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1. Problemstellung
Erwerbstätige Frauen erhalten im Durchschnitt etwa ein Drittel weniger Entgelt als Männer
(alte Bundesländer ). Diese Tatsache ist unbestritten. Die Minderbezahlung der Erwerbsarbeit der Frauen ist ein historisch sehr altes und auch heute noch international nachweisbares Phänomen (Schubert 1993): In Frankreich, Großbritannien, den USA, Kanada und der Schweiz liegt der durchschnittliche Verdienst der Frauen bei etwa 70% des Verdienstes für Männer, in Japan liegt er sogar nur bei 47% . Nur in den skandinavischen Ländern ist der Abstand der Frauen- und Männerlöhne geringer (85%-90%). Für die Bundesrepublik Deutschland wird das Problem der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen in Zukunft an Schärfe und politischer Brisanz erheblich zunehmen: Auch in der ehemaligen DDR klaffte, wie in den anderen sozialistisch oder kommunistisch verfassten Staaten, eine Differenz zwischen den Männern- und Frauenverdiensten. Sie war allerdings weitaus geringer als die in der alten Bundesrepublik. Durch die Übertragung der westlichen Wirtschaftsordnung, der westlichen Tarifsysteme sowie durch die momentan betriebene Sozial- und Familienpolitik wird es in den neuen Bundesländern zu einer Entwicklung kommen, die einmalig in Europa ist: Die Drift zwischen Männer- und Frauenverdiensten wird in Zukunft weitaus größer werden als sie es je war. Für die erwerbstätigen Frauen bedeutet dies einen enormen Rückschritt und eine Verschärfung ihrer Diskriminierung. Im Moment beherrscht der Skandal der überproportionalen Erwerbslosigkeit besonders der Frauen in den neuen Bundesländern die frauenpolitische Diskussion, während die Zunahme der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen kaum diskutiert wird.
Im folgenden soll der enge Zusammenhang zwischen Familienpolitik und Tarifpolitik herausgearbeitet werden und gezeigt werden, daß die Bedingungen, durch die die Lohndiskriminierung der Frauen insbesondere im Westen über Jahrzehnte hinweg aufrecht erhalten bleiben konnte, mit den Bedingungen identisch sind, unter denen das gänzliche Herausdrängen von Frauen aus der Erwerbsarbeit in wirtschaftlichen Krisenzeiten gelingt.
Im einzelnen werden
- verschiedene Formen der Entgeltdiskriminierungen aufgezeigt,
- Mechanismen benannt, die diese Diskriminierung weiter aufrecht erhalten,
- Erklärungsansätze diskutiert und
- Strategien zum Abbau der Entgeltdiskriminierung vorgestellt.
© Friedrich Ebert Stiftung
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fes-library | Juli 1999
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