May, 2nd

No. 9 - 1940

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This news-letter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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The Executive Committee of the Social Democratic Party of Germany issued the following Statement of April 20th, 1940:

We protest against Hitler's new crime. Once again a brutal attack has been made; two nations are suffering from a criminal descent of the military forces of the Hitler government. Denmark has been obliged to capitulate in face of the Hitlerian threats of destruction. Norway is gallantly defending [its] freedom and resisting the invaders.

In both countries social-democratically led governments have laboured at the peaceful encouragement of their peoples' prosperity; they have openly testified to their pacific principles and have formed their policies accordingly. Nothing was further from their thoughts than any recourse to force. They have refrained from taking up any unfriendly attitude towards Hitler-Germany and have, since the beginning of the war, observed a neutrality from which Hitler-Germany in particular has drawn the benefits. If ever governments have obstinately pursued a policy of absolute will for peace and absolute will for neutrality, the governments of these two countries have done so.

Nevertheless, Hitler has invaded both these lands. Denmark is being plundered and the Danish people forced to adapt themselves to the hunger regime of Hitlerian war economy. Himmler's Gestapo has entered Copenhagen. Democratic liberties are disappearing in the grip of the German military dictatorship. Hitler is employing the

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same war methods in Norway as he adopted for the destruction of Poland.

It is with feelings of sincere indignation that we see all that free peoples have built up in peaceful effort being destroyed by such acts of brute force. It is with bitter dismay that we note how the good name of the German people is being dragged in the dust. Our sympathy goes out to all peoples who suffer under Hitler's outrage. Deeply moved, we follow the heroic struggle of the Norwegians. Their aim is our aim: the defeat of aggressive German nationalism, the restoration of Justice, Freedom and Peace.

Hitler and his propaganda chiefs are trying to conceal from the German people the true character of the invasion of Denmark and Norway and the fact that the German fleet has suffered a severe defeat.

We declare to the German People:

The invasion of Denmark and Norway is an infamous act of brute force. The men whose lives Germany is sacrificing are dying in a shameful cause.

People of Germany!

The very welfare and future of Germany is at stake and demand disobedience, resistance and rebellious opposition to the band of criminals who now hold the reins of government.

Rise up in the struggle for freedom!

 

The Executive Committee of the
Social Democratic Party of Germany
Hans Vogel


fand als Skandinavien-Kundgebung am 25. April im Saal des Friends House in London statt. Der norwegische Sozialist Bjarne Braatoy hielt einen eindrucksvollen Vortrag über "Skandinavien und der Krieg". Die Aktualität dieses Vortrags, der die sozialen und politischen Ver-

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hältnisse in den skandinavischen Ländern darstellte und Entstellungen der Ereignisse, die Hitlers Einmarsch in Norwegen vorausgingen, entgegentrat, wurde noch durch den ergänzenden Bericht des kürzlich in London eingetroffenen norwegischen Sozialdemokraten Rytter[1] unterstrichen, der aus eigener Anschauung von dem Überfall auf Oslo, der Flucht der norwegischen Regierung und der Königsfamilie und dem Widerstand des norwegischen Volkes und der norwegischen Armee erzählte. Den Ausführungen der beiden norwegischen Genossen, die begeisterten Beifall fanden, folgten Sympathieerklärungen, die für die reichsdeutschen Sozialdemokraten von Gen. Sander[2], für die tschechischen von Gen. Belina, für die österreichischen von Gen. Svitanics[3] und für die sudetendeutschen von Gen. Jaksch abgegeben wurden. Die Kundgebung schloss mit dem gemeinsamen Gesang der Internationale.

Der Verlauf und Besuch der Veranstaltung berechtigt zu der Hoffnung, dass die "Sozialdemokratische Union" auch in Zukunft eine erfolgreiche Tätigkeit bei der kulturellen Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Auftreten der kontinentalen Sozialdemokraten in England entfalten wird.




Zweiter Vortragsabend
der Sozialdemokratischen Union

Gen. R. Crossman (Labour Party), Redakteur
der Wochenschrift "New Statesman and Nation",
bekannt durch seine Rundfunkansprachen an die
deutschen Arbeiter, hat als Redner zugesagt.

