In der europäischen Beschäftigungsstrategie stehen quantitative und qualitative Beschäftigungsziele gleichberechtigt nebeneinander. Andererseits gibt es die weit verbreitete These, dass beide Ziele in einem Spannungsverhältnis stehen und jedes einzelne nur zulasten des anderen verfolgt werden kann. Der vorliegende Beitrag zeigt am Beispiel der beschäftigungspolitisch erfolgreichen nordischen Länder, dass dieser "trade-off" nicht generell gültig ist. Gerade diese Länder schneiden im Vergleich der Arbeitsbedingungen nämlich besonders gut ab. Anhand von 15 Teilindikatoren bilden die Autoren einen Gesamtindikator zur Qualität der Arbeit, mit dem Arbeitsbedingungen in 31 europäischen Ländern verglichen werden können. Auf dieser Basis kann gezeigt werden, dass die nordischen Länder ein "Cluster" guter Arbeitsbedingungen bilden, dass sich signifikant und positiv vom Gesamtdurchschnitt und noch stärker von Deutschland unterscheidet. Zudem belegen die Auswertungen, dass sich die Qualität der Arbeit zwischen Frauen und Männern sowie zwischen atypischen und Normalarbeitsverhältnissen unterscheidet, allerdings mit schwächeren Unterschieden auf höherem Niveau in den nordischen Ländern. Insgesamt ergeben sich Hinweise, dass offenkundig Spielraum zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen besteht.
Flexicurity zählt seit einigen Jahren zu den zentralen politischen Strategien der Europäischen Kommission. Sie zielt darauf ab, die Flexibilität des Arbeitsmarktes und die soziale Sicherheit gleichgewichtig zu fördern. Zwischen Ziel und Ist-Zustand klafft allerdings noch eine große Lücke, wie die vorliegende Analyse für die 27 Mitgliedsländer der EU - basierend auf den Daten der European Foundation - zeigt. Mehr noch: Es wird deutlich, dass gegenwärtig eher ein negativer Zusammenhang zwischen beiden Komponenten besteht. Flexibilität am Arbeitsmarkt geht offensichtlich auf Kosten der sozialen Sicherheit. Für die weitere politische Diskussion über Flexicurity verweisen die Befunde der Untersuchung vor allem auf die im engen Kontext mit Flexibilität beobachteten Prekaritätsprobleme. Damit ist auch die Stoßrichtung für ein künftiges Flexicurity-Konzept vorgezeichnet. Gesucht sind Ansätze, die die negativen Effekte der Flexibilität kompensieren und den Grad der sozialen Sicherheit erhöhen.