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Freitag 27. Oktober

Alfred Braun

Einen wunderschönen guten Morgen ! Die ganze Woche bis auf den Dienstag Nachmittag war dies ein sehr schöner Herbst hier in Freudenstadt; wir hatten es ja nicht immer so schön, wenn wir mit dem Forum im Herbst hier waren. Dieses Jahr haben wir ja fast ein Jubiläum: es ist das fünfte Forum „Solidarität der Generationen"; wir haben das ‘91 angefangen im Zug der Vorbereitungen der Europäischen Gemeinschaft zum Jahr der Solidarität der Generationen ‘93. Obwohl die Maßnahmen der Gemeinschaft inzwischen beendet sind, weil der deutsche Finanzminister geltend gemacht hat, sowas verstoße gegen das Prinzip der Subsidiarität (er hat also sozusagen stellvertretend die Bundesländer in Schutz genommen, die hatten eigentlich nichts dagegen) und das Ergebnis jedenfalls ist, daß die Gemeinschaft diese Maßnahmen eingestellt hat, hoffe ich trotzdem, daß wir noch eine Reihe solcher Veranstaltungen hier anbieten und uns dabei um Probleme der Generationenpolitik kümmern können.

Heute morgen, 20 vor 7 Uhr, als ich mal gerade das Radio angemacht hatte, sprang mir gleich Dieter Thomae ins Ohr, der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, in einem Interview über den ja noch nicht ganz behobenen Knatsch zwischen den beiden oder den drei Koalitionsfraktionen: so nach der Leier wie bei den Lohnnebenkosten - das wiederholt man inzwischen jetzt auch täglich und stündlich - zwei Gründe gäbe es für die Gesundheitsreform, nämlich der demographische Wandel und die sinkende Lohnquote. Also das werden wir wahrscheinlich in 20 Jahren dann, wenn wir nachts geweckt werden, dahersagen können „der demographische Wandel und die sinkende Lohnquote", so als ob nicht seit dem Haushaltsbegleitgesetz 1973 die Rentner Beiträge zur Krankenversicherung zahlen würden; also nicht nur auf die Lohnquote bezogen.

Ja, aber das zeigt nur, daß wir mit dem Thema diesen Jahres nämlich „Alter und Gesundheit, Alter und Gesundheitskosten" eigentlich wohl

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mitten in der Diskussion sind, die nicht nur bei uns in Deutschland sondern rings um uns herum auch läuft und von diesem Gesichtspunkt her haben wir die Veranstaltung heute angelegt. Ich will noch einmal so in der Struktur den Ablauf vorstellen: Zunächst einmal haben wir heute drei Einzelvorträge, Einzeldiskussionen mit einem Referenten, Gesprächspartner auf dem Programm: zunächst über die Frage „Medizinische Zielsetzungen in einer alternden Gesellschaft" mit Frau Prof. Mattheis, die hier schon sitzt und uns dann gleich zur Verfügung stehen wird; heute nachmittag ein ganz anderer Gesichtspunkt nämlich sozusagen ein Werkstattbericht, den wir überschrieben haben „Krankenpflege und ärztliche Behandlung am Ende des Lebens"; Herr Dr. Schlunk vom Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen ist auch schon da und schließlich wird heute nachmittag Frau Dr. Busch - sie vertritt ihren verhinderten Institutsdirektor und kommt aus derselben Arbeitsgruppe - diese Gleichung „alte Patienten = teure Patienten = alternde Gesellschaft = wachsender Gesundheitsmarkt" hier mal etwas näher ansehen unter den Gesichtspunkten einer Gesundheitsökonomin. Und heute abend schließlich noch ein Einzelvortrag, der eigentlich auch der Übergang zu einer Reihe von Länderberichten darstellt, die wir morgen hören werden, mit dem Einstieg von Frau Hoskins über das, was gerade letzten Montag und gestern wieder endgültig beerdigt wurde, den Versuch das amerikanische Gesundheitswesen zu reformieren. Vorigen Montag hat die Mehrheit im Repräsentantenhaus de facto die medizinische Hilfen für die Alten und Armen abgeschafft und gestern haben sie es dann auch noch im Haushaltsgesetz verankert; ob Clintons Veto da viel helfen wird, werden wir sehen.

Das ist der erste Länderbericht und dann haben wir in der zweiten Phase morgen den Vormittag für diese vergleichende Rundumschau reserviert, für die Länderberichte, die wir da aus Frankreich, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Großbritannien haben werden; wie läuft da sozusagen die analoge Diskussion, die wir hier in Deutschland wahrnehmen. Und Sonnabendnachmittag haben wir dann als Sonderproblem die Erfahrungen mit der lange umstrittenenen, mit Hängen und Würgen und dann sehr rasch durchgezogenen Pflegeversicherung auf der Tagesordnung. Wir haben als Gesprächspartner Harald Kesselheim vom Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen und von der Seite derer,

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die diese Vorgänge im Gesundheitswesen auf dem Gesundheitsmärkten, auf den Pflegemärkten schon seit langem verfolgen, Holger Backhaus-Maul, früher Bremen jetzt Halle; daran liegt es wahrscheinlich auch, daß er gestern abend nicht mehr durchgekommen ist: die Zugverbindungen Ost-West sind, so scheint es, immer noch schlechter als Nord-Süd. Und als Dritte in der Runde wird dann Christa Lörcher, die Bundestagsabgeordnete aus Villingen-Schwenningen, die auch der neu gebildeten Enquete-Kommission des Bundestages „Alter und Altersfragen" angehört, sozusagen den politischen Part vertreten.

Ich hoffe, daß wir mit dieser bewährten Technik der runden Tische, der kleinen Gesprächsrunden und der Diskussionen miteinander in der großen Gruppe einigermaßen im Zeitraster bleiben können. Technisch will ich ansagen: wir werden die ganze Tagung über alle Mahlzeiten in dem großen Saal einnehmen. Heute mittag kann es vielleicht eine kleine Irritation geben: es ist noch eine Gruppe im unteren Lehrsaal, übrig geblieben von den anderen Veranstaltungen dieser Woche, die werden dann hier nebenan im Delfter Zimmer essen. Also an denen gehen wir dann achtlos vorbei nach hinten in den Saal; da kriegen wir das Essen; den Kaffee und den Tee in den Pausen gibt es aber dann jeweils hier in diesem Delfter Zimmer.

Damit will ich eigentlich der einleitenden Worte ein Ende machen, mich ganz herzlich bei Frau Dr. Mattheis bedanken, daß Sie diesen Termin hier wahrnimmt und mit uns dieses Thema heute vormittag behandelt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | April 2001

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