15th August

No. 15/16 - 1940

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This news-letter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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Die Luftschlachten, die in den letzten Tagen über dem Kanal und an der britischen Küste stattgefunden haben, sind vom Berliner Propagandaministerium als Beginn des lange angekündigten Angriffs auf England bezeichnet worden. Tatsächlich war der Einsatz der Nazi-Luftwaffe unerhört gross, aber auch ihre Verluste sind bedeutend und wesentlich höher als die Verluste der englischen Luftflotte, die in ihrem Abwehrkampf Hervorragendes geleistet hat und die Nazi-Flieger daran gehindert hat, die englische Küstenverteidigung zu durchbrechen oder ausser Gefecht zu setzen. Noch immer ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass der "Angriff auf die britischen Inseln" nicht die Formen eines abenteuerlichen Invasionsversuches annehmen wird, dessen Gefahren für den Angreifer offensichtlich sind, sondern sich auf den Versuch beschränken wird, die Schiffahrt im Kanal lahmzulegen und damit Grossbritannien ernsten Versorgungsschwierigkeiten auszusetzen. Die Opfer, welche die Nazi-Luftwaffe schon bei ihren ersten Attacken bringen musste, legen aber die Frage nahe, wie lange sie Angriffe in diesem Stile durchhalten kann, und selbst eine dauernde Störung der Schiffahrt im Kanal bedeutet noch keine Unterbindung des Seeverkehrs Englands mit Amerika, den Dominions und darüber hinaus mit seinen überseeischen Besitzungen. Das Ziel Hitlers, die englische Blockade in eine Blockade Englands umzuwandeln, scheint auf lange hinaus unerreichbar zu sein, und es fehlt ihm nicht nur die Flotte, die dazu notwendig wäre, sondern möglicherweise auch die Voraussetzung dafür, bis zur Erreichbarkeit eines solchen Zieles durchzuhalten.

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Fern davon, einem übertriebenen Optimismus zu huldigen, vor dem wir seit Beginn des Krieges gewarnt haben, sind wir umso entschlossener, zu einer besonnenen Wertung der Tatsachen zu mahnen, die Hitlers bisherige Erfolge in diesem Kriege auf das rechte Mass zurückführt. Die Ueberrennung Hollands, Belgiens und Frankreichs hat Hitler neben dem territorialen Gewinn und dem Zugang zum Ozean auch Probleme der schwierigsten Art eingebracht: Es steht ausser Zweifel, dass die Folge der Ueberflutung des westeuropäischen Festlandes durch die Nazi-Eroberer die wirtschaftliche und organisatorische Zerrüttung des europäischen Westens bedeutet. Die Entleerung der eroberten Gebiete und die Überfüllung anderer durch Hunderttausende von Flüchtlingen, die Zerstörungen wichtiger Industrien, die der Landwirtschaft zugefügten Schäden und die Folgen der Ausdehnung der britischen Blockade auf die gesamte westeuropäische Küste beschwören die Gefahr einer Hungersnot und nahezu unlösbarer Organisationsschwierigkeiten herauf. Der Bund Hitlers mit Komplizen wie Stalin und Mussolini birgt in sich Konfliktmöglichkeiten, die jederzeit akut werden können, und besonders die Lage im Balkan ist alles andere als stabil. Die Aufteilung Rumäniens kann zu Konflikten führen, der Widerstandswille der Türkei kann den Diktatoren einen Strich durch die Rechnung machen, die Haltung Jugoslawiens ist ungeklärt, und die Lage in Albanien kann für Mussolini jederzeit kritisch werden.[1] Und man darf daran denken, dass trotz der grossen militärischen Anfangserfolge Hitlers und aller Propaganda, die damit getrieben wird, auch im deutschen Volke Enttäuschung eintreten wird, wenn nach einem Jahr Krieg und nach so vielen "Siegen" das Gespenst des Hungers über dem europäischen Festland erscheint und das Phantom des siegreichen Friedens (der ja schon für Mitte August angekündigt war) immer mehr in die Ferne rückt.

