Anfang Januar 1940

Early January, 1940

Sozialistische Mitteilungen

News for German Socialists in England

This news-letter is published for the information of Social Democratic
refugees from Germany who are opposing dictatorship of any kind.

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Im "Daily Herald" hat der parlamentarische Fuehrer der britischen Labour Party, C. R. Attlee, eine Neujahrsbotschaft veroeffentlicht, in der es heisst:
"Gruesse und gute Wuensche allen Maennern und Frauen der Labour-Bewegung, die in ihrem Kampfe fuer Frieden und soziale Gerechtigkeit geeint sind. 1939 hat das Versinken der Welt in den Krieg gesehen. Moege 1940 einen gerechten und dauernden Frieden bringen. Ich moechte, dass alle unsere Maenner, die kaempfen, wissen sollen, dass wir entschlossen dagegen sind, dass die Dinge, fuer die sie kaempfen, wie es sich am Ende des letzten Krieges ereignete, verraten werden, wenn der Friede kommt."[1]

Der Fuehrer der britischen Trade Unions, Sir Walter Citrine[2], schrieb:
"Was immer das neue Jahr an Pruefungen, Besorgnis und Anstrengung bringen mag, die britische Arbeiterklasse wird nicht schwankend werden in der Aufgabe, mit allen ihren Mitteln die Anstrengung der Nation zu unterstuetzen, wenn sie den Kampf fortsetzt. Wenn wir uns im Kampf bereithalten, haben wir Trade Unionisten eine sehr verantwortungsvolle Stellung. Ich glaube, dass, wenn der Krieg endet, die Trade Unions in der Lage sein werden, einen unermesslichen viel groesseren Einfluss auf die Schaffung einer neuen Welt zu haben, als Folge ihrer gegenwaertigen Anstrengungen und Opfer. Wenn wir diesen Krieg fuehren, kaempfen wir fuer eine Zukunft, die nicht nur fuer unsere Nation mehr verspricht, sondern fuer die ganze Menschheit und alles, was human, edel und fortschrittlich im Leben der Menschheit ist."

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Nach Verlauf eines Monats zeigt sich, dass die beabsichtigte Eroberung Finnlands durch die Rote Armee Stalins keine so leichte Aufgabe war, wie man es sich im Kreml vorgestellt haben duerfte. Es ist schwer zu beurteilen, ob der russische Misserfolg seine Ursachen in der Staerke des finnischen Widerstandes oder in der organisatorischen und moralischen Schwaeche des russischen Angreiferheeres hat. Jedenfalls ist es angesichts des Kraefteverhaeltnisses zwischen der Roten Armee und den finnischen Truppen eine ungeheure Ueberraschung, dass bisher noch kein nennenswerter Fortschritt der Angreifer zu verzeichnen ist und dass die Finnen ihren Gegnern sogar sensationelle Niederlagen beibringen konnten. Finnische Stosstruppen sind in letzter Zeit ueber die russische Grenze vorgedrungen und sollen die russische Eisenbahnlinie nach dem Eismeerhafen Murmansk beschaedigt haben, was den Nachschub russischer Truppen an die Nordfront erschweren wuerde. Es mehren sich die Meldungen, dass die russischen Truppen mangelhaft ausgeruestet, schlecht organisiert und von dem Krieg, in dem man sie geschickt hat, keineswegs begeistert sind.

Wie immer der Ausgang des finnischen Krieges sein mag, schon heute laesst sich sagen, dass er ein empfindlicher Verlust fuer jene Propaganda ist, welche die Rote Armee als unueberwindlich und Stalins Politik als die einer weisen Neutralitaet hinstellte. Der Voelkerbund hat die Sowjetunion als Angreiferstaat ausgeschlossen,[3] aus den skandinavischen Laendern, aus England und aus Italien sind Freiwillige den Finnen zu Hilfe geeilt, die Welt sieht mit Staunen das Versagen des russischen Grossangriffs auf ein Land, das nicht mehr als 3 Millionen Einwohner zaehlt, also ein Zehntel der Einwohnerschaft Polens. Und die einzigen Stimmen, welche sich gegen die Verurteilung des Angriffs gegen Finnland aussprechen, sind die Blaetter der kommunistischen Partei[en] und die gleichgeschalteten Zeitungen Hitler-Deutschlands.

