Heiner Lindner: "Um etwas zu erreichen, muss man sich etwas vornehmen, von dem man glaubt, dass es unmöglich sei". Der Internationale Sozialistische Kampf-Bund (ISK) und seine Publikationen, Friedrich-Ebert-Stiftung, Gesprächskreis Geschichte, Heft 64, hrsg. von Dieter Dowe, 270 Seiten, 15 Abb., Bonn 2006.
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Zu Beginn des Jahres 2006 stellt die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Online-Edition der Zeitschrift "Renaissance" ins Netz(*), die vom Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) 1941 im Londoner Exil herausgegeben wurde. Im Jahre 2008 kommen außerdem die beiden englischsprachigen Pressekorrespondenzen "Germany speaks" und "Europe speaks" hinzu, die der ISK 1940 und 1942-1947 ebenfalls in London herausgab. Die Periodika werden ungekürzt und mit allen Nebenausgaben publiziert und durch detaillierte Erläuterungen zu Personen, Zeitungen und Unternehmen erschlossen. Parallel zur Online-Edition erscheint unter dem Titel "Um etwas zu erreichen, muss man sich etwas vornehmen, von dem man glaubt, dass es unmöglich sei" eine umfangreiche Broschüre, die es dem Leser ermöglicht, sich sowohl über den ISK - seine problematische Ideologie, seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus und seine Publikationstätigkeit - als auch über die editorische Konzeption und die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Veröffentlichungen zu informieren. Damit liegt erstmals eine Studie vor, die sich ausführlich mit den ISK-Publikationen befasst. Der von dem Göttinger Philosophen Leonard Nelson (1882-1927) im Jahre 1925 gegründete "Internationale Sozialistische Kampf-Bund" (ISK) verstand sich als Kaderschule für den Führungsnachwuchs der kommenden Gesellschaftsordnung unter der "Herrschaft der moralisch und intellektuell Besten". Er strebte eine wissenschaftliche Ethik und Politik nach den Grundsätzen eines liberalen Sozialismus an, lehnte jedoch die Demokratie als Herrschaftsform kategorisch ab. Nach Nelsons Tod wurde sein Sekretär, Willi Eichler (1896-1971), Führer des ISK. Ihm fiel die schwierige Aufgabe zu, den ISK auf die illegale Arbeit in der NS-Zeit vorzubereiten. Im Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime kämpften Mitglieder und Sympathisanten des ISK, oftmals unter Einsatz ihres Lebens, nicht nur innerhalb NS-Deutschlands, sondern auch vom Exil aus - sei es, indem sie Flugblätter und Publikationen nach Deutschland schmuggelten, sei es, indem sie im Exil Schriften veröffentlichten, die das Ausland über "das andere, bessere Deutschland" aufklären sollten. |
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Eine der größten Leistungen des ISK bestand im Aufbau eines Kurier- und Informationsnetzes, das der Schweizer René Bertholet (1907-1962) organisierte. Die ISK-Informationen genossen in alliierten Kreisen den Ruf, besser zu sein als die Geheimdienstberichte der Alliierten. Die ISK-Kuriere sammelten Informationen, z.B. aus der Widerstandsarbeit, und überbrachten sie René Bertholet, der sie von der Schweiz aus anfangs ins Pariser, später dann ins Londoner Exil an Willi Eichler schickte. Dort wurden sie von Eichler bearbeitet und veröffentlicht, so auch in den drei genannten Periodika. Von "Renaissance" wurden vier Hefte mit 96 Seiten publiziert, von "Germany speaks" und "Europe speaks" etwa 91 Hefte mit insgesamt 573 Seiten. Alleiniger Herausgeber der drei Publikationen war fast während der gesamten Erscheinungszeit Willi Eichler. Er legte ihre Konzeption fest, entschied, was veröffentlicht werden sollte, und schrieb die wichtigsten Artikel. Außerdem redigierte er die Texte so, dass ihre Autoren nicht von Nazi-Spitzeln identifiziert werden konnten. Durch seine Tätigkeit bewies er, was zum Titel der vorliegenden Broschüre gemacht wurde: "Um etwas zu erreichen, muss man sich etwas vornehmen, von dem man glaubt, dass es unmöglich sei." * Internetadresse: http://library.fes.de/isk/ (Hinweis: Die Online-Edition ist in Vorbereitung) |