Es scheint sich auch in den Köpfen der Achsen-Strategen die Einsicht eingestellt zu haben, dass die Besetzung Grossbritanniens erstens kein leichtes Spiel wäre und dass sie zweitens noch nicht das siegreiche Ende dieses Krieges wäre. Man scheint sich langsam darüber klar zu werden, dass das britische Weltreich, des-

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sen Zerfall von Nazis und Faschisten so oft vergeblich prophezeit wurde, eine Macht ist, mit der man rechnen muss, und dass diese Macht, wenn sie sich entschlossen hat, ihr ganzes Gewicht zur Verteidigung der Demokratie und zur Abwehr der Diktatur zur Geltung zu bringen, nicht mit Drohreden oder mit Spottreden zu Fall gebracht werden kann. Deshalb musste Mussolini den Kampf gegen das Empire in Afrika aufnehmen, den Versuch beginnen, von Libyen her Aegypten anzugreifen, um den Durchbruch zum Suezkanal einzuleiten, und von Abessinien her in British Somaliland einzufallen, um die Position der Engländer in Aden zu bedrohen. Sicherlich ist durch den Ausfall der französischen Kolonien aus dem Kampfe die Lage der Engländer nicht leichter geworden. Aber es fragt sich, ob nicht der Angreifer im afrikanischen Wüstenkriege unüberwindlichen Schwierigkeiten begegnen wird. Die Achse scheint darauf zu hoffen, dass Japan ihr durch einen Angriff auf die britischen Besitzungen in Ostasien zu Hilfe kommen wird, aber gerade hier entsteht ein neues Problem: Ein solcher Angriff kann Amerika nicht gleichgültig lassen und dürfte eigentlich auch den Politikern im Kreml zu denken geben. Und man wird abwarten, ob das Wachsen der japanischen Gefahr nicht auch auf die Stimmung in Indien in einem Sinne wirken wird, der dem britischen Weltreich eher förderlich als schädlich ist.

Man scheint im Dritten Reich mit bösen Vorahnungen auf die Vereinigten Staaten von Amerika zu blicken, und es spricht viel dafür, dass nach der Katastophe der Neutralitätspolitik in Europa die Einsicht in Amerika wächst, dass ein langes Zuschauen bei diesem Weltkonflikt kurzsichtig und selbstmörderisch wäre. Gewiss wird erst die Periode der Präsidentenwahlkampagne vorübergehen müssen, bevor es in Amerika zu einer aussenpolitischen Entscheidung kommen kann. Aber es spricht alles dagegen, dass Hitler sein Ziel vor Ablauf dieser Frist erreichen wird, und viel dafür, dass nach Ablauf dieser Frist eine neue Lage entstehen wird, die es den Diktaturen unmöglich machen wird, auf die Erreichung ihrer Kriegsziele auch nur zu hoffen.

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Das am 23. Juli vom Innenminister im Unterhaus angekündigte White Paper über Entlassungsmöglichkeiten für Internierte ist eine Woche später erschienen und zählt 18 Kategorien von internierten Deutschen und Oesterreichern, die als "C"-Fälle klassifiziert sind, auf, deren Entlassung aus der Internierung beantragt werden kann. Diese Kategorien sind: Personen unter 16 und über 70 Jahre, Invalide und Kranke, Personen mit einem Permit vom Aliens War Service Department, Personen mit Erlaubnis zum Aufenthalt in Protected Areas, Personen in Schlüsselstellungen in national wichtigen Industrien, gelernte landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Arbeiter sowie Lebensmittelerzeuger, Wissenschaftler von akademischem Rang, für die es Arbeit von nationaler Wichtigkeit in ihrem Spezialgebiet gibt, Aerzte und Zahnaerzte mit Studienerlaubnis in England, Aerzte und Zahnaerzte mit Praxiserlaubnis in England, frühere Angehörige des Pionierkorps, die von dort aus Gründen entlassen wurden, welche kein schlechtes Licht auf ihre Loyalität werfen, Internierte, die sich zum Pionierkorps gemeldet haben und angenommen wurden, Mitarbeiter in Refugee-Organisationen, deren Verlust den Betrieb behindert, Arbeitgeber von mindestens 12 britischen Arbeitskräften in einem als wertvoll anerkannten Betrieb, der infolge der Internierung schliessen müsste, Eltern von britischen Söhnen, die in der Armee dienen. Geistliche, die ein Amt an nicht-deutschen Kirchen hatten, Personen die im Begriff sind, nach Uebersee auszureisen, und Personen, deren Familienverhältnisse (Krankheit von Eltern, Frau oder Kind) die Internierung als aussergewöhnliche Härte erscheinen lassen.