An der Westfront ist bis zum Ende des vergangenen Jahres keine der grossen Aktionen geschehen, die hier und da vorausgesagt wurden. Weder hat ein direkter An-

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griff auf die franzoesische Maginot-Linie[4] stattgefunden, noch ist der Einmarsch der Nazi-Armee in Holland und Belgien erfolgt, der mehrmals als unmittelbar bevorstehend angekuendigt wurde. In diesem Zusammenhange kann an die Worte Churchills erinnert werden, der vor einiger Zeit sagte, dass die Westmaechte ihren ersten Erfolg errungen haben werden, wenn sich bis zum Fruehjahr nichts Wesentliches ereignet.

Versucht man eine Bilanz der bisherigen Kriegsereignisse zu ziehen, so ergibt sich, dass Hitler fuer sich nur den Anfangserfolg seiner U-Boote buchen kann. Auf der Seite der Westmaechte war der erste Erfolg der Abschluss des Buendnisses mit der Tuerkei, dann kam die Aufhebung des amerikanischen Waffenembargos und die Ankunft der kanadischen Freiwilligen, alles Ereignisse, die eine Verstaerkung der fuer die kuenftige Kriegsfuehrung noetigen Kraefte und Reserven bedeuten.[5] Nach der Versenkung des englischen Kreuzers Courageous, des Flugzeugtraegers Royal Oak und des bewaffneten Handelskreuzers Rawalpindi durch deutsche U-Boote oder Zerstoerer war die Selbstversenkung des Nazi-Schlachtschiffes Admiral Graf Spee im Hafen von Montevideo ein deutliches Zeichen dafuer, dass die Nazi-Schiffe einen offenen Kampf mit den britischen Seestreitkraeften nicht wagen koennen,[6] und die staendig steigende Zahl der versenkten deutschen U-Boote zeigt, dass auch diese Art der Seekriegsfuehrung der britischen Ueberlegenheit zur See schweren Tribut zahlen muss. Was den Krieg in der Luft betrifft, so ist es bisher bei Erkundungsfluegen und gelegentlichen Bombardierungen sowohl britischer wie deutscher Flottenstuetzpunkte geblieben. - In England werden mit Beginn des Neuen Jahres umfangreiche Neueinberufungen zur Armee stattfinden.

Vor kurzem ist ein neues Buch des frueheren Nazi-Senatspraesidenten von Danzig, Hermann Rauschning, in englischer Sprache erschienen, das den Titel "Hitler speaks / Hitler spricht" traegt und Berichte von Gespraechen mit Hitler aus den Jahren 1932 bis 1934 enthaelt, die zum grossen Teil nahezu woertlich wiedergegeben sein sollen.[7] Diesen Berichten zufolge hat Hitler den Plan eines Buendnisses mit der Sowjetunion schon im Jahre 1934, bald nach dem Abschluss des Freundschaftspaktes mit Polen[8] erwogen, und zwar zu dem Zwecke der Niederwerfung Polens. Die Gefahr

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einer Bolschewisierung Deutschlands erkannte Hitler nicht an, sondern sagte eine Entwicklung des russischen Bolschewismus zu einer Art Nationalsozialismus voraus. Schon im Jahre 1932 bestand bei Hitler der Plan, Oesterreich und die Tschechoslowakei in ein Grossdeutsches Reich einzuverleiben und darueber hinaus einen grossen Kreis von Vasallenstaaten zu schaffen, der bis zum Schwarzen Meere und zum Kaukasus reichen sollte und dem auch die baltischen Staaten, die skandinavischen Staaten und Holland, Belgien und Nordfrankreich angehoeren sollten. Von der Unvermeidlichkeit des Krieges mit Frankreich, England und den Vereinigten Staaten ist Hitler nach Rauschnings Berichten von vornherein ueberzeugt gewesen, da seine Plaene auf Erringung der Weltherrschaft ausgingen. Er versprach sich dabei viel von einer neuen Kriegsfuehrung mit der Waffe der Propaganda, der inneren Zersetzung der Demokratien, mit der Anzettelung von Verschwoerungen und Aufstaenden und der Brechung der britischen Seeherrschaft durch U-Boote und Minen. Hitler ist, nach Rauschning, auch von der Unvermeidlichkeit eines schliesslichen Entscheidungskampfes mit der Sowjetunion nach Erreichung der gemeinsamen Ziele ueberzeugt gewesen. Bei alledem freilich erscheinen Hitlers Aeusserungen in Rauschnings Buch oft voellig widerspruchsvoll, und Rauschning selbst eroertert die Frage, ob Hitler ein Wahnsinniger sei, der ein ganzes Volk mit seiner Hysterie angesteckt habe. Ein festes Ziel seiner Bewegung habe Hitler nie angeben koennen. Rauschning, der den Nationalsozialismus heute den Veitstanz des 20. Jahrhunderts nennt, berichtet als Ohrenzeuge darueber, dass Goering die Reichstagsbrandstiftung zugegeben hat, berichtet weiter ueber Hitlers zynische Aeusserungen, dass er keine Vertraege zu halten gedenke, schildert an Beispielen die Korruption des Nazi-Systems und Hitlers Auffassungen von den tierhaften Instinkten der Masse. Nach Rauschnings Bericht soll Hitler auch erklaert haben, er werde zwei Dinge niemals zulassen, und zwar Inflation und Bezugsscheine, eine Bemerkung, die angesichts der jetzigen Rationierungsmassnahmen im Dritten Reich besonders bemerkenswert ist.

