Die Arbeitssituation von Frauen im ländlichen Raum

Dokumentation einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Marie-Schlei-Verein am 6. Dezember 1999 in Bonn


Inhalt

Vorbemerkung
Peter Schlaffer

Arbeits- und Lebensumstände von Frauen auf dem Lande
Dr. Waltraud Fleischle-Jaudas,
Landfrauenverband Baden-Württemberg

Textilarbeiterinnen im Projekt Pan Mai
Duanmang-Tulaphan, Thailand

Kleinbauerngenossenschaften in Costa Rica
Patricia Jimenez, Costa Rica

Welches sind die Voraussetzungen, damit die Frauen auf dem Land bleiben und menschenwürdig leben können?
Expertengespräch:
Duanmang-Tulaphan
Patricia Jimenez
Dr. Waltraud Fleischle-Jaudas
Marianne Klappert, MdB (SPD)
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Ruth Islinger (IG Bau - Agrar - Umwelt)
Moderation: Doris Götting, MA, Deutsche Welle, Köln

Beiträge aus dem Publikum

Die Referentinnen

Impressum


Vorbemerkung

Demokratieförderung ist eine der Kernaufgaben der Friedrich-Ebert-Stiftung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, das heißt die Schaffung von mehr demokratischer Mitwirkungsmöglichkeit aller Teile der Gesellschaft. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Neubestimmung des Verhältnisses der Geschlechter, mehr Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen im Sinne des Gender-Konzepts, das auch das Kernstück der Forderungen und Verpflichtungen der UN-Frauenkonferenz von Peking und ihres Folgeprozesses darstellt.

Die Unterstützung und Förderung von Frauen speziell in den Entwicklungsländern ist die Hauptaufgabe des Marie-Schlei-Vereins, mit dem die Friedrich-Ebert-Stiftung seit Jahren in diesem Bereich aktiv zusammenarbeitet.

Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Frauen auf dem Lande standen im Mittelpunkt einer gemeinsamen Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Marie-Schlei-Vereins, die im letzten Dezember in Bonn stattfand. Frauen aus dem „Süden“ (Ecuador und Thailand) berichteten von ihrer konkreten Situation auf dem Lande, wo sich im Zeichen der Globalisierung die traditionellen Lebensbedingungen immer mehr verändern. Der Vergleich mit der Situation hierzulande bildete dazu zwar einen erheblichen Kontrast, zeigte aber auch viele Gemeinsamkeiten auf, vor allem, was die Arbeitsteilung zwischen Frauen und Männern angeht.

Im folgenden dokumentieren wir die Diskussion, die von der Rundfunkjournalistin Doris Götting moderiert wurde und an der sich zahlreiche Interessierte und Betroffene aus Gewerkschaft, Politik, Nichtregierungsorganisationen und Medien beteiligten.

Peter Schlaffer
Projektgruppe Entwicklungspolitik
 


Arbeits- und Lebensumstände von Frauen auf dem Lande
Dr. Waltraud Fleischle-Jaudas

Das Thema dieser Fachtagung berührt mich auch in meinem persönlichen Lebensumfeld. Von Beruf bin ich Landwirtin und lebe heute mit meiner Familie in einem kleinen Dorf am Fuß der Alb. Vor meiner Familienphase habe ich mehrere Jahre im Bereich der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit in Kongo/Zaire gelebt, so dass in meine Schilderung auch diese Erfahrungen miteinfließen. Im Landfrauenverband Württemberg-Baden bin ich Mitglied des entwicklungspolitischen Arbeitskreises, der die Aufgabe hat, sich mit der Lebens- und Arbeitssituation von Frauen in verschiedenen Ländern zu befassen. Wir geben Anregungen zur Beteiligung an Solidaritätsaktionen und Kampagnen auf politischer Ebene und organisieren Spendenaktionen zur Unterstützung ausgewählter Entwicklungsprogramme. Ich bin für den Verband auch als Referentin tätig.
Im ersten Teil meines Referates möchte ich am Beispiel meiner Heimatregion Baden-Württemberg einige charakteristische Merkmale des ländlichen Raums heraus arbeiten, welche die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen beeinflussen.
Im zweiten Teil behandle ich die Aufgaben und Ziele des Landfrauenverbandes Baden-Württemberg.
Zum Abschluss mache ich ich thesenartig ein paar Anmerkungen zu der Lebens- und Arbeitssituation in anderen Teilen der Welt. Mit den konkreten Beispielen aus Thailand und Costa Rica können die einzelnen Facetten dieses Themas deutlicher werden.

Der Strukturwandel in der Landwirtschaft
Den ländlichen Raum als einheitlichen Lebensraum gibt es nicht. Dazu sind die geographischen, klimatischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Standortfaktoren zu unterschiedlich. Der ländliche Raum wird jedoch charakterisiert durch eine ganz wichtige Funktion: er liefert die Lebensmittel für die Bevölkerung.
Früher bildeten der ländliche Raum und die Landwirtschaft eine Einheit. Die Bauern und Bäurinnen prägten nicht nur den Naturraum und die Landschaft, sondern auch die dörfliche Gesellschaft und Kultur.
Heute sind sie in Deutschland nur noch eine Minderheit. Von 1.646.750 Betrieben 1949 mit 4.819.000 Hektar Land sind 1997 noch 525.000 Betriebe mit 928.000Hektar Land übrig. Dieses Ausmaß des Bauernsterbens und der Strukturwandel in der Landwirtschaft hatte hauptsächlich ökonomische Ursachen - steigende Produktionskosten bei gleichzeitig sinkenden Preisen für Agrarprodukte - die durch die Konzentrationsprozesse in der nachgelagerten Verarbeitungsindustrie und im Lebensmittelhandel verstärkt wurden. Diese Entwicklung lässt sich auch für das kleinräumig strukturierte Land Baden-Württemberg nachzeichnen. Die Statistik erfasst 1949 hier noch 324.000 Familienbetriebe, 1997 ist ihre Zahl auf 81.000 zurückgegangen. Bei den verbleibenden Betrieben ist die Arbeit nicht weniger geworden. Frauen sind im allgemeinen in den Arbeitsablauf mit einbezogen. Wenn sich Betriebe mit Hilfe einer Weiterverarbeit-ung durch Brotbacken oder Käseherstellung und Direktvermarktung ihrer Produkte ein zusätzliches Standbein schaffen, ist das in den allermeisten Fällen eine Initiative der Bäurinnen.


Landwirtschaftlicher Strukturwandel in Deutschland

Arbeits- und Lebenssituation im ländlichen Raum Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg haben wir einen hohen Anteil an Nebenerwerbsbetrieben, bei denen ein Teil des Einkommens im nicht-landwirtschaftlichen Sektor erwirtschaftet wird und gleichzeitig der Betrieb weitergeführt wird. Da sind die Familienangehörigen ebenfalls mit eingebunden.
Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft ist bei uns die Einwohnerzahl im ländlichen Raum kaum zurückgegangen. In Baden Württemberg nahm insbesondere seit Beginn der 90er Jahre die Bevölkerung zu. Der ländliche Raum wird wegen seiner Lebensqualität als Wohnstandort von Pendlern und Pendlerinnen geschätzt, die in den städtischen Zentren der Umgebung arbeiten. Durch die Einführung der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien erfordern viele Arbeiten nicht mehr eine Dauerpräsenz in einem Büro im Stadtzentrum. Deshalb nehmen viele Arbeitnehmer auch größere Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf und ziehen mit ihrer Familie aufs Land. Die jeweilige Zuwanderung hängt stark vom Standort und von der Verkehrsanbindung ab. Damit ändert sich aber auch der Charakter der Ortschaften: der Straßenverkehr und die Anonymität nimmt zu. Immer wieder kommt es dabei auch zu Interessenkonflikten zwischen den bäuerlichen und den neu zugezogenen Bürgern, wenn diese zwar auf dem Lande wohnen wollen, aber keinen Hahnenschrei oder Gülleduft ertragen.

Auswirkungen der Verwaltungsreformen
Der Landesentwicklungsplan von Baden-Württemberg unterscheidet schematisch vier Kategorien:

Diese schematische Darstellung entspricht nur teilweise der Wirklichkeit, da in den Verdichtungsräumen auch landwirtschaftliche Nutzflächen liegen, z.T. mit bester Bodenqualität, wie z.B. auf den Fildern. Durch Überbauung gehen jedoch immer mehr dieser landwirtschaftlich genutzten Flächen verloren. Seit 1950 sind in Baden-Württemberg etwa drei Zehntel der landwirtschaftlichen Nutzfläche überbaut worden. Auch heute noch werden willkürlich verkehrsintensive Großprojekte wie zum Beispiel Stuttgarts neue Messe in den ländlichen Raum ausgelagert.
In den 70er Jahren wurden durch die Verwaltungsreformen auf Gemeinde- und Kreisebene größere Einheiten geschaffen. Die Entfernung zu den Institutionen und zu den verantwortlichen Entscheidungsträgern nahm in allen Bereichen zu. Heute werden nicht nur alle agrarpolitischen Entscheidungen europaweit in Brüssel getroffen. Auch die Europäische Union ist wiederum in das komplizierte Regelwerk der Welthandelsorganisation eingebunden. Diese weitgehenden Verlagerungen bringen für die ländliche Bevölkerung ein ungutes Gefühl der Entmächtigung und Fremdbestimmung mit sich.

Mangelnde Infrastruktur auf dem Lande
Die ländliche Infrastruktur hat sich in den letzten Jahren ebenfalls ausgedünnt. In vielen, früher autonomen Dorfgemeinden gibt es keine Grundschule, keinen Laden zum Einkaufen, keine Bank und keine Poststelle mehr - sie hängen ab von zentralen Nachbarorten. Die größeren Entfernungen gehen vor allen zu Lasten der Kinder, der Frauen und der alten Menschen. Dazu kommt, dass die Einbindung in den öffentlichen Personennahverkehr in vielen Fällen nicht ausreichend ist. Einrichtungen für die Kinderbetreuung sind ebenfalls dünn gestreut. Insbesondere besteht kaum ein Angebot zur Betreuung von Kleinkindern. Für Kinder im Kindergartenalter ist die Situation besser, wenngleich nicht immer ein Kindergarten im Wohnort vorhanden ist. Kernzeitenbetreuung in der Grundschule in ländlichen Gebieten wird in der Regel nicht angeboten.
Das mangelnde Angebot zur Kinderbetreuung erschwert eine Berufstätigkeit von Frauen während der Familienphase. Das trifft alleinerziehende Mütter genauso wie diejenigen, die in einer Partnerschaft leben. Die Versorgung und Erziehung der Kinder liegt ja nach wie vor überwiegend in den Händen der Frauen. Der Anteil der Väter, die einen “Erziehungsurlaub” beanspruchen, liegt bundesweit bei 1,5 Prozent.