Zugleich mit der Veröffentlichung dieser Richtlinien wurde ein Beratungskomitee beim Home Office eingesetzt, dessen Aufgabe es ist, bei der Durchführung der Richtlinien beratend mitzuwirken und Vorschläge für weitere Kategorien von Internierten, deren Entlassung in Betracht gezogen werden soll, zu machen. Zum Vorsitzenden dieses Beratungskomitees ist Mr. [...] Asquith[2], zu seinen Mitgliedern sind die früheren Völkerbundskommissare

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für Flüchtlingsfragen, Sir Herbert Emerson und Sir Neill Malcolm, ernannt worden. Soweit bisher bekannt, sind Bemühungen im Gange, auch die "B"-Fälle in den Kreis derer einzubeziehen, die entlassen werden können, den politischen Flüchtlingen mehr Beachtung zu widmen, als es im White Paper geschah, die Altersgrenze der Internierten herabzusetzen, die künftige Beschäftigungsmöglichkeit ebenso wie die frühere Beschäftigung zum Entlassungsgrund zu machen und die Bestimmungen des White Paper in manchen Punkten abzumildern.

Bei den bisher bekanntgewordenen Entlassungen aus der Internierung hat es sich meist um Schwerkranke und um Personen in wichtigen Industriestellungen gehandelt.

Ein Beratungskomitee für Ausländerfragen ist beim Home Office unter Vorsitz Lord Lyttons[3] zusammengetreten und wird sich mit Problemen der Fürsorge für Ausländer, mit den Möglichkeiten ihrer Beschäftigung und mit der Verbesserung der Verhältnisse in den Internierungslagern befassen. Dem Komitee gehören die Labour-Abgeordneten Noel-Baker, McNeil[l][4] und Strauss[5] und die durch ihr Interesse für Flüchtlingsfragen bekannte unabhängige Abgeordnete Eleanor Rathbone[6] an.

Ein wichtiger Schritt zur Besserung der Lage der Internierten dürfte die Uebernahme der Verwaltung der Internierungslager durch das Home Office sein, die soeben erfolgt ist. Eine grosse Erleichterung wäre die vom Home Office zugesagte Beschleunigung des Postverkehrs zwischen den Internierten und ihren Angehörigen, der bisher von der Zensur ungewöhnlich [lange] aufgehalten wurde.

Das Home Office hat ein besonderes Department für die Kontrolle der Internierungslager eingesetzt, dessen Adresse lautet: Under Secretary of State, Home Office, B.3, Scotland House, Victoria Embankment, London S.W. Dorthin können schriftliche Anfragen nach dem Aufenthalt von Internierten gerichtet werden, dorthin sind auch Gesuche um Besuchserlaubnis in den Lagern (schriftlich) zu richten. An allen Wochentagen von 10 bis 4 Uhr kann man in St. Stephen's House, Westminster (Eingang Cannon Row), Adressen von Internierten erfragen.

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Die Verschickung von Internierten nach Uebersee

scheint vorläufig eingestellt zu sein. Unfreiwillige Verschickungen finden nicht mehr statt, und selbst der Transport der Frauen und Kinder, die den schon nach Uebersee abgegangenen Ehemännern und Vätern folgen sollte[n], konnte bisher nicht abgehen. Auf der Isle of Man waren Arrangements getroffen worden, dass sich dort internierte Frauen mit ihren Ehemännern treffen und die Frage der gemeinsamen Verschickung nach Uebersee besprechen konnten. Soviel man hört, finden jetzt aber prinzipielle Besprechungen der britischen Regierung mit den Regierungen der in Frage kommenden Dominions statt, von deren Ergebnis erst die Fortsetzung der Uebersee-Aktion abhängen wird.

