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Schlüsselqualifikationen



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Argumentationstraining für Frauenbeauftragte

Neugewählte kommunale Frauenbeauftragte sind oft mit verkrusteten Strukturen, gut organisierten Männernetzwerken und einem riesigen, vage formulierten Aufgabengebiet konfrontiert. Effiziente Methoden der Einarbeitung, mit denen unnötige Reibungsverluste vermieden und Streßsituationen bewältigt werden können, sind in solchen Situationen sehr hilfreich.

Für die Elisabeth-Selbert-Akademie war das der Anlaß, im September ein spezielles Argumentationstraining anzubieten, das Marion Bredebusch, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Frauenbeauftragten an der Universität des Saarlandes, leitete. Auf der Grundlage des saarländischen Gleichstellungsgesetzes informierte sie die Neugewählten über die Rechte und Pflichten einer Frauenbeauftragten. Mit Argumentationsübungen und Rollenspielen wurden (Konflikt-) Situationen aus dem Berufsalltag thematisiert und an individuellen Lösungen gearbeitet.

Aus diesem Seminar entwickelte sich die Anregung, im nächsten Jahr ein Rhetorikseminar für Frauenbeauftragte anzubieten.

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Vereinsmanagement für Frauen

Deutschland ist das Land der Vereine. Trotzdem klagen sie seit Jahren alle über dieselben Sorgen: strukturelle Probleme, Nachwuchsmangel, Geldsorgen.

Das Seminar „Vereinsmanagement" des Mainzer Büros bot Gelegenheit, nach neuen Wegen in der ehrenamtlichen Arbeit zu suchen.

Gerade Frauen haben in den letzten 20 Jahren in frauenpolitischen Aktionsfeldern zahlreiche Vereine gegründet, die oftmals über die eigentliche Vereinsarbeit hinaus einen Zweckbetrieb unterhalten. Dabei gerät das ehrenamtliche Element der Vereinsarbeit zunehmend in Bedrängnis, mit allen negativen Folgen für den Verein und mittelfristig auch für den Zweckbetrieb.

Die Arbeit der Vereine soll mit diesem Projekt nicht professionalisiert, sondern effektiver gestaltet werden. Der Verein als gewachsene Organisationsform soll erhalten bleiben. Zur Zukunftssicherung gehört unter anderem die dauerhafte finanzielle Absicherung und die positive Präsentation in der Öffentlichkeit, vor allem aber die Mitgliederarbeit. Über die Analyse des Ist-Zustandes von Vereinen kann man zu Handlungsansätzen für eine effektive, die Mitglieder motivierende Vereinsarbeit gelangen.

In diesem Prozeß soll das „Vereinsmanagement für Frauen" Hilfestellung und Anregungen geben und die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit anderen Vereinsfrauen bieten.

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Förderung der Führungs- und Managementkompetenzen von Frauen

Das Projekt Management und Politik hat in diesem Jahr insgesamt 63 Seminare angeboten, an denen 345 Frauen teilnahmen. Das entspricht einem Anteil von knapp 42 Prozent. In den offen ausgeschriebenen Modulen des Ausbildungsgangs Organisationsmanagement und den drei Spezialtrainings Kommunikations-, Veranstaltungs- und Projektmanagement liegt der Frauenanteil zur Zeit bei 49 Prozent. Unter den AbsolventInnen der Ausbildungsgänge sind exakt die Hälfte Frauen, bei den Neuaufnahmen zeigt die Waage inzwischen sogar ein leichtes weibliches Plus an. Nach wie vor legen die Frauen mehr Tempo vor als die Männer: Der „Rekord" mit fünf Monaten Ausbildungszeit für die Qualifikation im Organisationsmanagement wird von einer weiblichen politischen Nachwuchsführungskraft gehalten.

Im Rahmen der systematischen Seminarevaluierung werden die TeilnehmerInnen regelmäßig nach ihrer Kritik und ihren Wünschen befragt. Die Ergebnisse dieser Erhebung belegen, daß sich die Qualifizierungsbedürfnisse von Männern und Frauen (bisher) nicht unterscheiden. Dennoch wurde Ende 1997 der zukünftige Qualifizierungsbedarf getrennt nach Geschlechtern erhoben. Die Anfang 1998 vorliegenden Resultate sollen helfen, das Inhaltsprofil bedarfsgerecht weiterzuentwickeln und dabei gegebenenfalls spezielle Angebote für Frauen einzuplanen.

