FDGB-Lexikon, Berlin 2009


Ökonomisches System des Sozialismus (ÖSS). Wirtschaftspolit. Reformkonzept zur Modernisierung der zentralen Planwirtschaft der DDR, mit dem das Neue Ökonom. System der Planung und Leitung (NÖSPL) der Jahre 1963-67 modifiziert fortgeführt wurde, bis es 1971 als gescheitert abgebrochen werden musste. Die rechtliche Grundlage für die Modifizierung des ursprünglichen Reformkonzeptes boten zwei Beschlüsse des Ministerrats der DDR vom 22.4.1968 und 26.6.1968 (GBl. 1968, I, S. 223 bzw. GBl. 1968, II, S. 433).
Das ÖSS zielte ebenso wie das NÖSPL auf die volkswirtsch. Effizienz- und Wachstumssteigerung, versuchte aber, die Dezentralisierung, Flexibilisierung und Ökonomisierung des Planungs- und Lenkungsmechanismus sowie die indirekten monetären betrieblichen und individuellen Leistungsanreize mit einer zentralen Strukturplanung zu verbinden. Das führte zum Anwachsen des Einflusses der zentralen Planungsinstitutionen in strukturpolit. wichtigen Volkswirtschaftsbereichen und zu immer massiveren Konflikten mit den gleichzeitig eigenständiger agierenden Betriebsleitungen.
Für den FDGB hatte das eine weitere Aufwertung seiner Kontrollfunktionen gegenüber den Betriebsleitungen zur Folge. Seine Versuche, sich zur Optimierung des Reformkonzeptes in den Betrieben wieder stärker als Interessenvertretung für die eigenen Mitglieder zu profilieren, indem er beispielsweise die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen anmahnte, scheiterten allerdings an den immer enger werdenden materiellen Spielräumen der Betriebe.
F.S.