Höhere Arbeitslosenrate bei Frauen trotz Chancengleichheit
Die Wirtschaftsstruktur und der daraus resultierende Arbeitsmarkt ist in Baden-Württemberg regional ganz unterschiedlich. Natürlich sind in den Verdichtungsräumen viele Industriebetriebe angesiedelt, doch manche Großunternehmen produzieren im ländlichen Raum und beliefern von dort aus den internationalen Markt.
Die Arbeitslosenquoten in den ländlichen Räumen sind nicht höher wie in den industriellen Zentren der Verdichtungsräume. Die höchste Quote findet man im Bezirk Mannheim. Vergleicht man jedoch die durchschnittlichen Quoten mit den Arbeitslosenquoten der Frauen, dann ist in einigen Arbeitsamtbezirken die Arbeitslosenquote von Frauen deutlich höher. Im Bezirk Tauberbischofsheim liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote beispielsweise bei 8,4 Prozent, während die Quote der Frauen bei 9,3 Prozent liegt.
Baden-Württemberg hat im Vergleich zu anderen Bundesländern eine niedrige Arbeitslosenquote. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in Baden-Württemberg liegt im November 1999 bei sechs Prozent. Aber in der Arbeitslosenstatistik werden nur die Stellenverlierer erfasst. Es werden nicht diejenigen erfasst, die gerne einen Arbeitsplatz hätten, zum Beispiel Frauen, die nach der Familienphase wieder in ihren Beruf einsteigen wollen oder Frauen, die sich weiter qualifizieren möchten und neue Arbeits- und Erwerbsmöglichkeiten suchen.
Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt hängen stark von der Ausbildung und Qualifikation ab. Heute haben Mädchen und Frauen auf dem Land bei uns die gleichen Chancen. Kindern, die auf dem Land leben, stehen inzwischen die gleichen Qualifikationen offen wie den Stadtbewohnern. In der Generation unserer Mütter sah das anders aus. Da gab es noch ein geschlechtsspezifisches Bildungsgefälle wie auch ein Stadt-Land-Gefälle.
Dieser vielfältige Strukturwandel hat zu größeren Einheiten geführt.: In der Landwirtschaft, im Verwaltungsbereich, im Handel und im Gewerbebereich. Das hat auch das Leben der Frauen verändert: Frauen auf dem Land sind keine homogene soziale Gruppe mehr, sie haben verschiedene Tätigkeitsbereiche, verschiedene Lebensentwürfe und ganz verschiedene Interessenbereiche.

Der Landfrauenverband Württemberg-Baden
Das spiegelt sich auch in der Arbeit des Landfrauenverbandes wieder, die eine Bildungseinrichtung und Interessenvertretung für Frauen aus dem ländlichen Raum ist. In Baden-Württemberg gibt es drei eigenständige Landfrauenverbände. Einer davon ist der Landfrauenverband Württemberg-Baden e.V. Er wurde 1947 als Selbsthilfeorganisation für Frauen im ländlichen Raum gegründet. Am Anfang stand der Erfahrungsaustausch und die Weiterbildung von Frauen im ländlichen Raum im Vordergrund. Die Mitglieds- und Vorstandsfrauen erkannten aber früh die Notwendigkeit einer politischen Interessenvertretung, damit der ländliche Raum in seiner Infrastruktur gestärkt und die Lebensqualität erhalten bzw. verbessert wird. Sein Bildungs- und Serviceangebot ist auf Landes-, Kreis- und Ortsebene breit gefächert, da immer wieder Antworten auf den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel gesucht werden müssen. Neben den geschilderten Aufgaben bemüht sich der Landfrauenverband seit einigen Jahren gezielt, die Chancen der Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und ihnen das Rüstzeug für eine Erwerbstätigkeit mitzugeben.

Verkaufsförderung und moderne Dienstleistungen
Dazu laufen derzeit zwei Projekte: Die Verkaufsförderung mit Landfrauen aus Baden-Württemberg und moderne Dienstleistungen im ländlichen Raum.
Das erst Projekt wird zusammen mit dem Ministerium Ländlicher Raum und den Agrar-Marketing-Gesellschaften CMA und MBW durchgeführt mit dem Ziel, den Absatz von regionalen Produkten zu verbessern und damit die landwirtschaftlichen Betriebe zu unterstützen. Auf der anderen Seite erhält der Verbraucher konkrete Produktinformationen. Vor ihrem Einsatz erhalten die Frauen eine qualifizierte Ausbildung. Die Fachfrauen für Verkaufsförderung arbeiten auf Anfrage und auf Honorarbasis. Eine Koordinationstelle übernimmt die Vermittlung.
Das zweite Projekt - moderne Dienstleistungen im ländlichen Raum - ist ein Modellprojekt des Landfrauen-Service. Dieses Projekt unterstützt arbeitssuchende Frauen im strukturschwachen Raum um Schwäbisch-Hall und in der Region Hohenlohe. In der Staatlichen Akademie für Landbau und Hauswirtschaft in Kupferzell ist eine Koordinationsstelle eingerichtet, die zur Orientierung und Beratung zur Verfügung steht. In Kursen und Seminaren werden derzeit - in Zusammenarbeit mit anderen Trägern - folgende Qualifizierungsmöglichkeiten angeboten :

Regelmäßige Arbeitskreise suchen im Bereich Direktvermarktung nach neuen Absatzwegen für landwirtschaftliche Produkte und entwickeln dabei auch neue Angebotsideen. Ein weiterer Arbeitskreis befasst sich mit der Entwicklung eines touristischen Rahmenprogramms für die Hohenlohe-Region. Ein Tagesmütter-Verein ist bereits gegründet, der für die Vermittlung und Begleitung der Tagesmütter zur Verfügung steht. Dieses Projekt wird vom Ministerium für ländlichen Raum und der EU gefördert.

Die Situation in den Entwicklungsländern
Das Stadt-Land-Gefälle tritt in den armen Ländern des Südens viel stärker zu Tage. Zugang zu sauberem Trinkwasser, Gesundheitseinrichtungen und Bildung sind deutlich schlechter. Die Arbeitsbelastung von Frauen ist sowohl in den Industrie- wie auch in den Entwicklungsländern, insbesondere auf dem Land, deutlich höher als die von Männern. Frauen sind in noch viel stärkerem Maß verantwortlich für die Versorgung der Familie. Oft liegt die Last ganz auf ihren Schultern, wenn die Männer im Krieg geblieben oder in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die nächste Stadt gezogen sind.


Bericht über die menschliche Entwicklung 1995, UNDP

80 Prozent der Nahrungsmittel in Afrika werden von Frauen erzeugt. Neben der riesigen Belastung gibt es ihnen aber auch eine starke Eigenständigkeit und eine unabhängige soziale Stellung.


Frauen erzeugen und vermarkten in Schwarzafrika 80 % der erzeugten Lebensmittel

Die ländliche Infrastruktur muss noch erheblich verbessert werden, wenn der ländliche Raum an klein- oder großräumige Wirtschaftskreisläufe angeschlossen werden soll. Arbeitserleichterungen und angepasste, innovative Techniken, die Frauen zugute kommen, bewegen viele Prozesse. Die Frauen können damit Kraft und Zeit gewinnen, die sie woanders einbringen und investieren können, z.B. in ihre Weiterbildung. So ist zum Beispiel eine Mühle der Wunschtraum von vielen Frauen, da das Mehlstampfen im Mörser eine mühsame Arbeit ist. Wenn eine Frauengruppe eine solche Mühle in eigener Regie betreibt, erwerben sie gleichzeitig eine Kompetenz im Bereich der betrieblichen Organisation.

Traditionelle Familienstrukturen und modernes Rechtswesen
Polygamie ist im Kongo von der Tradition her bis heute legitim - auch in den Augen der Frauen - solange keine der Frauen bevorzugt wird. Für die einzelne Frau ist es eine Art Arbeits- und Aufgabenteilung. Solche Vielehen sind aber heute wegen des hohen Brautpreises eher die Ausnahme. Familiäre und gesellschaftliche Strukturen werden brüchig, im positiven wie im negativen Sinne.
So enthält das Bodenrecht, wo das gemeinnützige Bodenrecht mit dem modernen, privaten Eigentumsrecht konkurriert, bei dem der Boden ein persönlicher Besitz ist, viel Sprengkraft. Ähnlich ist es beim Familien- und Erbrecht. Da brauchen insbesondere Frauen eine starke und fachkundige Interessenvertretung, sowohl gegenüber den traditionellen, wie auch gegenüber staatlichen Autoritäten.
Die Interessen der ländlichen Bevölkerung spielen in der Politik aber keine große Rolle. Die Regierung sorgt eher dafür, die Bedürfnisse der städtischen Bewohner zu befriedigen, auch wenn das auf Kosten der Landbevölkerung geht. In Scheindemokratien wird die ländliche Bevölkerung vor der Wahl zwar oft als Stimmvieh benutzt. Dabei werden die Frauen, die die andere Hälfte der Bevölkerung stellen, oft vergessen. Ihre überproportionale Leistung für die Gesellschaft wird weder anerkannt noch entlohnt.
Die politische Partizipation von Frauen ist nicht nur in Afrika mangelhaft. Diese Forderung läßt sich überall auf der Welt nur in ganz kleinen Schritten umsetzen. Auch in meiner Heimatgemeinde sitzen im 20-köpfigen Gemeinderat nur vier Frauen. Diese magere Verteilung entspricht in etwa auch dem Landesdurchschnitt.


Politische Mitbestimmung der ländlichen Bevölkerung: Die Bauern werden von vielen Politikern nur als Stimmvieh wahrgenommen und gefüttert. Doch auch diese kritische Karikatur übersieht die Hälfte der Bevölkerung, die Frauen, obwohl gerade sie einen überpropoertionalen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung leistet.

Ansatzpunkte für die Frauenförderung
Zum Abschluss möchte ich die Faktoren und strukturellen Rahmenbedingungen von Frauen im ländlichen Raum systematisch zusammenfassen. Sie sollten bei der Suche nach Ansatzpunkten in der Frauenförderung im Auge behalten werden.
Die Lebens- und Arbeitsumstände von Frauen sind abhängig von

Diese Faktoren beeinflussen sich auch gegenseitig. Ausdrücklich möchte ich noch einmal auf die Rolle der Bildung von Mädchen und Frauen hinweisen. Eine bedarfsorientierte, ganzheitliche Aus- und Weiterbildung von Frauen erhöht nicht nur ihre Chancen, sich ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften. Sie wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche aus, insbesondere auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Zukunftsinvestition haben Projekte zur Frauenförderung die besten Ertragsaussichten. Bei ihrer Umsetzung sind im Norden wie im Süden folgende Punkte zu beachten:

Textilarbeiterinnen im Projekt Pan Mai
Duanmuang-Tulaphan

Ich bin Geschäftsführerin der “Appropriate Knowledge Association” (Vereinigung für angepasstes Wissen AKA). Seit mehr als zehn Jahren haben wir Frauen unterstützt, die gewebte Produkte herstellen. Aber ich arbeite nicht nur mit der AKA zusammen, sondern auch mit dem “Home Net Thailand”. Home Net ist eine Organisation, die die Heimarbeiter in Thailand zu organisieren versucht. Wir arbeiten mit Arbeitern zusammen, die nur zeitlich begrenzte Verträge oder überhaupt keine festen Arbeitgeber haben. Diese Gruppe wird in ganz Thailand zunehmend größer. Zunächst werde ich mich aber auf die Geschichte der Frauen im Nordosten Thailands konzentrieren.

Die Folgen der veränderten Strukturpolitik in der Landwirtschaft
Vor ungefähr vierzig Jahren versuchte die Regierung Thailands, eine neue Politik einzuführen. Unser Land, das hauptsächlich auf der Landwirtschaft basiert, sollte industrialisiert werden. Dies brachte viele Probleme für die ländliche Bevölkerung mit sich. Die landwirtschaftlichen Produktionsmethoden sollten verändert werden. Wir produzierten für gewöhnlich nur für den Eigenverbrauch, aber nun sollten wir für einen wesentlich größeren Markt produzieren. Das erforderte den Einsatz großer Mengen Düngemittel, was uns auf den Weg in die Großstadt Bangkok zwang, um uns dort das Geld dafür zu verdienen.
Auch die Kinder, ungefähr 70 Prozent von ihnen, haben keine andere Wahl, als nach ihrer Schulausbildung nach Bangkok zu gehen. Auch viele Männer ziehen für einige Zeit nach Bangkok, um dort auf dem Bau zu arbeiten. In den Dörfern bleiben nur Kinder und Frauen zurück. Und das war der Grund für unser Projekt.

