bestandsverzeichnis der Vorläuferorganisationen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten / bearb. von Anne Bärhausen, Marianne Biskup, Gisela Bocionek, Hans-Paul Höpfner, Antje Löhr, Vera Lösken, Gisela Meickl, Renate Reetz, Rüdiger Zimmermann. Red.: Rüdiger Zimmermann. [Hrsg.: Friedrich-Ebert-Stiftung], Archiv der sozialen Demokratie, [Bibliothek]. - Bonn, 1984. - XVII, 142 S. 7 Paul, Hans-Holger: Gewerkschaftsschriftgut : Überlieferungswert und Probleme der Sicherung und Archivierung / von Hans-Holger Paul. In: Überlieferungssicherung in der pluralen Gesellschaft / hrsg. von Christoph J. Drüppel ... - Stuttgart, 1998. - (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg : Serie A, Landesarchivdirektion ; 11). - ISBN 3-17-015378-1. - S. 97 - 108. 8 http://www.fes.de/archiv/5abt/ausland.htm. Ich habe an dieser Stelle weitgehend die Beschreibung von Klaus Mertsching, dem Verantwortlichen für das DGB-Archiv, übernommen. 9 Ich bedanke mich an dieser Stelle bei Christine Bobzien, die die relevanten Daten zugeliefert hat. 10 Paul, Hans-Holger: Documents of the international and European trade union movement in the Archives of Social Democracy of the Friedrich Ebert Foundation / Hans-Holger Paul. In: Transfer : European review of labour and research. - ISSN 0924-2589. - 7 (2001), 2, S. 342 - 345. 11 Einen guten Überblick bietet International trade union organisations : inventory of the Archive of Social Democracy and the Library of the Friedrich-Ebert-Stiftung / publ. on the behalf of the Friedrich-Ebert-Stiftung by: Peter Rütters ... [Texts: Christine Bobzien ...]. - 2. enlarged ed.. - Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung, Division for Internat. Development Cooperation, Asian-Pazific Dep., 2005. - 100 S. : Ill. 12 S. Zimmermann, Rüdiger: "Und erbitten wir einen ersten Bericht bis zum Ende des Jahres" : die Hilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft beim Aufbau der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung / Rüdiger Zimmermann. In: Das gedruckte Gedächtnis der Arbeiterbewegung. - Bonn, 1999. - (Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ; 8). - ISBN 3-86077-857-9. - S. 36-54. 13 Der Ergänzung der Bauarbeiterbestände wurde eine ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. S. Rütters, Peter: Bauarbeitergewerkschaften in Deutschland und internationale Vereingungen von Bauarbeiterverbänden (1869 - 2004) : Protokolle, Berichte, Zeitungen ; ein Bestandsverzeichnis der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung / Peter Rütters ; Rüdiger Zimmermann. - Bonn, 2005. - 268 S. : Ill.. - (Veröffentlichungen der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ; 16) ISBN 3-89892-352-5 14 Zwischen politischer Bildung und gewerkschaftlichem Auftrag : Bericht über die 38. IALHI-Tagung vom 5. bis 8. September 2007 in Rom / Rüdiger Zimmermann. - [Electronic ed.. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2007]. - 21 KB, PDF-File Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2007. -(http://library.fes.de/pdf-files/bibliothek/04812.pdf) | |
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