Unkostenbeitrag
2d

Nähere Mitteilungen
folgen




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Das Büro der Sozialistischen Arbeiter-Internationale hat zum 1. Mai einen Aufruf erlassen, der daran erinnert, dass vor 50 Jahren zum ersten Male in der ganzen Welt Mai-Demonstrationen der sozialistischen Parteien organisiert wurden. Diese Kundgebungen waren gegen den Krieg und das Elend gerichtet. Sie haben Erfolge gezeitigt, soweit es sich um die Entwicklung der sozialpolitischen Gesetzgebung handelte. Aber sie haben nicht dem System der Gewalt ein Ende bereitet, "da die Arbeiterklasse noch nicht genug Einfluss gewonnen hat, um die Kommandogewalt in Händen zu halten". Der Aufruf schliesst mit den Worten: "Die Welt ist aufs neue durch die wiederholten Ueberfälle der Diktaturstaaten zerrissen. Mehrere Länder sind von der Landkarte gestrichen worden. Andere haben die Härten der Gewaltherrschaft zu erdulden. Mehrere Völker stehen im Krieg, andere leben in ständiger Invasionsgefahr; alle leiden unter mannigfachem schweren Druck. In diesen Stunden müssen die Arbeiter der ganzen Welt sich gegen jede Politik der Eroberung und Unterjochung, unter welcher Form sie auch ihre reaktionären Ziele maskieren möge, erheben. Sie fordern mit uns, dass aus dieser Prüfung ein dauernder Frieden, gegründet auf internationaler Zusammenarbeit und demokratischer Verständigung der Völker hervorgehe, der allein den Wohlstand und die Freiheit der Welt bringen wird, zu erhalten."

Auch der Internationale Gewerkschaftsbund hat zum 1. Mai eine Kundgebung erlassen, in der auf den Kampf der Demokratien gegen den Hitlerismus hingewiesen und betont wird, dass die britische und französische Arbeiterschaft Seite an Seite an diesem Kampf teilnehmen. Der Aufruf erinnert an die Tausende von Helden, die im Kampfe gegen die Diktaturen gefallen sind und gibt der Zuversicht Ausdruck, dass der Kampfe für die Befreiung der Menschheit von der Barbarei mit dem Endsieg der Demokratie und der internationalen Solidarität enden wird.

Vor einiger Zeit hat der Parteivorstand der Deutschen Sozialdemokraten in Paris an die Leitung der französischen sozialistischen Partei den Wunsch gerichtet,

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eine regelmässige und ständige Zusammenarbeit in die Wege zu leiten. Die Leitung der französischen Partei hat daraufhin ihre Internationale Kommission beauftragt, eine gemeinsame Besprechung mit den Vertretern des deutschen Parteivorstandes durchzuführen. Diese Besprechung hat unter dem Vorsitz des Genossen Zyromski[4] und in Anwesenheit des Parteisekretärs Genossen Séverac[5] stattgefunden. Es wurde eine Reihe politischer Fragen erörtert und es wurde vereinbart, die Besprechung allmonatlich zu wiederholen. Im Verfolge dieser ersten gemeinsamen Sitzung fanden durch die Vermittlung und unter Teilnahme des Mitglieds der Internationalen Kommission der französischen Partei (SFIO)[6], des Genossen Roucayrol[7], Besprechungen mit massgebenden französischen Stellen statt.

Nach der Landung britischer und französischer Truppen in Norwegen, denen es gelang, mit den norwegischen Landesverteidigern Fühlung zu nehmen, hat sich der Kampf um Sieg oder Sturz der Diktatur in Europa auf eine neue Front ausgedehnt: in den Fjorden, Tälern und Bergen Norwegens schlagen sich die Vorposten der Demokratie mit den Vorposten des Nazismus. Das Kampfgelände ist unvorstellbar schwierig, der Anfangserfolg der Nazis, die den kürzeren Weg zu den Schlachtfeldern haben, ist schwer auszugleichen, und das noch vorhandene Uebergewicht der Hitlerschen Luftflotte, die sich alle guten Stützpunkte sicherte, ist nicht leicht zu nehmen. Aber die Tatsache, dass Hitler in Norwegen Widerstand gefunden hat, bleibt; es wird nicht nur um Narvik und Trondheim, sondern sogar zwischen Bergen und Oslo gekämpft, und nach den ersten Prahlereien des Herrn Goebbels, die Engländer würden überhaupt nicht in Norwegen landen, folgte die Behauptung Ribbentrops, dass die Nazis nur deshalb in Norwegen eingedrungen seien, weil die Engländer schon im Begriff gewesen seien, es mit Zustimmung der norwegischen Regierung zu besetzen.