Das Projekt der Textilarbeiterinnen
Unsere Zielgruppe besteht aus 491 Frauen aus 24 Dörfern. Die meisten von ihnen sind Hausfrauen im Alter zwischen 28 und 60 Jahren. Sie sind Analphabeten oder können nur mit großen Schwierigkeiten lesen und schreiben. Sie haben kein zusätzliches Einkommen und kennen nur die traditionelle Weberei und die häusliche Landwirtschaft. Sie nehmen nur eine untergeordnete Stellung in der Gemeinschaft ein. Man könnte die Familie in Thailand mit einem Elefanten vergleichen – in unserer Kultur sind die Männer die Vorderbeine, die Frauen die Hinterbeine. Wir müssen den Männern folgen.
Das Ziel unseres Projektes besteht darin, die traditionellen Webetechniken mit natürlichen Färbemitteln zu entwickeln und zu verbessern. Unsere Arbeitsmethode vom AKA ist technisch ausgerichtet, das heißt, dass wir mit angepasster Technologie in die Dörfer gehen. Wir wollen auf diesem Wege das Einkommen der Hausfrauen verbessern und ihre betriebswirtschaftlichen Potentiale nutzen. Wir wollen gleichzeitig  die kulturelle Identität des Kunsthandwerks im Nordosten erhalten und fördern, aber auch die nationalen Ressourcen und die Umwelt schonen.

Zehn Jahre Projektarbeit
Wir haben vier Hauptziele bei der Produktentwicklung:
1. Wir wollen die Leistung der Frauen verbessern,
2. das Kleingewerbe unterstützen,
3. die Frauen wirtschaftlich stärken
4. und ihnen soziale Sicherheit bieten.

Bei der Produktentwicklung arbeiten wir mit natürlichen Färbemitteln. Wir unterstützen die Frauen wissenschaftlich. Zunächst untersuchen wir ihre traditionellen Techniken, entwickeln diese weiter in Form einer modernen Technologie und entwickeln gleichzeitig die natürlichen Färbemittel. Ich schule sie darin, verschiedene Gerbemittel und viele Baumsorten auszuprobieren und damit zu experimentieren. Danach können sie die Versuche selbst durchführen. Sie haben damit eine wissenschaftliche Arbeitsmethode, und wir gehen davon aus, dass sie auch entsprechend denken.
Ebenso verfahren wir beim Produktdesign und dem fertigen Produkt. Die Vermarktung der Produkte und Qualitätskontrollen sind die wesentlichen Bestandteile dabei. Wir fungieren als technische Berater in der Weberei und stellen den Frauen zinsgünstige Kredite zur Verfügung. Wir selber erhalten keinen Zins, aber sie müssen einen Zins an die Gruppe zahlen. Es wurde festgelegt, monatlich ungefähr drei Prozent Zins an die Gruppe zu entrichten. Das ist sehr günstig, weil sie sonst manchmal bis zu 20 Prozent im Monat zahlen müssten.

Grundbildung und betriebswirtschaftliche Schulung
Zur Verbesserung ihrer Leistung bilden wir zunächst betriebswirtschaftlich aus: wie man Preise gestaltet, Qualitätsstufen festlegt, verarbeitet und vermarktet, wie man Geschäftsunterlagen, Lizenzen, Quittungen und andere Dinge ausstellt. Dabei müssen auch Führungsqualitäten entwickelt werden. Wir informieren sie über Entwicklungskonzepte, mit denen die Gruppe überleben kann. Aber langfristig müssen sie sich selber helfen. Dazu zeigen wir ihnen, wie man eine Sitzung vorbereitet, Konflikte löst und wie eine perfekte Planung und Auswertung aussieht. Sie sind ebenfalls an der Auswertung des Projektes beteiligt. Wir machen eine partizipatorische Auswertung und Planung. Dann schulen wir sie im Gruppenmanagement. Auch ihre Allgemeinbildung muss gefördert werden. Sie müssen rechnen und schreiben können. Wir gingen davon aus, dass sie bestimmte Dinge schon wissen, aber tatsächlich fehlten ihnen die elementarsten Grundlagen.

Informationen zu Gesundheit und Politik
Auch über gesundheitliche Dinge informieren wir sie, zum Beispiel über Aids. Als Touristenland haben wir viele Prostituierte. Aber auch die thailändischen Männer suchen manchmal eine Prostituierte auf und infizieren sich mit HIV. Wenn sie dann zurückkehren, stecken sie auch ihre Ehefrauen an. Deshalb müssen die Frauen darüber Bescheid wissen. Dazu machen wir auch manchmal einen Ausflug ins Rotlichtviertel von Bangkok. Wir führen sie herum und zeigen ihnen, was an einem solchen Ort vor sich geht. Wenn die Kinder dann nach Bangkok ziehen müssen, kümmern wir uns um sie, damit sie mit den Problemen, in einer solchen Stadt zu leben, besser fertig werden.
Daneben informieren wir auch über politische Vorgänge, besonders vor den Wahlen. Wir klären über den Naturschutz und die Umweltproblematik auf. Dazu haben wir Exkursionen in den Dschungel unternommen. Das Problem der nachhaltigen Nutzung ist allen besonders deutlich, weil ja ihr Lebensunterhalt davon abhängt.

Das Projekt Pan Mai
Pan Mai ist ein Gemeinschaftsunternehmen, um unsere Produkte auszustellen und zu vermarkten. Es besteht aus 491 Mitgliedern. Jedes Mitglied muss einen Anteil am Unternehmen zeichnen. Das ist Vorschrift: wenn die Frauen ihre Produkte durch die Gruppe vermarkten wollen, müssen sie einen Anteil am Unternehmen erwerben. Um das Geld dafür aufzubringen, organisieren sie sich deshalb in Dreiergruppen. Auch wir investieren in diese Gruppe. Aber die Zahl der Anteilseignerinnen an der Gesamtmitgliedschaft wird zunehmend größer: 1991 waren es nur 25 Prozent, aber die Zahl stieg auf 31 Prozent und 1999 auf 45 Prozent an.
Wir engagieren uns auch dafür, dass die Frauen wirtschaftlich unabhängig und sozial abgesichert werden. Mit zunehmender Emanzipation beginnen die Frauen, auch über ihre soziale Situation nachzudenken. Sie denken an ihre Kinder, an deren Schulausbildung. Sie denken an ihre Krankenversicherung oder eine Lebensversicherung und an Kredite.
Da ich aus der AKA komme, kannte ich mich in der Sozialversicherung nicht aus, denn die Bevölkerung in Thailand hat keine Sozialversicherung. Wir haben uns deshalb informiert und ich machte einige Studien dazu. Wir haben unser Projekt entsprechend um die Frage der sozialen Sicherheit erweitert.

Zusatzprojekte zur Erwirtschaftung von Zukunftssicherung
Um soziale Sicherheit wie eine Lebens- oder Krankenversicherung zu erlangen, reicht das Einkommen vom Weben allein nicht aus. Die Frauen versuchten deshalb, ihre Geschäftstätigkeit zu erweitern, dieses Mal auch mit Beteiligung der Männer. Wir gründeten eine Tankstelle und eine Bäckerei. Die Ölgesellschaft wollte dabei unsere Gruppe unterstützen. Dieses Unternehmen kümmert sich um Umweltfragen und hat uns deshalb ein Sonderprogramm angeboten. So kamen wir auf die Idee mit der Tankstelle.
Wir haben 869 Mitglieder, die sich nicht nur auf die Pan Mai Gruppe beschränken. Weitere Dörfer wurden dabei in dieses Projekt mit einbezogen. Sie akzeptieren das Projekt und treten deshalb bei und erwerben einen Anteil. Ein Anteil kostet 100 Baht (circa vier US-Dollar). Das ist viel Geld für diese Menschen, aber sie investieren, weil sie mehr Produkte verkaufen wollen.
Außerdem überlegen wir, ob wir nicht weitere Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen sollen, damit die Menschen im Dorf bleiben, zum Beispiel eine Nähgruppe, die Bekleidung herstellt und Näharbeiten für Pan Mai erledigt.
Und dann haben wir noch ein Spar- und Kreditprogramm. Man kann sich Geld leihen, muss aber mindestens 15 Prozent davon sparen. Dieses Projekt arbeitet schon jahrelang, denn die Frauen brauchen Geld für ihre Investitionen: Für den Kauf von Rohmaterialien wie Seiden- oder Baumwollgarn. Manchmal müssen sie fast 70 Prozent dazu kaufen und dafür brauchen sie einen Kredit. Inzwischen haben schon drei der Dörfer innerhalb von drei Jahren genug Geld zusammengespart und brauchen keinen Kredit mehr aufzunehmen. Außerdem gibt es ein Lebensversicherungsprogramm.

Verbesserter Status der Frauen
Im Rückblick haben wir bei der Auswertung von 1991 festgestellt, dass den Frauen damals für vier Monate 100 US-Dollar zur Verfügung standen. 1993 belief sich diese Summe auf ungefähr 140 US-Dollar und 1998 waren es ungefähr 180 US-Dollar. Das mag wenig erscheinen im Vergleich mit den Lebenshaltungskosten in Deutschland. Aber hiermit sind sie in der Lage, Geld zu verdienen und ihrer Armut zu entrinnen.
Wir können die wirtschaftliche Situation der Frauen verbessern. Frauen sind für gewöhnlich eher reproduktiv tätig. In diesem Falle können sie aber selber Geld verdienen, sie können sich produktiv einsetzen und etwas für die Familien verdienen. Folglich verändert sich wirtschaftlicher Status. Daraus gewinnen sie Selbstvertrauen, sie setzen sich zur Wehr, sie treffen Entscheidungen und stellen sogar Forderungen.
Sie haben Zugang zu Ressourcen und wurden von Regierungsorganisationen unterstützt. Es entstand auch mehr Unterstützung innerhalb der Familien und Dorfgemeinschaften. Gleichzeitig verbessert sich ihre soziale Stellung. Sie nehmen am Leben der Gemeinschaft und der Organisation der Verwaltung auf lokaler Ebene teil. Einige von ihnen wurden zu Dorfältesten gewählt oder an die Spitze einer Kreisverwaltung. Früher hätten sie nicht im Traum daran gedacht, dass sie das erreichen könnten.
Wir bieten auch Informationen über Fragen der Geschlechterbeziehung und der geschlechtsbezogenen Arbeitsteilung. Die Einkommensstruktur verändert sich. Unsere Untersuchung aus dem Jahr 1991 stellte fest, dass 38 Prozent der Männer sogar im Haushalt mithelfen. Sie kümmerten sich um die Kinder, machten manchmal das Essen, wenn die Frauen in der Gruppe arbeiteten und zur Schulung waren. Gleichzeitig sind sie auch bei der Weberei beteiligt, was früher nicht erlaubt war; vieles ist in Bewegung gekommen. Männer leisten produktive Arbeit, aber auch die Frauen können für solche Arbeit ausgebildet werden. Die Männer erlauben es den Frauen inzwischen sogar, das Dorf für ihre Erledigungen zu verlassen

Entwicklungs- und Geschäftskonzept
Es gibt auch einige Probleme, die man in drei Punkte zusammenfassen kann:
1. Betriebswirtschaftliche Probleme,
2. Probleme mit der Kombination von Entwicklungs- und Geschäftskonzept sowie
3. mangelndes Selbstbewusstsein der Frauen
Wir haben sowohl bei der Tankstelle wie auch in der Sozialversicherung Verluste gemacht, weil es uns an entsprechender Erfahrung fehlte. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Kombination von Entwicklungs- und Geschäftskonzept. Beim Entwicklungskonzept müssen wir die Armen bevorzugt behandeln und besonders fördern. Wenn die Frauen eine schlechte Phase in der Familie durchleben, kann es passieren, dass sie nicht so gut arbeiten. Wir bezahlen ihre Arbeit trotzdem. Aber von der geschäftlichen Seite ist das schwierig, weil ein misslungenes Produkt schwer verkäuflich ist. Das führt manchmal zu Schwierigkeiten. Wir müssen verhindern, dass die Frauen glauben, sie könnten sich nicht entwickeln und seien unfähig. Genau dieses Denken hat Frauen immer wieder enge Grenzen gesetzt und viele denken auch heute noch so.