Nachdem schon vor einiger Zeit die Meldung erfolgt war, dass der Grossindustrielle Fritz Thyssen, einer der Hauptgeldgeber Hitlers vor seiner Machtergreifung, Deutschland

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fluchtartig verlassen und seinen Wohnsitz in der Schweiz genommen habe, ist nun gemeldet worden, dass Thyssen von der Schweiz nach Portugal gereist ist und sich von da nach Suedamerika begeben will. Inzwischen ist Thyssens im Dritten Reich zurueckgelassenes Vermoegen beschlagnahmt worden und seine Ausbuergerung erfolgt.

Das angebliche Bombenattentat am 9. November im Muenchener Buergerbraeu, das von der Goebbels-Propaganda zu einer grossen Stimmungsmache fuer Hitler und gegen England ausgenuetzt wurde, hat das angekuendigte Nachspiel noch immer nicht gefunden: der Prozess gegen den verhafteten angeblichen Taeter, einen Mann namens Elser, und die angeblichen Anstifter, zwei englische Offiziere, die man an der hollaendischen Grenze entfuehrt hatte, scheint nicht stattzufinden.[9] Das Nazi-Regime scheint einen zweiten Reichstagsbrandprozess nicht fuer nuetzlich zu halten.[10] Inzwischen mehren sich die Geruechte, dass die beiden englischen Offiziere, die an der hollaendischen Grenze auf Friedensvorschlaege gewisser deutscher Oppositionskreise, mit denen sie in Verbindung standen, gewartet haben sollen, tatsaechlich mit Goering in Fuehlung gewesen sein sollen, der demnach an eine Beseitigung Hitlers zwecks Erreichung eines Friedens mit den Westmaechten gedacht haette. Wenn das Tatsache ist, dann erklaert sich der Verzicht auf einen oeffentlichen Prozess gegen die angeblichen Anstifter des Bombenattentates von selbst.

Der Papst, der vor kurzem eine Reihe von Bedingungen fuer einen dauerhaften Frieden verkuendet hat, unter denen sich die allgemeine Abruestung und der Verzicht auf gewaltsame Unterdrueckung anderer Nationen befanden, hat in letzter Zeit eine bemerkenswerte politische Aktivitaet entfaltet, die in einem Staatsbesuch beim Koenig von Italien, der Ankuendigung einer Begegnung mit Mussolini und der Entsendung eines amerikanischen Botschafters beim Vatikan zum Ausdruck kam. Auf diesen Posten wurde Myron Taylor, der fruehere Vorsitzende der Internationalen Fluechtlingskonferenz, entsandt.[11] Man vermutet, dass der Papst einen neuen Friedensschritt plant, der wahrscheinlich von Mussolini unterstuetzt werden soll. Man weist darauf hin, dass die vom Papst verkuende

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ten Bedingungen fuer Hitler unannehmbar sind und glaubt daran, dass Mussolini eine Annaeherung an die Westmaechte vorbereiten wolle, wozu ihn die Besorgnis ueber einen moeglichen Angriff Hitlers und Stalins auf den Balkan draenge. - Die italienische Presse verurteilt weiter in scharfen Worten den russischen Angriff auf Finnland und veroeffentlicht Meldungen ueber angebliche russische Truppenaufmaersche gegen die Tuerkei und in Afghanistan, also gegen Indien.

