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Direktinvestitionen in Südafrika

Erhebliche Kapitalzuflüsse in den letzten Jahren hatten den bis in die 90er Jahre bestehenden negativen Trend stoppen können. Aufgrund der Randkrise von 1996 sanken die Kapitalzuflüsse jedoch wieder, vor allem kurzfristig angelegtes Kapital verließ das Land. Das langfristig angelegte Kapital floß in Form von Anleihen größtenteils in den öffentlichen Sektor, in Unternehmen wie Eskom, Transnet und Development Bank of South Africa (DBSA). Darüber hinaus wurden Regierungsanleihen auf den internationalen Finanzmärkten (Eurorand) plaziert. Besonders hoch war der Kapitalzufluß in Höhe von 5,6 Mrd. Rand durch den Teilverkauf der Firma Telkom.

Ausländische Direktinvestitionen (ADI) nehmen ebenfalls zu, obwohl sie weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Zur Zeit liegen sie niedriger als die ADI in Nigeria und Angola. Der Anteil an ADI mit einer Beteiligung von mehr als 50% ist verschwindend gering. Die Investitionen fließen vor allem in den Medien- und Informationstechnologie-Sektor, in den Tourismus, in die Nahrungsmittel- und Bauindustrie, aber nicht in die exportorientierte verarbeitende Industrie. Das geringe Vertrauen ausländischer Investoren und Anleger soll durch die weitere Liberalisierung sowie durch deutliche Signale bei der Privatisierung von Staatsunternehmen, durch eine effektivere Kriminalitätsbekämpfung und flexible Arbeitsmarktregelungen wachsen. Auch die Reaktion auf die Kampagne Jubilee 2000 ist vor diesem Hintergrund zu werten: Anfang November 1998 hatten Kirchenführer und Hochschullehrer mit dem Kapstädter ANC die Annullierung der Schulden des Apartheidregimes gefordert. Die Staatssekretärin im Finanzministerium, Maria Ramos, lehnte dies mit dem Hinweis ab, ein solcher Erlaß würde das Vertrauen der Banken und der internationalen Rating-Agenturen in die solide Finanz- und Wirtschaftspolitik der ANC-Regierung gefährden.

Um ausländische Investitionen anzukurbeln, eignen sich Maßnahmen, die die Eigentumsrechte restrukturieren helfen, die zeigen, daß das Land entgegen den Befürchtungen potentieller Investoren eine noch deutlichere marktwirtschaftliche Orientierung erkennen läßt, und schließlich eine Währungs- und Finanzpolitik, die dazu führt, daß der Rand die Wettbewerbsfähigkeit der Ökonomie korrekt widerspiegelt. Dennoch gibt es keine Garantie, daß all dies auch geschieht. Liberale Strukturanpassungsmaßnahmen müssen nicht unbedingt zu einem Zufluß an Investitionen führen. Entscheidend wird sein, ob einheimische Investoren sich wieder mehr engagieren, wie es z.B. in Taiwan, Chile, Mauritius und Südkorea der Fall ist. Südafrika weist hier unterschiedliche Tendenzen auf: Während Volkswagen in Südafrika neu investiert, um von hier aus den Golf nach Großbritannien zu exportieren (ähnliches läßt sich für das Investitionsverhalten von Daimler-Chrysler feststellen), und damit einen Beitrag zur Entwicklung der südafrikanischen Automobilindustrie leistet, hat die Anglo-American Ltd. die Verlagerung ihres Hauptsitzes von Johannesburg nach London beschlossen. Welche Sog- und Ausstrahlungseffekte dieser Transfer auf die südafrikanische Wirtschaft haben wird, läßt sich schwer beurteilen.


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