Soziale Sicherheit als langfristige Investition
Wir glauben, dass man zunächst die reale Situation der Frauen zum Ausgangspunkt nehmen muss. Wir wollen, dass sie das, was sie lernen, verinnerlichen und auch auf andere Bereiche in ihren Leben anwenden. Wenn man von dem ausgeht, was sie können, ist es für sie auch einfacher, sich in der Gruppe zu engagieren und sich zu verbessern. Sie sollen lernen, ihre Leistung insgesamt zu verbessern. Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, mit der AKA-Gruppe Ausflüge zu machen. Wir machen mit ihnen Informationsreisen innerhalb, aber auch außerhalb des Landes und sind im Umweltbereich tätig. Wir nehmen Kontakt mit Vertretern anderer Organisationen auf. Wenn wir Gruppen aus den städtischen Slumgebieten treffen, stellen sie fest, dass es diesen Frauen noch schlechter geht als ihnen. Wenn Frauen soziale Sicherheit genießen, dann sichert das unserer Meinung nach auch ihre Arbeitskraft und gibt ihnen einen sozialen Status.
Aber die Einstellung der Frauen beschränkt uns dabei manchmal. Die Frauen müssen selber erkennen, wozu sie fähig sind. Manchmal ist es aber schwer, ihre Einstellung entsprechend zu verändern. Das braucht viel Zeit.

Kooperation von Männern und Frauen
Sowohl Männer wie Frauen müssen sich um alternative Strukturen bemühen. Denn nicht nur die Frauen haben ein Problem. Wenn die Frauen sich entwickelt haben, führt dies häufig zu Konflikten innerhalb der Familien. Die Männer können es nicht akzeptieren, dass die Frauen jetzt mehr wissen als sie. Deshalb versuchen wir auch die Männer anzusprechen. Wir laden die Ehemänner zu den Treffen ein. Wir informieren sie über alles, als ob wir sie um Erlaubnis bitten würden. Wir sagen beispielsweise: Ihre Frau muss jetzt eine Woche lang zur Marketing-Schulung. Sie müssen ihr deshalb erlauben, daran teilzunehmen. Danach verstehen die Männer es dann besser. Inzwischen wollen sie auch eine Ausbildung, sie wollen die gleichen Chancen haben wie die Frauen. Wir müssen sie also darüber informieren, warum wir den Frauen zur Verbesserung und zur Entwicklung ihres Potentials den Vorzug geben. Aber wir bilden die Männer für die Arbeit an der Tankstelle und im landwirtschaftlichen Bereich aus und arbeiten so auch mit den Männern.
Deshalb läuft unser Projekt immer noch. Das ist Geschichte unseres Projekts von 1985 bis 1994. Nach 1994 haben wir uns aus dem Projekt zurückgezogen. Die Frauen müssen Pan Mai seitdem selber organisieren. Von 1994 bis 1999 zahlen sie noch für unsere vier Mitarbeiter. Dann werden auch diese zurückgezogen. Aber wenn es Probleme gibt, gehen wir auch heute noch manchmal zu ihnen und beraten sie.


Kleinbauergenossenschaften in Costa Rica
Patricia Jimenez

Der Titel meines Vortrags lautet: Wie können wir eine bessere Welt für Frauen im ländlichen Raum, ihre Familien, ihre Gemeinden und ihr Land schaffen?
Eine bessere Welt schaffen setzt zunächst voraus, die Träume unserer Frauen zu kennen. Einige Träume der Frauen habe ich kennen gelernt. Wir haben auf verschiedenen Tagungen mit ihnen zusammengearbeitet, und vor kurzem gab es einen Kongress der genossenschaftlich organisierten Frauen aus Mittelamerika und der Karibik. Hier einige ihrer Wünsche:

Wie können wir diese Träume Wirklichkeit verwirklichen? Dafür müssen wir zunächst etwas über die wirkliche Lage dieser Frauen wissen; das heißt nicht nur herausfinden, was sie tun, sondern wer sie sind und in welchem Umfeld sie leben.

Frauen sind von Armut besonders betroffen
Gegenwärtig leben annähernd 377 Millionen Menschen in Lateinamerika, davon 50 Prozent Frauen. 1994 konnten noch nicht einmal 55 Prozent von ihnen ihre Grundbedürfnisse befriedigen und 33 Prozent lebten in extremer Armut. Der Weltalmanach stellte fest, dass Frauen 1997 zwar 50 Prozent der Weltbevölkerung und ein Drittel der Beschäftigten ausmachten. Sie leisteten auch zwei Drittel der Arbeitsstunden. Aber sie erhielten nur ein Zehntel des Welteinkommens und besaßen weniger als ein Prozent des Vermögens auf dieser Welt.
1980 war nur jeder fünfte Beschäftigte im formellen Sektor in Lateinamerika eine Frau. 1990 gehörte jede dritte Frau zur arbeitenden Bevölkerung. Im gleichen Jahr waren nur neun von 43 Millionen Arbeitnehmern weiblich, fünf Millionen von ihnen arbeiteten auf dem Feld in der Landwirtschaft, besonders während der Ernte. Trotzdem erwirtschafteten Frauen im nicht-formellen Sektor 30 Prozent der Familieneinkommen.
Regelmäßig verrichtet eine Frau in Lateinamerika im Laufe eines Tages folgende Arbeiten:

Die durchschnittliche Arbeitszeit pro Tag beläuft sich auf 18 Stunden. In den ländlichen Gebieten Costa Ricas haben nur 80 Prozent der Frauen eine Krankenversicherung, einschließlich für Geburten. 50 Prozent der Gesundheits- und Rentenversorgung stammt aus der Versicherung des Ehemannes und 22 Prozent zahlt der Staat. Wir waren wirklich erstaunt, festzustellen, dass die soziale Sicherheit eigentlich nur für die reproduktiven Zeiten der Frau gilt; später ist die Versorgung nicht mehr so gut.
Als weiterer wichtiger Faktor muss auch berücksichtigt werden, dass 95 Prozent des Grundbesitzes in den Händen von Männern liegen und dass Frauen für gewöhnlich keinen Rechtstitel für das restliche Land besitzen. Bankkredite werden nur Personen gewährt, die Vermögen oder andere Sicherheiten anbieten können. Nur zwei Prozent aller offiziell vergebenen landwirtschaftlichen Zuschüsse gehen an Frauen. Nur 30 Prozent der nicht-traditionellen Kredite gehen an Frauen.

Wie sieht das Leben der nächsten Generationen aus?
In vielen Ländern gibt es noch immer eine Diskussion darüber, ob Frauen ein Recht darauf haben, die Anzahl der Kinder, die sie haben wollen und die sie versorgen können, selber zu bestimmen. In Costa Rica können Frauen um die Dreißig kaum lesen oder schreiben. Nach einer im letzten Jahrzehnt durchgeführten Untersuchung hatten 96 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe die Grundschule nicht abgeschlossen.
Dazu kommt, dass 45 Prozent der Bevölkerung Mittelamerikas unter 15 Jahren sind. Viele junge Menschen sind noch nicht darauf vorbereitet, Mütter oder Väter zu werden. Das hat beträchtliche Auswirkungen auf Mittelamerika und ist auch gesellschaftlich brisant. Lateinamerikanische Frauen heirateten 1970 durchschnittlich im Alter von 19 Jahren; bis 1990 war das Durchschnittsalter nur auf 22 Jahre gestiegen. Wenn sie 18 Jahre sind, heiraten sie und leben mit ihrem Mann zusammen. Ihr Partner ist gewöhnlich sieben Jahre älter. Deshalb bleiben sie auch häufig als Witwen zurück, die die letzten Jahre ihres Lebens von der Unterstützung der Kinder abhängig sind. In 20 Prozent der mittelamerikanischen Familien ist eine Frau das Familienoberhaupt.

Die Kooperative
Einige der Lösungen all dieser Probleme liegt darin, dass wir im Gebirge leben. Dort ist es wichtig, die Ressourcen zu pflegen, die wir haben, denn sie sichern uns ein Einkommen. Außerdem können wir auf unseren Farmen bleiben. Wir bleiben in der Nähe der Wälder und verdienen dort unseren Lebensunterhalt. Obwohl wir nicht im Luxus leben, haben wir unser Auskommen.
Viele NRO sind bereit, den Frauen dabei zu helfen, an der Gesellschaft teilzunehmen, und sie zu qualifizieren, damit die Entscheidungsprozesse in unserer ländlichen Organisation einen größeren Nutzen bringen. Das ist die Organisation, mit der die Friedrich-Ebert-Stiftung in Costa Rica Kontakt hat und die aus acht Kaffeekooperativen besteht. Traditionell zeigte sich, dass die Frauen nicht an den Entscheidungen im Kaffeegeschäft beteiligt wurden, obwohl sie und ihre Kinder diejenigen waren, die in der Erntesaison die Kaffeesträucher versorgten. Sie erhielten noch nicht einmal selber das Geld dafür, sondern es wurde an ihre Ehemänner ausbezahlt. Deshalb versucht eine dieser Organisationen jetzt auch, Frauen in die Geschäfte der Organisation einzubeziehen.
Dann haben wir noch die Einkaufszentrale der Kooperativen und die nationale UPA, die Vereinigung der Kleinunternehmer in Costa Rica. Wir haben auch genossenschaftliche Organisationen wie das CNMC, das Nationale Komitee der Frauen Costa Ricas, das mit der kanadischen Alliance International zusammenarbeitet und von ihr auch finanziert wird.

Entscheidungen selber treffen
Unsere Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, Ausbildung und Managementkurse für die Besitzer kleiner Plantagen anzubieten. Die Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt uns bei der Ausbildung in einer Art und Weise, die keine enormen Kosten für die Menschen verursacht. Es ist ihr besonders daran gelegen, die Menschen dazu zu bringen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Auch die Männer im ländlichen Raum haben mit Problemen zu kämpfen. Sie haben andere Probleme, aber auch darum müssen wir uns kümmern und mit ihnen zusammenarbeiten.
Die Kirche sieht dies im Licht der Nächstenliebe und zitiert die Paulus-Briefe, in denen er die Menschen aufruft, sich alle als Teil eines Körpers zu verstehen und deshalb liebevoll mit ihren Mitmenschen umzugehen. Ich erwähne dies, weil in unseren Ländern die Religion eine sehr wichtige Rolle spielt. Früher war die katholische Kirche zum Beispiel gegen Geburtenkontrolle. Auch viele evangelischen Kirchen bei uns auf dem Lande sprechen sich dafür aus, dass die Frauen hinter den Männern gehen und keine führende Rolle übernehmen; oder die Zeugen Jehovas, die sagen, dass Männer das Oberhaupt der Familien sein sollen.
Das alles sind Dinge, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen: nicht, indem wir uns direkt dagegen aussprechen, sondern indem wir sie wirklich verändern und unsere Ziele mit Hilfe unserer Religion erreichen.