In der Schweiz ist neben der Nazi-Zeitung "Neue Basler Zeitung"[12] auch die kommunistische Zeitung "Freiheit"[13] verboten worden, weil sie durch ihre Haltung zum Krieg gegen Finnland ihre Abhaengigkeit von der Moskauer Regierung bewiesen hat. In Schweden ist das kommunistische Blatt "Ny Dag"[14] verboten worden. Dieses Blatt hatte auch eine deutsche Ausgabe "Die Welt", die auch unter deutschsprechenden Fluechtlingen in England verbreitet wurde und ebenfalls ihre politische Abhaengigkeit von Moskau zur Schau trug.

Der stellvertretende Vorsitzende der britischen Labour Party, Arthur Greenwood, hat den Vorsitz des Labour University Club niedergelegt, da diese Vereinigung einen Aufruf erlassen hatte, der offensichtlich von der Moskauer Politik inspiriert war.

Hitler hat an Stalin zu dessen 60. Geburtstag,[15] der nicht, wie vielfach angekuendigt, den Entscheidungssieg ueber Finnland brachte, ein herzliches Glueckwunschtelegramm gesandt. Stalin erwiderte Hitler mit folgenden Telegramm: "Empfangen Sie bitte meine und des russischen Volkes Versicherung tiefer Dankbarkeit fuer Ihre freundlichen Wuensche." An Ribbentrop drahtete Stalin: "Die Freundschaft zwischen dem deutschen und dem russischen Volke ist durch Blut zusammengekittet. Sie ist dauerhaft und fest."

Einer Meldung der daenischen Zeitung "Politiken"[16] zufolge hat Stalin an Hitler einen Hilferuf gesandt, in dem er ihn um die Entsendung von angeblich 200.000 Spezialisten fuer die Neuorganisierung der russischen Wirtschaft und der Verkehrsverhaeltnisse in der Sowjetunion ersucht. - Die "New York Times"[17] hat kuerzlich zum Kriege Stalins gegen Finnland bemerkt, dass dieser "Blitzkrieg" einem Fuenfjahrplan

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aehnele.

Der britische Botschafter in Moskau, Sir William Seeds, der seinerzeit fuer die Londoner Regierung die Paktverhandlungen mit der Moskauer Regierung fuehrte,[18] ist von Moskau nach London abgereist. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er von seinem Urlaub nicht zurueckkehren wird. Die britische Regierung bereitet ein Weissbuch ueber den Verlauf der damaligen Verhandlungen vor, aus dem, wie angekuendigt wird, hervorgehen soll, dass die Moskauer Regierung von Frankreich und England die Anerkennung der von der Sowjetunion inzwischen erhobenen Ansprueche auf die baltischen Staaten und Finnland gefordert hatte, was die franzoesischen und englischen Unterhaendler ablehnten. - Auch der italienische Botschafter in Moskau hat seinen Posten verlassen und ist nach Rom zurueckgekehrt.

In unserer Ausgabe vom 3. Dezember hatten wir ueber die Bemuehungen berichtet, den in Wilna und Kowno befindlichen Fluechtlingen aus der Tschechoslowakei die Einreise nach Schweden zu ermoeglichen. Infolge des Angriffes der Sowjetunion auf Polen hat sich die Lage in Schweden so verschaerft, dass die Bemuehungen auf grosse Schwierigkeiten gestossen sind, so dass ein Erfolg in Frage gestellt erscheint.

Inzwischen liegen Nachrichten ueber eine ganze Reihe von Fluechtlingen vor, die sich in dem von der Roten Armee besetzten Lemberg aufhalten. Ueber ihr weiteres Schicksal laesst sich zur Zeit nichts sagen.