Der Kampf, der sich an der neuen Front entwickelt, wird schwer und verlustreich sein, und es besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass er sich auch noch auf schwedisches Gebiet ausdehnt. Für Hitler steht viel auf

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dem Spiele: Es droht ihm der erste militärische Rückschlag, und es droht ihm der Verlust der schwedischen Eisenerze. Wird ihm Stalins "Rote Armee" zu Hilfe kommen? Wird Mussolini ihm mit einer Entlastungsoffensive im Mittelmeer helfen? Es ist müssig zu prophezeien. Aber es ist gut, auch auf diese Möglichkeiten gefasst zu sein.

Der Ueberfall auf Dänemark und Norwegen hat erneut gelehrt, wie gefährdet in der heutigen Situation jedes Land ist. Man hat gelernt, dass diese Vorbereitung nicht nur die militärischen Verteidigungsmassnahmen, sondern auch die Abwehr des Verrats und der inneren Zersetzung betreffen muss. Die Vorkehrungen, die in Holland und Belgien, vor allem aber von den Balkan-Ländern gegen Hitlers einheimische und ausländische Agenten getroffen wurden und in Jugoslawien zu der sensationellen Inhaftierung des ehemaligen Ministerpräsidenten Stojadinovitsch[8] führten, deuten darauf hin, dass man die notwendigen Lehren, wenn auch spät, zu ziehen beginnt.

Aus den unvollständigen Meldungen, die über das Schicksal der Flüchtlinge vorliegen, die zur Zeit des Nazi-Ueberfalls in Dänemark und Norwegen waren, geht hervor, dass mehr, als man anfangs annahm, sich retten konnten. Einer ganzen Reihe von deutschen und tschechischen Flüchtlingen ist es gelungen, von Dänemark nach Schweden zu entkommen, und viele der durch ihre politische Tätigkeit am meisten Gefährdeten scheinen unter ihnen zu sein. Aus Norwegen wird uns berichtet, dass alle deutschen und tschechischen Flüchtlinge, die in Oslo waren, die Stadt rechtzeitig verlassen konnten. Ein Teil von ihnen floh nach Schweden, ein anderer Teil in das von den Nazis nicht besetzte Gebiet, das jetzt von alliierten und norwegischen Truppen verteidigt wird. Von Paris aus wird der Versuch gemacht, den parteigenössischen Emigranten Schutz und Hilfe zu sichern, soweit das unter den gegebenen Umständen möglich ist. Es kann erst später über die getroffenen Massnahmen und über die Resultate berichtet werden.

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Die Verräterei, die von den norwegischen Hitler-Agenten, an der Spitze Major Quisling[9], begangen wurde, hat in England zahlreiche Stimmen lautwerden lassen, die auf die Gefahr zersetzender und verräterischer Umtriebe in jedem Land, dem Hitler feindlich gegenübersteht, hinwiesen. Besonders wurde die Aufmerksamkeit auf die Umtriebe der "Peace Pledge Union"[10] der Kommunisten und der "British Union" des Sir Oswald Mosley[11] gelenkt. Der Innenminister Sir John Anderson ist im Parlament über diese Frage interpelliert worden und hat mit einer Erklärung geantwortet, die besagt, dass der Tätigkeit dieser zersetzenden Organisationen und der Spionagegefahr durch feindliche Ausländer erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt werde, dass man aber, so lange wie möglich, von Einschränkungen der Redefreiheit in England absehen möchte. Auf Anfrage erklärte der Innenminister, dass ein Verbot der Kommunistischen Partei in England im Bereich der Erwägungen sei und dass man für die Flugzettelpropaganda der britischen Faschisten schliesslich die Führer dieser Bewegung zur Verantwortung ziehen werde, wobei man keinen Unterschied der Person und des Standes anerkennen werde.