Partizipation von Frauen
Christa Müller, die Frau von Oskar Lafontaine, hat sich beispielsweise für eine gesetzliche Frauenförderung eingesetzt. Das ist ein wichtiges Thema, was noch immer in Costa Rica in Diskussion ist, denn das Gesetz ist zwar gut und sehr allgemein formuliert, aber viele unterschiedliche Themen werden gar nicht berücksichtigt. Viele Frauen wissen gar nicht, dass dieses Gesetz existiert. Sie können es nicht lesen, geschweige denn anwenden.
Ein weiteres wichtiges Thema für Costa Rica ist das Genossenschaftsgesetz. Genossenschaften haben eine offene Mitgliedschaft. Das Genossenschaftswesen steht den Männern wie den Frauen gleichermaßen offen. Aber so wie es formuliert ist, unterstützt es zwar die Beteiligung der Männer, aber nicht die Beteiligung von Frauen. Wir setzen uns dafür ein, diese Formulierungen so zu verändern, dass auch wir damit arbeiten können.

Die Organisation der Kooperative
Wir haben verschiedene Bereiche in unserer Kooperative, einer davon ist das Komitee der Handwerker. In diesem Bereich, in dem Güter für den täglichen Bedarf an die Bevölkerung verkauft werden, arbeiten 145 Frauen und acht Männer. Wir verkaufen Reis, Bohnen, Zucker, aber auch Saatgut, landwirtschaftliche Betriebsmittel und Medikamente für Tiere.
Es gibt auch Spar- und Darlehenseinrichtungen, das heißt, wir sammeln Geld von allen Kleinerzeugern und Mitgliedern der Kooperative ein. Dieses Geld wird dann wiederum den Menschen in der Produktion zur Verfügung gestellt, wie den Milchbauern, Kaffeepflanzern, den Handwerkern und Schweinezüchtern etc.
Der letzte Bereich wird von uns einfach als landwirtschaftlicher Sektor bezeichnet. Dort konzentrieren wir uns hauptsächlich auf den Anbau von Kaffee, weil Kaffeesträucher die Bodenerosion verhindern. Wir versuchen auch, Flächen wieder zurückzugewinnen, die vorher für die Milchwirtschaft genutzt wurden und die große Flächen zerstört hat.
Mit dem Kaffee geht es ein bißchen besser. Wir haben auch eine Farm, die uns von einigen Quakern aus den Vereinigten Staaten geschenkt wurde, die vom Einklang zwischen Natur und sozialen Aspekten ausgehen. Deshalb wollten sie in diesem Bereich etwas tun. Dabei ging es ihnen nicht nur um die Ressourcen. Sie gaben uns 50 Hektar Land unter der Bedingung, dass wir es niemals auf dem Immobilienmarkt verkaufen. Wir haben diese Farm an 24 Familien weitergegeben, die somit jeweils zwei Hektar zur Verfügung haben, um dort Nahrungsmittel anzubauen.
Auch hier sind von den 700 bis 800 Mitgliedern der Kooperative die meisten Männer. Wir haben zwischen 200 und 250 Frauen, die hin und wieder in der Kooperative mitmachen. Jeder dieser Bereiche hält Jahresversammlungen ab - mindestens einmal, wenn möglich, zweimal im Jahr. Sie ernennen Delegierte, die sie bei der Generalversammlung oder der Delegiertenversammlung vertreten, wo wir die Geschäftssituation besprechen und entscheiden können, was mit unserer Kooperative in Zukunft geschehen soll.

Heimarbeit für Frauen
Der erste Bereich unserer Kooperative war die Heimarbeit, die 1982 gegründet wurde. Die Frauen hatten den Wunsch, etwas herzustellen, mit dem sich Geld verdienen läßt. Die meisten Frauen arbeiten hart, erhalten aber kein Geld dafür. Wenn sie also Geld verdienen wollen, müssen sie noch mehr arbeiten. Wir konzentrieren uns darauf, die Fertigkeiten in der Handstickerei und im Malen zu verbessern. Wir verkaufen sie an Touristen als Souvenirs. Wir haben uns selber Regeln gesetzt. Unser Regelwerk umfaßt ungefähr 20 Seiten, die in den 18 Jahren unserer gemeinsamen Arbeit zusammengestellt wurden. Wir versuchen, soweit wie möglich ohne Hilfe von außen auszukommen. Die Frauen werden angemessen für ihre Arbeit bezahlt und der Tourist wird nicht übervorteilt. Unsere Frauen verdienen ungefähr einen US-Dollar pro Stunde für diese Arbeit.

Die Kaffeekooperative
In diesem Bereich verarbeiten wir die frisch geernteten Kaffeebohnen für die Erzeuger. Wir entfernen die Schale, wir trocknen sie, exportieren oder rösten die Bohnen für den einheimischen Verbrauch oder verkaufen sie direkt an unsere Besucher. Dies ist ein sehr wichtiger Teil unserer Arbeit, denn wir sind nur ein kleines Land und müssen uns deshalb besonders um die wenigen natürlichen Ressourcen kümmern, die wir haben. Früher haben wir viel Wasser verbraucht, nur um die Bohnen zu reinigen. Heutzutage verbrauchen wir nur kleine Mengen Wasser und lassen die Bohnen von der Sonne trocknen. Das ist in unserer Lage sehr wichtig. Wir wollen auch keine großen Kaffeeplantagen, sondern setzen uns dafür ein, dass zwischen den Kaffeesträuchern Bäume gepflanzt und andere Produkte angebaut werden, damit es landwirtschaftliche Vielfalt gibt. Das hilft auch der Vogelpopulation dabei, in unseren gebirgigen Gegenden zu überleben.

Veränderungen der Strukturen durch Weiterbildung
Der Bereich, mit dem unsere Kooperative ihren Betrieb 1971 aufnahm, waren Güter und Geräte des täglichen Bedarfs. Ursprünglich durften nur die Männer entscheiden, was im Hause gebraucht wurde. Sie kauften, was sie wollten und nicht, was gebraucht wurde und nicht unbedingt in den Mengen, die für den Haushalt notwendig waren. 20 Jahre später sind es nun die Frauen, die diese Entscheidungen treffen und den Einkauf für die Familien machen, während die Männer weiterhin die Sachen für die Farm einkaufen.
Einer der wichtigsten Gründe für all diese Veränderungen liegt in der Unterstützung von Seiten anderer Frauen, die mehr Erfahrung haben und bereit sind, diese mit uns zu teilen. Wir legen zehn Prozent des Verkaufserlöses zur Seite für Ausbildungskurse von Frauen in den Themenbereichen, in denen es gerade erforderlich ist.
Dabei handelt es sich normalerweise um Buchführung, standardisierte Produktion, Computertechnik, Vermarktung, Selbstwertgefühl und öffentliche Gesundheit. Aber es geht dabei auch darum, Verantwortung für die Entscheidungen unserer Gruppe zu übernehmen. Dies ist auch eine wichtige Voraussetzung, wenn man sich politisch im Land engagieren möchte. Viele von unseren Frauen beschweren sich, dass sie bestimmte Dinge nicht haben. Aber sie haben schreckliche Angst davor, einen Schritt weiterzugehen und an Entscheidungen teilzuhaben, zum Beispiel auf der Ebene der Gemeinde- oder der Bezirksräte. Denn dabei handelt es sich in den meisten Fällen um die Domäne der Männer.
Besonders wichtig ist es für uns, auch etwas zu lernen und Informationen darüber auszutauschen, wie man Konflikte löst und komplizierte Beziehungen innerhalb der Kooperative behandelt. Eine friedliche Konfliktlösung bedeutet für uns, zu lernen, nicht mehr gewaltsam zu reagieren und für die zukünftigen Generationen ein Umfeld der Vielfalt zu schaffen.

Die Vergabe der Kredite
Das Spar- und Kreditwesen ist für uns ein wirklich interessanter Bereich. Wir haben ihn in den letzten zehn Jahren umstrukturiert, weil es uns oft passierte, dass wir Geld brauchten, um das arbeitende Kapital der Kooperative aufzustocken und es gleichzeitig an Mitglieder ausleihen wollten. Wir mussten feststellen, dass es mit der Vergabe von Krediten nicht so einfach ist. Es gibt in Costa Rica viele Kontrollen, viele Verfahrensregeln, und besonders bei uns auf dem Lande ist man nicht an Regeln und ihre Einhaltung gewöhnt. Wir haben uns deshalb besonders darum bemüht, die Kredite zu kontrollieren. Frauen sind sehr viel disziplinierter bei der Rückzahlung von Krediten. Männer gehen eher ein Risiko ein, um Geld für Projekte zu beschaffen. Aber wenn es um den Schuldendienst geht, sind sie nicht unbedingt gut organisiert.
Nach diesen Erfahrungen haben wir diese Abteilung bei uns so umstrukturiert, dass wir das Geld kontrollieren, das in die Kooperative fließt und auch das Geld, das nach draußen geht. Das wird entsprechend in den Büchern vermerkt. Nur selten werden Kredite aufgenommen, um eine Schulbildung oder Freizeit zu finanzieren. Einige Institutionen benutzen aber gerne diese Leistungen, weil es sich auch sozial positiv auswirkt.

Mehr Frauen in Entscheidungspositionen
Wir haben uns für eine größere Beteiligung der Frauen eingesetzt, damit sie nicht in die Großstädte ziehen. Bei uns gibt es diese extreme Landflucht nicht. Unsere Frauen sind in den letzten zwei Jahrzehnten nicht mehr in so grosser Zahl in die Stadt gezogen wie früher. Tatsächlich gibt es sogar Menschen, die zu uns aufs Land ziehen. Wir haben versucht, alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen, mit denen man Geld verdienen kann. Wir achten besonders darauf, dass Frauen mehr fachliche Ausbildung in ihrem Interessengebiet erhalten. Besonders wollen wir aber ihr Selbstwertgefühl, ihre Führungs- und Konfliktlösungsqualitäten stärken. Wir sind auch dafür, dass das Bankwesen den Frauen Zugang zu Krediten oder Bankdarlehen erleichtern sollte. Bisher wurden Kredite vorzugsweise an Männer vergeben, weil die Banken davon ausgingen, dass den Männern der Besitz gehörte oder dass sie für die Produktion zuständig seien. Beim Zensus interessierte uns besonders, wie gut die Frauen ihre Kreditschulden abbezahlt haben. Wir sind daran interessiert, dass mehr Frauen politische Ämter einnehmen, damit die Bedürfnisse der Familien besser berücksichtigt werden - zum Wohle der ganzen Gesellschaft.
Dabei geht es uns um die Gesetze, die verabschiedet werden und die etwas mit dem wirklichen Leben der Menschen zu tun haben sollten. Und es geht darum, Gesetze zu machen, die für Frauen und Männer gleichermaßen gelten.