In Paris ist vor einiger Zeit ein Tschechoslowakisches Nationalkomitee zur Vertretung der Tschechoslowakei im Auslande und zur Bildung einer tschechoslowakischen Armee an der Seite der franzoesischen und englischen Armeen gebildet worden. Das Komitee besteht aus Dr. Benes[19], Gesandten Osusky[20], Msgre. Srámek[21], Dr. Hubert Ripka[22], den Generalen Viest[23] und Ingr[24], dem frueheren Generaldirektor Outrata[25] und dem frueheren Gesandten in Warschau Sláwik[26]. Durch einen Briefwechsel zwischen Benes und Lord Halifax ist der britischen Re-

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gierung die Bildung des Nationalkomitees zur Kenntnis gebracht worden, und die britische Regierung hat ihm Unterstuetzung insbesondere bei den Massnahmen zugesichert, die zur Bildung der tschechoslowakischen Armee in Frankreich fuehren sollen. Nach Kommentaren englischer Blaetter soll die Aufstellung tschechoslowakischer Formationen auf englischem Boden nicht in Frage kommen. Die Mobilisierten wuerden entweder nach Frankreich gehen oder in die britische Armee eintreten koennen.

In der zweiten Dezemberhaelfte waren der Vorsitzende des Parteivorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, Hans Vogel, und der Sekretaer des Parteivorstandes, Erich Ollenhauer, in London und hatten hier Besprechungen mit fuehrenden Vertretern der britischen Labour Party und mit Vertretern der britischen Politik. Die Besprechungen galten der Anti-Hitler-Propaganda, der Kriegsziel-Frage und der Aktivitaet der sozialdemokratischen Parteien.




[Hinweise]

Herausgeber und Mitarbeiter der "Sozialistischen Mitteilungen" entbieten allen Lesern ihre besten Wuensche und Gruesse zum Neuen Jahr.




Unsere Leser moechten wir darauf aufmerksam machen, dass die Herstellung, Vervielfaeltigung und Versendung der "Sozialistischen Mitteilungen" Kosten verursacht, die in letzter Zeit infolge erhoehter Papierpreise usw. noch gestiegen sind. Auf vielfache Anfragen, in welcher Weise unsere Leser zur Bestreitung der Unkosten beitragen koennen, teilen wir mit, dass Unkostenbeitraege in jeder beliebigen Hoehe an die Adresse des Herausgebers gesandt werden koennen und mit Dank angenommen und in der naechsten Ausgabe der SM quittiert werden.




Issued by the London Representative of the German
Social Democratic Party, 33, Fernside Avenue, London, N.W. 7.






Editorische Anmerkungen


1 - So hatte sich beispielsweise die Labour Party im I. Weltkrieg für einen Frieden ohne Annexionen eingesetzt.

2 - Der Trades Union Congress (TUC), gegründet 1868 in Manchester, ist der Dachverband der britischen Gewerkschaften, die organisatorisch eng mit der Labour Party verbunden waren. Walter Citrine (1887 - 1983), seit 1914 Gewerkschaftssekretär, 1926-1946 Generalsekretär des TUC, 1928-1945 Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB).

3 - Am 14.12.1939.

4 - Festungslinie an der französisch-deutschen Grenze; benannt nach André Maginot, 1929 - 1932 französischer Kriegsminister.

5 - Am 8.11.1939 trat das Beistandsabkommen zwischen der Türkei, Frankreich und Großbritannien in Kraft. Bis Anfang November 1939 bestand in den USA ein Verbot, Waffen an kriegführende Staaten zu liefern. Die Kriegserklärung Kanadas an Deutschland war am 10.9.1939 erfolgt.

6 - Am 17.9.1939 wurde der Flugzeugträger (nicht Kreuzer) Courageous durch ein deutsches U-Boot versenkt. Am 14.10.1939 wurde das Schlachtschiff (nicht Flugzeugträger) Royal Oak ebenfalls durch ein deutsches U-Boot versenkt. Der Hilfskreuzer Rawalpindi befand sich in der Nähe Islands, als er am 23.11.1939 von den deutschen Schlachtschiffen Scharnhorst und Gneisenau zerstört wurde. Der Befehl zur Selbstversenkung (17.12.1939) der durch vorangegangene Seekämpfe beschädigten Admiral Graf Spee erfolgte, weil Uruguay das Schiff zum sofortigen Verlassen des von englischen Kampfschiffen blockierten Hafens aufforderte.

7 - Hermann Rauschning (1887 - 1982), 1933/34 NS-Senatspräsident der Freien Stadt Danzig, ab 1936 Exil in der Schweiz, 1938 Frankreich, 1939 Großbritannien, ab 1941 USA. Vgl. Hermann Rauschning: Gespräche mit Hitler, Zürich und New York 1940. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt.

8 - Im Januar 1934 war zwischen Polen und Deutschland ein Nichtangriffspakt und ein "Verständigungsabkommen" abgeschlossen worden, das von Hitler im April 1939 einseitig aufgekündigt wurde.