Leider ist durch das Verhalten eines Teils der Flüchtlinge, die Verbindungen mit pazifistischen und kommunistischen Organisationen aufrechterhalten und sich an ihrer Propaganda beteiligen, die Frage der Flüchtlinge mit jener der britischen Hitler-Agenten und der ausländischen Spione verquickt worden, und eine Pressekampagne, die stellenweise bis zur Forderung ging, alle Deutschen und Österreicher in Grossbritannien zu internieren, war die Folge. Aber es meldeten sich zahlreiche und gewichtige Stimmen, die davor warnten, einer Spionage-Psychose Raum zu geben und sich durch Angriffe auf hitlergegnerische Flüchtlinge von der wirklichen Gefahr ablenken zu lassen. Ein Artikel des Nobelpreisträgers Sir Norman Angell[12] in der "Picture Post" über die Flüchtlinge hatte zahlreiche Zustimmungserklärungen zur Folge, und besonders eindrucksvoll waren die Worte, die Mr. Norman Birkett[13], K.C., ein bedeutender englischer Jurist, der unter dem Namen "Onlooker" das Zeitgeschehen im Rundfunk kommentiert, über "Spionagegefahr und Flüchtlinge" sprach. Die Mehrheit der Deutschen und Oesterreicher in England, sagte er, sind Flüchtlinge vor der Nazi-Verfolgung und fühlen einen

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brennenden Hass gegen Nazi-Deutschland. Diese Männer und Frauen sind durch die Hölle gegangen, man hat ihnen ihre Geschäfte und ihre Ersparnisse geraubt und ihre Heimat genommen. Viele haben die Schrecken der Konzentrationslager erduldet und manche tragen an ihren Körpern die Spuren der Nazi-Grausamkeit.

"Nirgends brennt die Begierde, den Triumpf der Freiheit zu sehen, stärker als in den Herzen vieler von denen, welche die Freiheit in ihrem eigenen Land untergehen sahen. Fast 2000 junge Ausländer sind bereits im Pionierkorps, während Tausende älterer Flüchtlinge bereit sind, jeden Dienst zu leisten, der in ihrer Macht liegt."

Am Ende wies Mr. Birkett darauf hin, dass die Entscheidung der Tribunale die Behörden nicht der Pflicht entheben, auf die Ausländer zu achten, die in Freiheit sind. Der Innenminister hat die Macht, in jedem Fall sofort einzugreifen, wenn neue Informationen ihn zu der Meinung bringen, dass Internierung notwendig ist.

Seit Montag, dem 22. April, tagen die "Advisory Committees", deren Aufgabe es ist, die von den Tribunalen als "B" klassifizierten Flüchtlinge zu überprüfen und jene Fälle zu untersuchen, in denen Ausländer von allen Restriktionen befreit wurden, aber von der Polizei als verdächtig betrachtet werden. In London hat das Advisory Committee Nr. 5 unter Vorsitz von Mr. Roland Burrows[14], K.C., im Polizeigericht Bow Street zu tagen begonnen. Die Verhandlungen dauern in den einzelnen Fällen länger als erwartet wurde, da fast in jedem Falle Zeugen gehört wurden. Der Vorsitzende amtiert mit zwei Beisitzern, deren Namen im voraus nicht bekanntgegeben werden. Wenn das Komitee sich für Internierung ausspricht, erfolgt sofortige Verhaftung. Die Mitglieder des Londoner Advisory Committee sind: Mr. Stanley Hirst[15], Sir Ewen Logan[16], Lady C. M. Gowers[17], Councillor Mrs. A. Cockburn[18], Mr. C. G. Page[19], Mr. D. Tovey[20], Mr. G. C. Latta[21] und Mr. A. M. Wall[22]. Die Verhandlungen vollziehen sich unter Ausschluss der Oeffentlichkeit. Soviel bisher bekannt ist, wurde in den meisten Fällen Befreiung von den Restriktionen ausgesprochen.

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Die Labour Party hat eine neue Flugschrift über die schändliche Rolle der Kommunisten herausgegeben. Die Schrift, die "About Turn"[23] heisst (Kehrt marsch!), enthält interessante Zitate kommunistischer Proklamationen vor und nach dem Hitler-Stalin-Pakt, und - da der Umfall der britischen Kommunisten später erfolgte als der der anderen - Zitate aus der Zeit vor dem Einfall der Roten Armee in Polen und hinterher.

Im März 1939 erklärte noch Herr Manuilski, der Sekretär der Komintern, auf dem 18. Moskauer Parteikongress:

"Was die Länder unter faschistischer Diktatur anbetrifft - Deutschland, Japan, Italien -, so will die Arbeiterschaft der ganzen Welt, dass die Regierungen dieser Länder im Kriege geschlagen werden ... Die Arbeiter kämpfen für die Bildung einer Front der Völker, einer Front des internationalen Widerstandes gegen den faschistischen Angreiferblock."