Männer müssen lernen, mit Frauen zu kooperieren
Wir möchten, dass die Regierung mehr Geld für die schulischen Bedürfnisse der Frauen zur Verfügung stellt. Es ist besser, heute ein Kind auszubilden, als einen Erwachsenen morgen zu bestrafen. Sie werden feststellen, dass man in den Großstädten Mittelamerikas viel mehr Geld einsetzt, um die Menschen hinter Gitter zu bringen. Es wäre besser, wenn wir unsere jungen Menschen ausbilden und ihnen geben würden, was sie brauchen, anstatt die Gefängnisse zu vergrößern.
Männer müssen sich der Rolle der Geschlechter und wie sie sich verändert hat, bewusst werden. Wir wollen nicht ohne Männer handeln, aber sie müssen verstehen lernen: wie wir fühlen und wer wir sind. Wir haben erkannt, dass Männer sensibel sind, dass sie sich kümmern und dass wir ihnen bisher keine Chance gegeben haben, das auszudrücken. Vielleicht waren sie auch überfordert. Für gewöhnlich ist es der Mann, der die materiellen Dinge für die Familie beschaffen muss. Manche Männer wollen lieber etwas anderes tun, aber wenn sie kochen oder die Wäsche machen oder sich um die Kinder kümmern, halten die Leute sie für ‚Waschlappen‘. Wir müssen diese ganzen Einstellungen ändern.
Wir wollen, dass die internationalen NRO sich stärker für einen wirksamen Erfahrungsaustausch unter den Frauengruppen einsetzen. Wir müssen herausfinden, wie ein Erfahrungsaustausch funktionieren kann und wie wir einander besser helfen können.

Bildung für Frauen vor Ort
Man muss auf der wirtschaftlichen Ebene ansetzen: auch Frauen in den ländlichen Gebieten sollten etwas Geld verdienen können, um jemanden zu bezahlen, der sich um ihre Kinder kümmert, während sie sich weiterbilden lassen und ihr Leben verbessern, wo immer sie leben. Diese Ausbildung muss da gemacht werden, wo diese Frauen leben und auf einer Ebene, die ihren Bedürfnissen entspricht. Es ist sehr wichtig, dass dies mit berücksichtigt wird. Man sollte den Menschen Anerkennung zollen für das, was sie leisten. Sich um die Kinder kümmern ist eine der wichtigsten Aufgaben für Lateinamerika. Deshalb brauchen wir eine gute Betreuung, damit wir vertrauensvoll das Haus verlassen können. Eine Frau muss also sehr viel mehr Geld aufwenden und sich mehr Gedanken machen über das, was sie zurücklässt.

Wenn sie dort ausgebildet wird, wo sie auch lebt, kann sie sich ihre Zeit besser einteilen und sich auf den Lernstoff konzentrieren. Man muss dabei mit ganz einfachen Dingen anfangen, denn diese Frauen haben noch nie mit akademischen Formen des Lernens zu tun gehabt.
Auf diese Weise hoffen wir, eine etwas bessere Welt für die Frauen im ländlichen Raum, ihre Familien, ihre Gemeinden und ihre Länder zu schaffen.


Expertengespräch
Welches sind die Voraussetzungen, damit die Frauen auf dem Land bleiben und menschenwürdig leben können?

Marianne Klappert, MdB, Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forst, äußerte sich zu diesem Thema wie folgt:
“Ich glaube, es sind nicht nur die klassischen ‚Landfrauen‘, die aus dem Bereich der Landwirtschaft kommen, die von mangelnder Infrastruktur betroffen sind. In den ländlichen Gebieten gibt es auch sehr viele andere Frauen, die es von ihrer Ausbildung und den Arbeitsmöglichkeiten her schwer haben, einen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu bekommen. In der Politik halte ich es für wichtig, sowohl für die Landfrauen – für die es bei zunehmender Industriealisierung der Landwirtschaft immer weniger Arbeitsmöglichkeiten gibt – wie auch für die anderen Frauen, Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Das bezieht die Dörfer mit ein. Wir müssen Förderinstrumente finden, in denen Frauen zum Beispiel Kurse zum Einstieg besuchen können. Darüber hinaus sollte man sie auch bei neuen Wegen unterstützen. Ich denke, das kann man miteinander verknüpfen. Wir müssen uns auch die Frage stellen: Was können wir tun, um nicht immer nur in einem bestimmten Bereich zu fördern? Wie können wir Projekte miteinander vernetzen und übergreifende Maßnahmen entwickeln?”

Selbstständigkeit von Frauen muss gefördert werden
Duanmang-Tulaphan berichtet aus ihrer Sicht als Projektleiterin: “Obwohl wir viele Frauen erreicht haben – im Projekt Pan Mai 500 Frauen und im Netzwerk fast 2000 Menschen – gibt es in dieser Region noch sehr viele Frauen, die von der Regierung unterstützt werden müssten. Es ist schon einige Zeit her, dass wir darüber in einer UN-Konferenz diskutiert haben. Es gibt unzählig viele Frauengruppen in Thailand. Aber wir brauchen mehr als das. Wir brauchen nicht nur Produkte, wir brauchen einen Prozess, der gefördert werden muss. Es wäre eine gute Chance für die Regierung, mit solchen Projekten zu arbeiten. Wie Sie wissen, ist die Situation der Frauen in Thailand schlimmer als vorher. Es stimmt nicht, dass von der Finanzkrise nur die Frauen in den Städten betroffen sind. Im Moment gibt es eine Rückkehr von denjenigen, die bislang noch einen Job in der Stadt hatten. Sie kehren zu ihren Familien aufs Land zurück, die sie nun nicht mehr unterstützen können. Im Gegenteil: Sie müssen nun wieder mit ernährt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass Erwerbsmöglichkeiten für Frauen geschaffen werden und sie außerdem eine Weiterbildung erhalten und sich qualifizieren können. Frauen arbeiten enorm viel, aber sie werden nicht dafür bezahlt und erhalten keine Anerkennung. In richtigen Jobs können Frauen Geld verdienen und dafür anerkannt werden. Aber es geht nicht nur um Jobs, Geld und Bildung. Die Frauen müssen grundlegend befähigt werden, ihr Leben meistern zu können.”
Aus ihrer merhrjährigen Erfahrung in Kongo/Brazzaville heraus schilderte Waltraud Fleischle-Jaudas vom Landfrauenverband Baden-Württemberg die Position der afrikanischen Frauen in der Gesellschaft. Oft ökonomisch unabhängig und entsprechend selbstbestimmt, haben Frauen in Afrika keine Entscheidungsgewalt. Zwar komme es vor, dass in den Ratsversammlungen, zu denen Frauen offiziell keinen Zugang haben, erfahrenen und in der Dorfgemeinschaft hoch geachteten Frauen Gehör geschenkt würden, aber einen direkten Einfluss haben sie nicht.

Frauen sind schwerer zu motivieren
Bei der Frage nach Erwerbsmöglichkeiten kam auch zur Sprache, wie man Frauen trotz schlechterer Chancen ermutigen kann, neue Wege zu gehen. Hierzu schilderte Ruth Islinger von der Industriegewerkschaft Bau, Agrar und Umwelt (IG BAU) ihre Erfahrungen aus Deutschland:
“In der Landwirtschaft waren vor und nach der Wende viele Frauen organisiert. Aber durch den enormen Stellenabbau in der Landwirtschaft ist der Frauenanteil sehr stark zurück gegangen. Es gibt jetzt weniger als zehn Prozent organisierte Frauen in der Landwirtschaft. Fort- und Weiterbildung im eigenen Tagungshaus, die für unsere Mitglieder angeboten werden, werden überwiegend von Männern wahrgenommen. Dass Frauen so schwer zu bewegen sind, mag auch mit ihrer Doppelbelastung von Beruf und Familie zu tun haben. Wir sprechen nicht nur die Frauen an, die in der Landwirtschaft tätig sind, sondern alle Frauen, die auf dem Land wohnen und nach der Familienphase wieder beruflich tätig werden wollen.”

Männer müssen ihre Privilegien aufgeben
Wie aus den am Vormittag vorgetragenen Berichten aus den Projekten ersichtlich wurde, sind Frauen bereit, ihre Männer zunehmend mehr an dem Prozess der Selbständigkeit zu beteiligen Auf die Frage der Moderatorin Doris Götting, ob auch Männer ihre Familien in ihre Überlegungen mit einbeziehen, antwortete Patricia Jimenez: “Bei unserer Gender-Erfahrung haben wir heraus bekommen, dass die Frauen bereit sind, mehr Jobs, mehr Herausforderungen und Kompromisse anzunehmen. Aber wenn es dazu kommt, Macht zu teilen und Entscheidungen zu fällen, sind Männer nicht bereit, ihre Privilegien aufzugeben. Bis jetzt verstehen wir nicht, warum das so ist. Vielleicht haben sie Angst, nicht mehr so gebraucht zu werden, ihren Platz in der Gesellschaft zu verlieren. Oder sie glauben, dass sie die Sklaven der Frauen werden, wenn sie ihnen nachgeben. Wir diskutieren das immer wieder. Die Gesellschaft verändert sich überall um uns herum, aber die ländlichen Regionen in unserem Land sind immer noch sehr stark von der Macho-Kultur geprägt. Die Männer finden Möglichkeiten, die neuen Positionen zu unterminieren. Diese Form ist ein neuer Typ von Gewalt. Es ist nicht immer einfach, den Finger darauf zu legen. Frauen werden dadurch wieder häuslicher. Anstatt zu kontrollieren, was sie gewonnen haben, kehren sie in alte Strukturen zurück. Es geht darum, sowohl Männer wie Frauen auf dem Land zu halten und beide einzubinden. Wir brauchen verschiedene Dienste von der Regierung vor Ort, dort, wo die Menschen auch leben: Gesundheitsdienste, Bildungseinrichtungen, bessere Straßen.
Was geschieht mit einer Gesellschaft, in der Menschen mehr und mehr durch Technologien ersetzt werden? In unserem Projekt waren wir durch die Fülle der Informationen gezwungen, Computer zu benutzen. Aber das bedeutet, dass wir die Menschen dafür nicht mehr brauchen. Wie sehen die Lösungen für diese Probleme aus? Das ist nicht nur die Frage von Frauen und wie sie ihr Leben meistern können. Die Kinder lernen in den Schulen über Dinge, die nicht notwendig sind für die Landwirtschaft und für das, was man braucht, um auf dem Land zu leben, eine Farm zu bewirtschaften und nicht abzuwandern. Wenn wir das nicht diskutieren, werden wir auch keine Lösungen für unsere Kinder finden.”

Männer und Frauen sind oft von denselben Problemen betroffen
Götting: “Dieses Problem, dass das menschliche Potential durch Computer ersetzt wird, betrifft Männer und Frauen gleich. Das könnte den Kampf der Geschlechter verschärfen. Aber es könnte genau so gut dazu führen, gemeinsam nach Alternativen zu suchen. Gibt es darüber eine Diskussion in Costa Rica?”
Jimenez: “Ja, diese Diskussion findet in verschiedenen Regionen statt und in unserer Kooperative ist das einer der Aspekte, die wir verstärkt im Auge haben. Unser Hauptziel ist es, die Menschen auf dem Land zu halten. Das bedeutet aber auch: Wenn die Wirtschaft vorschreibt, für eine bestimmte Größe an Land eine bestimmte Anzahl an Waren zu produzieren, zwischen den Bedürfnissen der Menschen vor Ort - die ja Geld verdienen wollen - und dem Wettbewerb darüber, was und wieviel wir produzieren müssen, zu entscheiden. Es ist also die Konkurrenz zwischen den kleinen und den großen Farmen. Mehr und mehr raten uns auch die Politiker, eine Allianz zwischen diesen beiden Produktionsformen – Subsistenz- und Exportproduktion - anzustreben, zum Beispiel den Zusammenschluss aller Kaffeekooperativen unserer Region. Das ist vielleicht der Grund, warum die Frauen auf dem Land sich so schwer tun, in den Entscheidungsprozess einzusteigen. Denn je größer unsere Kooperative wird, desto stärker müssen sie selbst werden und ihre Positionen erkämpfen. Sie können kaum ihre häuslichen Probleme und die ihrer Frauengruppe managen. Wir müssen sie schulen und nach Lösungen dafür suchen. Aber wir fragen uns auch, wie lange wir das noch können. Es sind immer mehr Menschen und immer mehr Probleme involviert. Wir stellen uns auch die Frage, wieviel wir von dem Land, das wir haben, bewirtschaften sollen und wieviel wir davon aus ökologischen Gründen unbewirtschaftet lassen sollen. Das alles sind Probleme, an denen sowohl Männer und Frauen sehr hart arbeiten müssen. Aber in unserer Kultur, in der wir leben, sind Frauen ständig darin unterwiesen worden, dass es ihnen nicht erlaubt ist, zu diskutieren. Sie sind gut für die Küche und die Kinder. Ansonsten haben sie sich zurück zu halten. Männer sind es gewohnt, die Entscheidungen zu fällen. Aber wie können sie sinnvolle Entscheidungen fällen, wenn sie nichts über die Probleme der Frauen wissen?”