9 - Georg Elser (1903 - 1945), Schneider, politischer Einzelgänger, verübte tatsächlich am 7.11.1939 ein Attentat, dem Hitler entging, weil er vorzeitig die Versammlung verlassen hatte. Die deutsche Propaganda vermutete den englischen Geheimdienst als Anstifter des Attentats. Die beiden Geheimdienstler Captain Best und Major Stevens wurden, durch ein SS-Kommando von niederländischem Boden entführt (9.11.1939), ermordet.

10 - Im Reichstagsbrandprozess in Leipzig (September - Dezember 1933) wurde der Niederländer Marius van der Lubbe zum Tode verurteilt; die angeblichen "Hintermänner", die Kommunisten G. Dimitroff, B. Popoff, V. Taneff und Ernst Torgler, mussten aus Mangel an Beweisen freigesprochen werden.

11 - Myron Taylor (1874 - 1959), amerikanischer Industrieller und Diplomat, 1939-1950 (mit Unterbrechungen) US-Sonderbotschafter beim Vatikan. Die Internationale Flüchtlingskonferenz von Evian (Frankreich) fand im Juli 1938 statt. Nur wenige Länder fanden sich bereit, ihre "Flüchtlingsquoten" zu erhöhen.

12 - Die "Neue Basler Zeitung" ersch. vom 15.3.1930 - 28.12.1939.

13 - Die von der KPS hrsg."Freiheit" erschien vom 29.8.1936 - 28.12.1939 in Basel.

14 - "Ny Dag" erschien ab 1929 in Stockholm (nur zeitweise verboten).

15 - Am 21.12.1939.

16 - Die liberale Tageszeitung "Politiken" ersch. seit 1884 in Kopenhagen.

17 - "The New York Times" = 1851 in New York gegr. Tageszeitung mit landesweiter, später auch globaler Verbreitung.

18 - William Seeds (1882 - 1973), Berufsdiplomat, 1928 - 1930 britischer Hochkommissar für das Rheinland, 1939-1940 Botschafter in der UdSSR.

19 - Edvard Benes (Benesch) (1884 - 1948), 1919-1935 CSR-Außenminister, 1935-1938 Staatspräsident, ab 1938 Exil in den USA, 1939 Großbritannien, 1940-1945 an der Spitze der tschechoslowakischen Exilregierung in London, 1945-1948 Staatspräsident der CSR.

20 - Stefan Osusky (1889 - 1973), enger Mitarbeiter von E. Benes, 1939 Exil in Großbritannien, dann USA; keine Rückkehr in die CSR.

21 - Jan Srámek (1870 - 1956), tschechischer Geistlicher und Politiker, in den 20er Jahren verschiedene Ministerfunktionen; ab 1939 Exil in Großbritannien, 1940-1945 Vorsitzender der Londoner CSR-Exilregierung in London, 1945-1948 stellv. Ministerpräsident der CSR, 1948 bei einem Fluchtversuch aus der CSR an der Grenze festgenommen und seitdem im Gefängnis bzw. interniert.

22 - Hubert Ripka (1895 - 1958), tschechischer Journalist und Politiker, im Exil Staatssekretär im Außenministerium (London), 1945 CSR-Außenhandelsminister, ab 1948 wieder im Exil.

23 - Rudolf Viest (1890 - 1945 [?]), slowakischer Generalleutnant und Politiker, in der CSR-Exilregierung (London) Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Beauftragter für die befreiten Gebiete der CSR, Oktober 1944 von den Deutschen gefangengenommen und wahrscheinlich in einem KZ in Deutschland umgekommen.

24 - Sergej Ingr (1894 - 1956), CSR-Divisionsgeneral, Verteidigungsminister der CSR-Exilregierung, 1945 Rückkehr in die CSR, ab 1948 im Exil in den USA.

25 - Edvard Outrata (1898 - 1958), CSR-Politiker, Staatssekretär der CSR-Exilregierung (London), 1945-1949 Generalsekretär des Wirtschaftsrats für die verstaatlichte Industrie.

26 - Juraj Slávik (1890 - 1969), slowakischer Politiker und Verwaltungsbeamter, Innenminister der CSR-Exilregierung (London), 1946-1948 Botschafter in den USA, als Emigrant ebd. geblieben.



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