Im Interesse der politischen Flüchtlinge ist zu hoffen, dass in Zukunft der Gesichtspunkt der politischen Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit bei der Frage der Entlassung aus der Internierung eine grössere Rolle spielen wird, als es bisher der Fall ist, und im Interesse der Internierten, die vorläufig keine Aussicht auf Entlassung haben, ist zu hoffen, dass eine Trennung der Flüchtlinge von den internierten Nazis und eine Vereinigung der Familien in den Internierungslagern durchgeführt wird.[7]

Der Aufruf des "International Solidarity Fund"[8], für die mittellosen sozialdemokratischen und freigewerkschaftlichen Flüchtlinge in Internierungslagern zu sammeln, ist nicht ohne Wirkung geblieben. Besonders bemerkenswert war es, dass aus den Kreisen der nicht-internierten Flüchtlinge zahlreiche Spenden erfolgten, die zwar nicht gross sein konnten, aber in vielen Fällen den Charakter eines regelmässigen Beitrags angenommen haben. Auch von unseren in den Pionierkorps dienenden Genossen haben viele einen Teil ihres Soldes für die Internierungsspende gegeben und damit einen schönen Beweis der Solidarität geliefert. Einen grösseren Beitrag hat die "Sozialistische Arbeitsgemeinschaft"[9] geleistet, die damit zugleich anerkannte, dass das Ergebnis der Sammlung nicht nur Parteigenossen im engeren

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Sinne zugeleitet wird. Von englischen Organisationen haben die Labour Party und die Funktionaäre der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF)[10] in Beantwortung unseres Aufrufes dankenswerte Beiträge gestiftet. Auf Grund dieser Spenden ist der International Solidarity Fund in der Lage gewesen, einer grösseren Kreis internierter sozialistischer und gewerkschaftlicher Flüchtlinge Beihilfen von durchschnittlich 10 sh zu gewähren, und es ist zu hoffen, dass diese Beihilfen wiederholt werden können. Wir benützen gern die Gelegenheit, an dieser Stelle allen Spendern im Namen unserer Genossen herzlich zu danken.

Sammellisten können angefordert werden vom International Solidarity Fund, Room 62, Bloomsbury House, Bloomsbury Street, London WC1.

betrug bisher 20 Jahre und ist neuerdings auf 19 Jahre herabgesetzt worden. Von unseren mit dem Pionierkorps nach Frankreich gegangenen Genossen sind alle wohlbehalten nach England zurückgekehrt und haben uns teils mündlich, teils schriftlich zufriedenstellende Berichte über ihr Leben in der Armee gegeben.

ist noch immer ungewiss, da Nachrichten von ihnen nur spät und spärlich kommen. Von führenden Genossen sind in England bisher nur Julius Deutsch[11], der frühere Führer des Wiener Schutzbundes, und Max Braun[12], der einstige Führer im Saarkampfe, eingetroffen.

Frauen von Internierten können nach Angabe von Gründen vom Trust Fund die Bewilligung zur Erstattung der Fahrkosten ins Lager erhalten, die dann, wenn die amtliche Erlaubnis des Home Office (Scotland House) und der lokalen Polizei vorliegt, ausgezahlt werden können. Die Trustees beabsichtigen, Besuche in den Lagern zu unternehmen. Solange ihnen die Bewilligung dazu fehlt,

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wird Mr. Israel vom Jewish Refugee Committee[13] bei seinen Lagerbesuchen die Angelegenheiten der beim Trust Fund registrierten Flüchtlinge mitverfolgen.

Internierte, die nach Uebersee gehen, werden, wenn sie von Trust-Fund-Unterstützung lebten, £5 für die Anschaffungen zur Reise erhalten. Sollte die Verschiffung nach Uebersee zu einer regulären Niederlassung dort führen, wird der Fall als Emigration behandelt werden und der Anspruch auf die Emigrationsbeihilfe des Trust Fund in Kraft treten.

Das Taschengeld für Internierte beträgt nach wie vor 1 sh wöchentlich (für ein Kind erhält die Mutter 6 d Zuschlag). Das Taschengeld ist vom Datum des 14. Juni an in Zahlung.

Der Trust Fund bemüht sich, die als "Lebensgefährtinnen" registrierten Frauen ihren nach Uebersee verschickten Männern nachsenden zu lassen.

Der Trust Fund kann Freilassung von Internierten nur für solche Internierte beantragen, die in Flüchtlingsorganisationen arbeiteten oder in [der] Waldarbeit beschäftigt waren. Er hat ausserdem Anträge für Internierte eingereicht, die obwohl Tschechen oder Sudetendeutsche, infolge fälschlicher Registrierung als Deutsche oder Oesterreicher interniert wurden.

Die Adresse der Internierten in Australien ist: c/o Prisoners of War Department, Melbourne, Australia.

Die Adresse der Internierten in Kanada: Operations Base, Canadian Army Post Office, Ottawa, Canada.