Regierungen und NRO – Partner oder Gegner?
Doris Götting fragte nach dieser Schilderung, wie die Regierungen sich zu den Selbsthilfeprojekten stellen. Von Projekten aus Industrieländern wisse man, dass solche sozialen Folgewirkungen von den Regierungen auch gar nicht gewünscht werden. Müssten sie zusätzlich gegen staatliche Macht ankämpfen oder würden sie unterstützt?
Tulaphan: “Unsere Regierung akzeptiert unser Projekt, weil wir ja schon zehn Jahre darin gearbeitet haben. Die Art, wie wir uns den Frauen angenähert haben, findet ihre Zustimmung. Als NRO haben wir nur sehr begrenzte Ressourcen und können damit nur in einigen wenigen Regionen arbeiten. Deshalb ist es sehr wichtig, unsere Anliegen für die Regierungspolitik zu formulieren. Und das versuchen wir auch. Unsere Aktivitäten haben einen großen Einfluss auf unsere Frauen. Es gibt mehrere Seiten der Regierung – die eine Seite versucht, mit NRO zusammen zu arbeiten. Sie fragen uns zum Beispiel, ob wir nicht in einem industriellen Projekt arbeiten wollen. Und zur selben Zeit geben sie unseren Frauengruppen Unterstützung. Ich glaube, wir verlieren den Weg zur Entwicklung, wenn wir versuchen, ein industrialisiertes Land zu werden. Wir haben unsere eigene Art zu denken. Wir denken über selbstgenügsame Aktionen nach, über eine selbstgenügsame Ökonomie. Es ist notwendig, die Region, in der man arbeitet, genau zu studieren. Das lokale Wissen ist unser Eigentum, nicht aber das Land. Die Regierung versucht immer, Aktivitäten ins Leben zu rufen, ein paar Erfolgsgeschichten über NRO in ihrem Land zu produzieren, ohne die Ideen der selbstgenügsamen, ökologischen Wirtschaft zu verstehen.”

Frauen sind in der Politik nicht erwünscht
Jimenez: “Unsere Regierung ist mit uns darüber einig, dass alle Aktivitäten gut sind, die die Region schützen und fördern. Aber es gibt kein Interesse daran, Frauen zu stärken. Obwohl wir circa 40 Prozent Frauen in politischen Positionen haben, heißt das nicht, dass sie wirklich die Möglichkeiten haben, Entscheidungen zu fällen. Zwar ist die Regierung tatsächlich gewillt, die Dinge besser zu machen. Die Menschen haben aber Wünsche und Bedürfnisse, die darüber hinaus gehen. Inzwischen sind sich Frauen jetzt mehr ihrer Verantwortung bewusst und beziehen Position, obwohl viele dieser Frauen einfache Hausfrauen sind. Das ist bereits ein großer Fortschritt. Dennoch arbeiten wir immer noch daran, dass sie auch die Entscheidungen selber fällen, damit wirklich das geschieht, was sie auch wollen. Für diejenigen, die auf dem Land bleiben wollen ist es wichtig, die entsprechenden Bedingungen dafür herzustellen. Die Regierung bemüht sich um Schulen, um Möglichkeiten für soziale Sicherheit - vor allem für Frauen im Reproduktionsalter. Aber wir brauchen auch Straßen und Erholungszentren.”

Weiter- und Fortbildung für Frauen
Ruth Islinger beantwortete diese Frage aus deutscher Sicht: “Bei uns hat die Technisierung enorm viele Arbeitsplätze wegrationalisiert. Und das fast nur im Frauenbereich. Deshalb versuchen wir, die Frauen zu animieren – zum Beispiel in Form von Kursen – dass sie sich des Problems annehmen und sich diese Technologien auch selbst aneignen, sich weiterbilden und dann noch einmal neu bewerben. Der Wiedereinstieg in den Beruf geht nicht ohne Weiter- und Fortbildung. Es ist ja nicht so, dass es keine Angebote gibt, aber die Frau muss aktiv daran arbeiten, um sie nutzen zu können.
Marianne Klappert: “Dem muss ich widersprechen: Es ist keinesfalls so, dass die Frauen nur zugreifen müssten. Gerade im ländlichen Bereich ist es immer ein schwerer Kampf, Weiterbildungs- oder Qualifikationsangebote zu bekommen. An vielfältigen Faktoren wie Arbeitslosenzahlen und Regionalstrukturen entscheidet sich, ob eine Gleichstellungsbeauftragte etwas für Frauen anbieten kann, die wieder in den Beruf einsteigen wollen. Da gibt es immer noch zu viele Hürden. Selbst wenn in einer Region beispielsweise nur acht Prozent Arbeitslosigkeit herrscht, so ist das immer noch kein Grund, Frauen abzulehnen, die dringend auf Arbeit angewiesen sind. Da muss die Politik noch weitaus flexibler werden. Wir haben uns bei der Diskussion in der EU sehr bemüht, die Voraussetzungen für eine entscheidende Stärkung der ländlichen Region zu schaffen. Es nützt nichts, wenn Menschen einfach Jobs in den städtischen Zentren annehmen, weil sie dort besser verdienen. Denn das gestaltet die Situation derjenigen, die auf dem Land bleiben, noch schwieriger. Gerade die Probleme der Landwirte wachsen erheblich, das zu erbringen, was wir alle ja so gerne haben möchten: Kulturlandschaften und gesunde Nahrungsmittel. Deshalb halte ich es für wichtig, dass die modernen Kommunikationsmittel auch die ländlichen Regionen erreichen. Frauen müssten auf der kommunalen Ebene noch viel mehr vertreten sein und mit diskutieren, um den Politikern in der Kommune ihre Bedürfnisse zu verdeutlichen. Denn die Probleme und Wünsche sind im Münsterland andere als im Siegerland oder im Sauerland, obwohl alle aus demselben Bundesland Nordrhein-Westfalen stammen. Das sehe ich als eine der Hauptaufgaben an: Der Kommunalpolitik klar zu machen, was unmittelbar vor Ort gebraucht wird.”

Frauen als Partner in der Politik
Patricia Jimenez: “Wir sind uns darüber einig, dass Frauen Partner in der Politik werden sollten. Eine der Möglichkeiten, das herbei zu führen, wäre vielleicht, kleinere anstatt von großen Kongressen zu organisieren, damit die Kommunikation erleichtert wird und dort durch einen Repräsentanten vertreten zu sein, der unsere Probleme kennt und uns von den Entscheidungen auf solchen Kongressen berichtet. Es gibt eine Tendenz, dass sich alles in den Städten konzentriert: die Verwaltung, die Informationszentren, die politische Entscheidungsgewalt. Wenn wir mehr Informationszentren dort hätten, wo die Farmer lebten, dann könnten sie auch teilnehmen und die Politik besser mitbestimmen. Die Politiker fordern uns immer wieder auf, uns mit anderen Kooperativen zu verbinden. Aber wenn wir größer werden, verlieren wir die Kontrolle und den Kontakt mit den Menschen, um die es geht. Wir brauchen eine Balance zwischen kleinen Entscheidungsgremien und den Makrostrukturen von Politik.


Beiträge aus dem Publikum

Auch in der Diskussion mit dem Publikum kamen die globalen Strukturen immer wieder zur Sprache. Waltraud Fleischle-Jaudas plädierte für kurzfristige Koalitionen mit internationalen Organisationen - trotz der erwähnten Einwände. Die Landminenkampagne oder die Aktion “Saubere Kleidung” seien solche internationalen, länderübergreifenden Bündnisse, die Erfolge vorzuweisen hätten. Bei der Initiative “Saubere Kleidung” haben Verbraucherinnen aus den Industrieländern sich mit Textilarbeiterinnen aus den Produktionsländern solidarisiert, um soziale und ökologische Mindeststandards zu erreichen. Deshalb müsse man aber nicht die eigenen Strukturen in den Kleingruppen aufgeben.
Auch Frau Tulaphan ergänzte hierzu, dass in ihrem Land die Zusammenarbeit mit großen, internationalen Initiativen notwendig sei. Deshalb müssten die kleinen Kooperativen ihre Themen und Aktionen erweitern. Aber der Kontakt zu den Menschen vor Ort sei unerläßlich.
Zwei Redebeiträge aus dem Publikum wiesen darauf hin, dass in Thailand auch der industrielle Sektor viele Probleme für die Menschen berge, die die Kampagne “Saubere Kleidung” zu lösen versuche. Ein anderes Problem seien die vielen thailändischen Frauen, die in den Nahost-Ländern als Haushaltshilfen ausgebeutet würden und zudem notorisch sexuellen Übergriffen ausgesetzt wären. Viele kleine Projekte könnten solche durch die Armut erzeugten Strukturen nicht verändern. Auch die deutsche Entwicklungshilfe könne nur wenig ausrichten.

Lokal handeln und global denken
Immer wieder wird angesichts der globalen Probleme deutlich, dass - wie es eine Rednerin formulierte – alle Bildungsarbeit nichts nützt, wenn die globalen Rahmenstrukturen nicht verändert werden. Deshalb haben die NRO die Devise vom lokalen Handeln und globalem Denken entwickelt. Wenn Frauen denken, so die Rednerin, habe das den Männern noch nie geschadet. Aber sie dürften eben nur denken. Bei der WTO in Seattle sei es zum ersten Mal möglich gewesen, auf globaler Ebene friedlich auf die Interessen der NRO zu verweisen. Dass die Verhandlungen der WTO gescheitert seien, sei besser als ein fauler Kompromiss.
In der Diskussion wurde mehrfach hervorgehoben, dass die NRO viel effektiver vor Ort tätig sein können als die Regierungen. Denn Beamte seien von ihrer Aufgabe her keine Unternehmer, vielmehr arbeiteten sie oft defensiv. Ziel müsse sein, den informellen Sektor, in dem sehr viel Analphabeten arbeiten, schlagkräftiger zu machen: Durch Beratung, Ausbildung, Kredite.
Die Devise vom lokalen Handeln und globalem Denken bedeute auch, viele kleine Projekte in eine gemeinsame Richtung zu bringen. Allerdings sei für die Menschen in den Entwicklungsländern die Arbeit in Exportindustrien viel lukrativer: In Indien sei zum Beispiel eine ganze Software-Branche entstanden, in der fast nur Frauen arbeiten. Sie seien die Nachfolgerinnen der Textilarbeiterinnen.