Fünf Monate später war für Stalins Knechte plötzlich das Gegenteil richtig, und die britische Kommunistische Partei erklärte am 23. August 1939: "Die Sowjetunion hat kein Interesse am Krieg", aber sie fügte damals noch hinzu: "Sie wird jedem Lande helfen, das gegen den faschistischen Angriff und für seine Unabhängigkeit als Nation kämpft." Ja, der "Daily Worker" wagte sogar am selben Tag, also 3 Wochen vor dem Ueberfall der Roten Armee auf Polen, wörtlich zu schreiben:

"Die Tatsache, dass ein Nichtangriffspakt der UdSSR immer noch erlauben würde, Polen oder Rumänien zu helfen, wenn sie Opfer eines unprovozierten Nazi-Angriffs werden, wird einfach übersehen."

Es scheint Stalin gewesen zu sein, der es übersah. Aber das hat die Kommunisten nicht gehindert, seinen Verrat mitzumachen. Am 2. September 1939 hat die Kommunistische Partei Grossbritanniens noch eine Erklärung herausgegeben, in der es hiess:

"Wenn die Welt sich, als Folge eines faschistischen Angriffs, in einen Krieg gestürzt sieht, wird die Kommunistische Partei alles tun, was in ihrer Macht liegt, um einen schnellen Sieg über den Faschismus und den Sturz des faschistischen Regimes zu sichern."

Und am Tage nach der englisch-französischen Kriegserklärung schrieb der "Daily Worker": "Der Krieg ist da. Es ist ein Krieg, der gewonnen werden kann und gewonnen werden muss." Mr. Harry Pollitt, der Generalsekretär der britischen Kommunistischen Partei, hat dann noch am 14. Sept. eine Broschüre unter dem

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Titel "How to win the war"[24] (wie der Krieg zu gewinnen ist) herausgegeben, in der er schrieb:

"Die Kommunistische Partei unterstützt den Krieg, da sie glaubt, dass es ein gerechter Krieg ist, der von der ganzen Arbeiterklasse und allen Freunden der Demokratie in Britannien unterstützt werden sollte ... In diesem Konflikt beiseite stehen, nur revolutionär klingende Phrasen beizusteuern, während die faschistischen Bestien über Europa rasen, wäre ein Verrat an allem, für dessen Verwirklichung unsere Vorgänger im Lauf langer Jahre des Kampfes gegen den Kapitalismus gekämpft haben."

Wir haben dem nichts hinzuzufügen. Die Kommunisten haben auf Befehl diesen Verrat begangen, auch Mr. Pollitt, der seine Broschüre zurückziehen liess und eine Reue-Erklärung abgab, in der er bekannte: "Ich erkenne an, dass meine Handlung, der Linie der Partei Widerstand zu leisten, einen unverzeihlichen Bruch unserer Parteidisziplin darstellte."

Mit Recht kommt die Flugschrift der Labour Party, die auch noch die schändliche Rolle der Kommunisten bei dem Ueberfall auf Finnland erörtert, zu dem Schluss: "Es ist nicht das Ziel der Kommunistischen Partei, weder in der Sowjetunion noch anderswo, für eine Weltrevolution durch Arbeiterbewegungen in allen Ländern zu arbeiten, die auf einer Basis der Gleichberechtigung zusammenwirken.

Das Ziel der Kommunistischen Partei in unserem Lande und in anderen ist es, als Instrument der sowjetischen Aussenpolitik zu handeln. Es ist die 'Sechste Kolonne', die im Ausland für den Imperialismus und die Gewaltpolitik der Sowjets wirkt."




Freiwillige Beiträge zur Unkostendeckung der SM gingen ein: Kurt D., London, sh -/6; Otto Sch., Farmer, sh 5/6; Max T., Tel Aviv (½ Palestine Pound) sh 10/6; K., Basingstoke, sh -/6; Traudel R., sh 3/-; Kolom.L., sh -/6; Sch. (Portoersatz), sh 10/-; Alfred K., Bristol, 2/6; W., Bloomsbury House, sh 10/-. Wir danken unseren Freunden und Lesern.

Wer die regelmässige Zustellung dieser Blätter auch in der kommenden Zeit trotz der steigenden Preise wünscht, wird um einen freiwilligen Beitrag gebeten.