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Issued by the London Representative of the German Social
Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London NW 7.






Editorische Anmerkungen


1 - Am 30.8.1940 wird in Wien vereinbart, dass Rumänien den nördlichen Teil Siebenbürgens an Ungarn abtritt - bei Garantie der nunmehrigen Grenzen Rumäniens. Die Türkei und Jugoslawien bleiben trotz Drängens beider kriegsführender Seiten neutral. Im April 1939 hatten die Italiener Albanien besetzt, das für sie 1940 zum - unruhigen - Aufmarschgebiet gegen Griechenland wurde.

2 - Cyril Asquith (1890 - 1954), britischer Jurist und Richter.

3 - Victor Alexander Lytton (1876 - 1947), Staatsbeamter, u. a. 1922-1927 Gouverneur von Bengalen, 1940-1941 Vorsitzender des Foreign Office Advisory Council on Aliens.

4 - Hector McNeil (1907 - 1955), Labour-MP seit 1941 (!), ab 1945 Unterstaatssekretär im Außenministerium.

5 - George Russell Strauss (1901 - 1993), Labour-MP 1929-1931 und 1934-1979, 1942-1945 Mitarbeiter von Stafford Cripps, 1945-1947 Staatssekretär im Transportministerium, 1947-1951 Minister für Versorgung ("supply"), unter dessen Zuständigkeit die Verstaatlichung von Bergbau und Stahlindustrie durchgeführt wurde.

6 - Eleanor Florence Rathbone (1872 - 1946), 1929-1946 ILP-Abgeordnete (MP), 1943 stellvertretende Vorsitzende des National Committee for Rescue from Nazi Terror.

7 - Unter Druck einer zunehmend hysterisch reagierenden Öffentlichkeit hatte der britische Innenminister Anfang Mai 1940 verfügt, die bisher nicht von der Internierung betroffenen politischen Flüchtlinge aus Deutschland und Österreich - bis auf ganz wenige Ausnahmen - zu internieren.

8 - Der "International Solidarity Fund" ging hervor aus dem aus dem 1926 von der SAI gegründeten Matteotti-Fonds und sollte den Opfern des Kampfes gegen den Faschismus Hilfe gewähren. Er war benannt nach dem italienischen sozialistischen Abgeordneten Giacomo Matteotti (1885 - 1924), der von italienischen Faschisten ermordet worden war.

9 - Die Arbeitsgemeinschaft war ein "Kartell" verschiedener sozialistischer Exilorganisationen aus Deutschland und Österreich, das nicht lange bestand.

10 - Die 1896 in London gegründete ITF (Internationale Transportarbeiter-Förderation/ International Transport Workers' Federation) war ein Zusammenschluss von Gewerkschaften der Transport- und Verkehrsindustrien auf internationaler Ebene. Nach Kriegsbeginn hatte die ITF ihren Sitz von Amsterdam nach London verlegt. In der Zeit vor dem I. Weltkrieg war Berlin der Sitz des ITF-Sekretariats gewesen.

11 - Julius Deutsch (1884 - 1968), österreichischer Sozialist und Schriftsteller, SPÖ-Parlamentsabgeordneter, Mitgründer des Republikanischen Schutzbundes, einer Wehrorganisation der SPÖ, seit 1934 im Exil, Militärberater der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg 1936 ff., 1937 General, 1940 Flucht von Frankreich nach GB und Weiterreise in die USA. 1946 Rückkehr nach Österreich, Tätigkeiten beim Parteivorstand und bei den Parteiverlagen, Buchvertrieben, Druckereien etc. der SPÖ.

12 - Max Braun (1892 - 1945), Volksschullehrer, sozialistischer Politiker und Journalist, 1928-1935 1. Vorsitzender der saarländischen SPD, ab 1935 Exil in Frankreich, Mitarbeit an und Herausgabe von diversen deutschen Emigrantenzeitungen, zeitweise Volksfrontanhänger, 1936 ausgebürgert, ab 1940 Exil in Großbritannien.

13 - Wilfrid Israel (1899 - 1943), von Beruf Kaufhausunternehmer (Berlin), 1933-1939 innerhalb Deutschlands in jüdischen Hilfskomitees tätig, 1939 Exil in Großbritannien; auf einem Flug von Lissabon nach London von Deutschen abgeschossen.
Das Jewish Refugee Committee war 1933 gegründet worden.



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