Bürgerkriege und Globalisierung vernichten Erfolge
Die Finanzkrisen in Asien haben viele Ansätze zur Verbesserung vernichtet. Davon waren in Thailand nicht nur die Frauen in den Städten betroffen. Vielmehr haben sie durch die Rückkehr in ihre Dörfer ihren Familien ebenfalls die wirtschaftliche Basis entzogen. Auch haben viele Landfrauen Angst, von diesen Frauen, die überwiegend auch besser ausgebildet sind, aus ihren Projekten vertrieben zu werden.
Aus Angst vor dem Gesichtsverlust sind aber auch viele in den Städten geblieben. Mit ihnen ist nun eine neue städtische Schicht von armen, alleinerziehenden Frauen entstanden, die es vorher in diesem Ausmaß nicht gegeben hat.
Ein anderes Problem für NRO-Projekte sind Bürgerkriege. Oft zerstören sie die mühsam aufgebaute Arbeit und den Betroffenen geht es hinterher noch schlechter als vorher. Wie kann man diese Menschen wieder für einen erneuten Anfang motivieren? Die Motivation sei – so eine Stimme aus dem Publikum – ihrer Meinung nach das Wichtigste. Erst die Motivation von Menschen habe bewirkt, dass Projekte entstanden seien. Motivationsträger vor Ort wie zum Beispiel die Kirchen könnten die Menschen dazu bewegen, die Arbeit in den Projekten wieder aufzunehmen. Aber auch die Unabhängigkeit von der Hilfe von außen könne verhindern, dass Projekte untergehen, wenn die Situation eines Landes Hilfe nicht zulasse.
Ein Beispiel, wo Makrostrukturen eine Initiative vernichtet habe, sei Jamaica. Dort sei die örtliche Milchwirtschaft unterstützt und gestärkt worden. Als Nestlé mit subventionierten Produkten auf den jamaicanischen Markt einbrach, konnte sie zu einem konkurrenzlos niedrigen Preis anbieten und verdrängte die örtlichen Anbieter. Mit Nestlé hängen auch etliche Arbeitsplätze in Europa zusammen. Global Handeln heiße in diesem Fall auch, die Arbeitsplätze teilen. Zudem müssten höhere Preise für die Produkte aus den Entwicklungsländern gezahlt werden.

Technischen Fortschritt sinnvoll einsetzen
Im Laufe der Diskussion wurde festgestellt, dass manche Probleme sich weltweit sehr ähneln. Unterschiedlich ist nur die Intensität der Probleme, aber die Forderungen sind die gleichen: Zugang zu Bildung, Gesundheitsvorsorge und Verkehrsanbindung. Das Mithalten mit dem technischen Fortschritt gestaltet sich hier wie dort als Problem. Nicht jeder technische Fortschritt ist immer ein Fortschritt für die Menschheit. Aber man kann sich von manchen technischen Fortschritten nicht abkoppeln. Aus einer technikfeindlichen Haltung heraus von den Partnern in den Entwicklungsländern zu erwarten, sich nicht mit neuen Technologien auseinander zu setzen, hieße, sie weiter in Verzug zu bringen. Eine Rednerin berichtete, dass deshalb Computerkurse in Malaysia, Nicaragua und Südafrika für Frauen angeboten werden, um sie für den Arbeitsmarkt wettbewerbsfähig zu machen. Ein weiteres Beispiel sei Tansania: Hier habe eine organisierte Frauengruppe und nicht die Männer einen Traktor bekommen. Damit habe man die Stellung der Frauenkooperative enorm gestärkt.

Die Rolle der Jugendlichen
Die Integration von jungen Menschen in Selbsthilfeinitiativen, so betonte Frau Jimenez, sei sehr wichtig, weil sie besonders gefährdet seien. Junge Menschen fühlen sich von den städtischen Ballungszentren sehr angezogen. Dort kämen sie mit Drogen und Prostitution in Kontakt. In Costa Rica versuche man deshalb die Trainingskurse besonders attraktiv zu gestalten und auf junge Menschen zuzuschneiden. Man versuche herauszufinden, ob sie wirklich auf dem Land bleiben wollen und welches die Gründe für ihre Entscheidung sind. Das sei bisher das große Manko gewesen: Man habe nicht untersucht, warum die Menschen so handeln wie sie handeln. Für die Wirtschaft müsse auch von Interesse sein, wieviel Zeit häusliche Arbeit beansprucht und wie hoch die Kosten sind, eine Familie zu ernähren. Auch die Lebensqualität einer Familie mit vier Kindern, die in einer ländlichen Region lebt, müssten in Rechnung gesetzt werden und nicht nur die weltweiten Profite. Nur dann könne man wirklich feststellen, ob diese globalen Veränderungen Verbesserungen erbracht hätten - in einer menschlichen, einer ethischen Dimension.
Auffallend sei auch – so ein weiterer Kommentar – dass das Wirtschaftsrecht viel besser durchgesetzt sei als das Menschenrecht. Das ergäbe kein Gleichgewicht. Die Wirtschaftsakteure, die ja nicht demokratisch gewählt seien, entwickelten dabei mehr Macht und entschieden viel nachdrücklicher die Geschicke in der Welt als die Politik. Der Druck von der Zivilgesellschaft müsse daher noch viel größer werden.

Sexuelle Aufklärung und Aids
In Costa Rica werden die Jugendlichen sexuell aufgeklärt, aber das alleine hielte sie nicht davon ab, dieselben Fehler zu machen wie die Generationen zuvor, in denen man nicht verhütete und Mädchen mit 16 Jahren schwanger werden. Jugendliche müssten angehalten werden, sich zu fragen, welches Leben sie führen möchten.
Auch Frau Tulapahan bestätigte, dass Aufklärung nicht davon abhalte, dass junge Mädchen in die Stadt aufbrechen. Sie wollten das moderne Leben kennen lernen und ihr eigenes Geld verdienen, um sich ihre Wünsche erfüllen zu können. Zur Sexualaufklärung werden Dias und Videos gezeigt. Auch Kondome kommen zur Sprache. Die Frauen werden aufgefordert, ihre Männer auf jeden Fall zu informieren, wenn sie HIV-positiv sind. Aber die Frauen auf dem Lande tun sich sehr schwer mit der Anwendung von Kondomen.
Frau Jimenez wies in diesem Zusammenhang auch auf die Rolle der Kirche in ihrem Lande hin. Patricia Jimenez: “Die Rolle der Kirche hat in Costa Rica großen Einfluss. Ihr Frauenbild ist sehr traditionell und bestärkt sie nicht gerade darin, ihr eigenes Leben zu führen. Die Kirche will all die familiären Probleme nicht sehen, mit denen Frauen sich herumschlagen. In den 70er und 80er Jahren hat es viele Diskussionen um Geburtenkontrolle gegeben. Viele Frauen stehen deshalb vor der Entscheidung, die Kirche aufzugeben, wenn sie selber bestimmen wollen, wieviel Kinder sie haben wollen. Denn die Kirche ernährt ihre Kinder nicht. Aber viele Frauen sind von Schuldgefühlen geplagt, wenn sie so entscheiden. Auch Sterilisation von Frauen und Abtreibung kamen dabei zur Sprache. Männer und Frauen müssen beginnen, als Partner miteinander zu kommunizieren und alle Aspekte des Lebens, auch die Familienplanung, mit einzubeziehen. Oft herrscht in den Familien ein regelrechter Krieg, der jede Kommunikation verhindert.”

Wie erreicht man nachhaltige Projekte?
Auch das Kriterium der Nachhaltigkeit kam in der Diskussion zum Tragen. Ein Mitglied einer NRO, die Projekte in den Entwicklungsländern unterstützt, berichtete, dass nachhaltige Projekte dann zu erreichen seien, wenn die Projektteilnehmer schon bei der Planung dabei seien. Es gebe Projekte, die nur auf Anfrage bewilligt werden. Diese Anfrage müsse aus dem Land selbst kommen und begründet sein. Die Experten kommen nicht aus Europa, sondern aus dem betreffenden Land. Wenn man auf den vor Ort vorhandenen Sachverstand setze, sei es für viele Initiativen einfacher, nach ein bis drei Jahren unabhängig zu werden. Auf diese Weise könnten die vielen einzelnen Projekte ein Gesamtbild schaffen, dass auch in größeren Zusammenhängen etwas bewirken kann.
Das aber sei kein Argument, die Politik nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Vor Ort mag sich etwas verändern, die Rahmenbedingungen müssen von Politik und Wirtschaft verändert werden. Der Weltsozialgipfel in Stockholm habe immer wieder auf die Stärken und die Einbeziehung der NRO abgehoben. Aber das bedürfe auch der entsprechenden Mittel, um diese Arbeit effektiv leisten zu können. Diese müssen immer noch von der Politik bereitgestellt werden.

In der Abschlussrunde kamen alle Referentinnen darin überein, dass der ländliche Raum erhalten bleiben muss, was nur möglich ist, wenn die Menschen dort nach ihrer Vorstellung entsprechend leben könnten. In den Entwicklungsländern sind die Lebensumstände auf dem Land - so sie verbessert werden könnten - weitaus besser als in den Städten. Dort muss sich auch die Vorstellung durchsetzen, dass unterschiedliche Auffassungen es nicht verhindern, sich auszutauschen und Kooperation - auch zwischen den Geschlechtern – zu Erfolgen führe. Langfristig müsse sich vielleicht auch ein anderer Fortschrittsbegriff etablieren, der die Modernisierung mit einbezieht, ohne den Menschen ihre Lebensbasis zu rauben.


Die Referentinnen:

Frau Poonsap Suanmuang Tulaphan
Geschäftsführerin der Vereinigung für Angepasstes Wissen („Appropriate Knowledge Association“ - AKA), Thailand

Frau Patricia Jiménez
Geschäftsführerin des Vorstands der Kaffeegenossenschaft CoopeSanta Elena, Costa Rica

Frau Dr. Waltraud Fleischle-Jaudas
Mitglied im entwicklungspolitischen Arbeitskreis des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden

Frau Marianne Klappert MdB
Mitglied im Bundestagsausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (SPD-Fraktion)

Frau Ruth Islinger
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU)
 

Moderation:

Frau Doris Götting MA
Deutsche Welle, Köln



Impressum

Herausgeber: Friedrich-Ebert-Stiftung
Godesberger Allee 159
53175 Bonn

Redaktion: textlink Ina Zeuch
Koordination: Peter Schlaffer

 ISBN 3-86077-926-5
 

Layout-Hinweise:
Die mögliche Verteilung der Abbildungen zum Vortrag von Dr. Fleischle-Jaudas:
Abb. 1: S.5 (Der Strukturwandel in der Landwirtschaft)
Abb.2: ebenda
Abb.3: S.7 (Auswirkungen der Verwaltungsreformen)
Abb.8: S.10 (Die Situation in den Entwicklungsländern)
Abb.10: ebenda

Bildnachweise (über alle von Frau Fleischle-Jaudas vorgeschlagenen Abbildungen)
Die Abb.1,6,9,10,11) stammen von der Autorin.
Abb.2: Argumente 1999. Trends und Fakten zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Landwirtschaft. Deutscher Bauernverband / Land-DAKA GmbH
Abb.3: Neue Wege im ländlichen Raum - Soziallehre 2000, Sozialinstitut Kath.Landvolk , Stuttgart
Abb.4 : Neue Wege im ländlichen Raum - Soziallehre 2000, Sozialinstitut Kath. Landvolk , Stuttgart
Abb.5 : Weltbildungsbericht 1995, UNESCO
Abb.7 : Bericht über die menschliche Entwicklung 1998, UNDP
Abb.8 : Bericht über die menschliche Entwicklung 1995, UNDP
Abb.12: Titelbild der Zeitschrift “agripromo”, Nr.84, 1994, INADES-formation, Abidjan