Issued by the London Representative of the German Social Demo-
cratic Party, 33, Fernside Avenue, London NW 7






Editorische Anmerkungen


1 - Olav Rytter (geb. 1903), norwegischer Lektor und Publizist. 1935-1937 Redakteur bei "Norsk Tidend", ab 1938 Abteilungsleiter beim norwegischen Rundfunk, 1940-1944 in dieser Eigenschaft in London. Nach dem Krieg bei der UNO.

2 - Alle biographischen Angaben zu Wilhelm Sander finden sich in der Einleitung zu dieser Edition.

3 - Johann Svitanics (1890 - 1958), österreichischer Sozialdemokrat und Gewerkschafter, Exil ab 1934 in der CSR, ab 1939 in Großbritannien, Vorsitzender der Landesgruppe österreichischer Gewerkschafter in Großbritannien, BBC-Mitarbeiter für Arbeitersendungen nach Österreich. 1945 Rückkehr nach Österreich, Funktionär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB).

4 - Jean Zyromski (1890 - 1975), linker Flügel der SFIO, Parlamentsabgeordneter, Mitglied der SAI-Exekutive seit 1936, im Widerstand. 1945 aus der SFIO ausgeschlossen, 1945-1949 Kommunist, aus der KP ebenfalls ausgeschlossen.

5 - Jean-Baptiste Séverac (1879 - 1951), Philosophielehrer, 1924-1940 stellvertretender Generalsekretär der SFIO, Mitglied der SAI-Exekutive 1936-1940.

6 - SFIO = Section Française de l' Internationale Ouvrière (Französische Sektion der Arbeiter-Internationale). 1905 durch den Zusammenschluss zweier sozialistischer Organisationen gegründet. Durch die Namensgebung bekannte sich die Partei zu ihrer Rolle als Klassenkampfpartei. Bestand bis 1969. Nachfolgepartei: Parti Socialiste (PS).

7 - Fernand Roucayrol (1894 - 1988), Rechtsanwalt, 1936-1942 Abgeordneter der französischen Nationalversammlung, SFIO-Funktionär ab 1933, 1944 aus der Partei ausgeschlossen.

8 - "Stojadinovitsch": Milan Stojadinovic (1888 - 1961), jugoslawischer Ministerpräsident 1935-1939 (Rücktritt), bemühte sich in der Außenpolitik um eine Annäherung an NS-Deutschland und Italien. Lebte nach 1949 in Argentinien.

9 - Vidkun Quisling (1887 - 1945), norwegischer Faschist; Führer der von ihm 1933 gegründeten Nasjonal Samling, bildete 1942 eine "Nationale Regierung", die eng mit der deutschen Besatzungsmacht zusammenarbeitete (Quisling hatte Hitler 1939 eine deutsche Besetzung Norwegens vorgeschlagen), 1945 hingerichtet. Sein Name wurde Synonym für Landesverräter.

10 - Peace Pledge Union = 1935 zuerst im universitären Bereich entstandene linke (offiziell überparteiliche) Friedensorganisation; ihre Zeitschrift: "Peace News".

11 - Oswald Mosley (1896 - 1980), vor 1922 konservativ, ab 1924 Mitglied der Labour Party, Führer der von ihm 1932 gegründeten British Union of Fascists, die nur begrenzte politische Bedeutung hatte. Nach dem Verbot dieser Partei war Mosley 1940-1943 in Haft.

12 - Norman Angell (1874 - 1967), Soziologe, Publizist, Politiker, 1929-1931 Mitglied des Unterhauses (Labour), 1933 Friedensnobelpreisträger.

13 - Norman Birkett (geb. 1884), liberaler Unterhausabgeordneter 1923-1924 und 1929-1931, Richter, Mitglied des Internationalen Militärgerichtshofes in Nürnberg. K.C. = King's Counsel.

14 - Roland Burrows (geb. 1882), britischer Jurist, 1940-1945 Vorsitzender des London Regional Alien Advisory Committee.

15 - Zu Stanley Hirst konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

16 - Zu Ewen R. Logan konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

17 - Zu Mrs. C. M. Gowers konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

18 - Zu Mrs. A. Cockburn konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

19 - Zu C. G. Page konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

20 - Zu D. Tovey konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

21 - Zu G. C. Latta konnten keine biographischen Angaben ermittelt werden.

22 - Alfred Mervyn Wall (geb. 1889), britischer Gewerkschafter.

23 - The Labour Party (Hrsg.): Stalin's men - About Turn!, London 1940.

24 - London 1939.



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