Das Seminar Frauen und Macht für weibliche Nachwuchsführungskräfte aus Nordrhein-Westfalen ist 1997 erstmals und mit großem Erfolg angeboten worden. Junge Frauen, die sich in der politischen Jungendverbandsarbeit engagieren, tauschten ihre Erfahrungen mit Dominanzverhalten und Machterhaltungsstrategien in männlich geprägten Strukturen aus. Vor dem Hintergrund der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung zum Umgang der Geschlechter mit Macht setzten sie sich mit ihrem individuellen Verhältnis zu politischer Macht auseinander. Sie befaßten sich mit den Erfolgsvoraussetzungen von Frauen-Karrieren, dem Verhältnis von fachlicher und politischer Kompetenz und der zentralen Rolle des networking. In verschiedenen Trainingssequenzen verbesserten sie ihre Argumentationskompetenz und den authentischen und überzeugenden Auftritt bei Diskussionen in männlich dominierten Gremien.

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Beschäftigungschancen von Frauen in der digitalen Arbeitswelt

Die digitale Arbeitswelt hat uns eingeholt. Die Verunsicherung von Frauen in bezug auf die zukünftige Entwicklung in der Multimediawelt ist groß. Sie stellen sich die Frage, ob der Computereinsatz zwangsläufig Arbeitsplätze vernichtet? Welchen Anforderungen müssen Frauen künftig genügen, um mit der rasanten Entwicklung Schritt halten zu können? Welche neuen Berufsbilder werden geschaffen und welche Bedeutung wird die Telearbeit haben? Wird sie ein Mittel sein, um endlich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erreichen?

ExpertInnen aus Politik, Wissenschaft und Industrie beschäftigten sich anläßlich einer Veranstaltung des Gesprächskreises Frauenpolitik im Juni, die von der Bundestagsabgeordneten Ulla Schmidt geleitet wurde, mit diesen Fragen. Die Meinungen über Art und Umfang des Einflusses, den der Einsatz von Multimedia-Technologien auf die Beschäftigung haben wird, gehen auch unter den Fachleuten auseinander. Einigkeit besteht lediglich darüber, daß sich sowohl die Berufsstruktur als auch Arbeitsinhalte und -formen tiefgreifend verändern werden. Dr. Margarita Mathiopoulos, Professorin an der TU Braunschweig, unterstrich in ihrem Beitrag besonders die positiven Herausforderungen einer digitalen Zukunft, die mit den Schlüsselwörtern Medienkompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Leistungsorientierung verbunden sind.

Annelore Chaberny, Leiterin des Referats für Frauenbelange bei der Bundesanstalt für Arbeit, prognostizierte Beschäftigungszuwächse für Frauen in den Bereichen Informatik, Design und Betriebswirtschaft, in denen Vertrieb und Herstellung von Hard- und Software einen immer größeren Raum einnehmen werden. Traditionell Frauen zugeschriebene soziale Kompetenzen werden in Zukunft stärker gefragt sein. Neue Berufsfelder im Bildungs- und Medienbereich (z.B. als Multimediatrainerin) bieten Frauen aufgrund ihrer großen Kommunikationsfähigkeit gute Beschäftigungschancen. Schließlich kann die Flexibilisierung von Arbeit, insbesondere die Entkoppelung von Betriebs- und Arbeitsort, Frauen die Möglichkeit bieten, Erwerbsarbeit leichter in ihren individuellen Lebensentwurf zu integrieren.

Ein konkretes Beispiel für die Berufschancen von Frauen im Bereich neuer Kommunikations- und Informationstechnologien ist die Deutsche Telekom AG. Für ihre erfolgreiche Gleichstellungspolitik wurde ihr im Vorfeld der Düsseldorfer TOP 97-Messe das Prädikat „Total E-Quality" verliehen.

Elisabeth Thiel, regionale Gleichstellungsbeauftragte bei der Telekom, präsentierte das Unternehmenskonzept zur Förderung des Frauenanteils in technischen Bereichen. Sie verwies auf das innovative Potential, das Frauen mit ihrem praxisorientierten Technikverständnis und ganzheitlichen Denken einbringen könnten. In einem kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen sind diese Fähigkeiten unentbehrlich.

Im Ausbildungsangebot der Telekom wird dem Rechnung getragen. Ab September 1997 bietet das Unternehmen neue Berufsfelder in der Informationstechnik an, die sowohl gewerblich-technische als auch kaufmännische Inhalte vermitteln. Junge Frauen, die an diesen Ausbildungsgängen teilnehmen, werden durch die Initiative „Frauen geben Technik neue Impulse" begleitet, das von der Deutschen Telekom, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Bundesanstalt für Arbeit ins Leben gerufen wurde.

Neben den vielfältigen Chancen birgt der Multimediaeinsatz jedoch auch Beschäftigungsrisiken. Kaum bestritten wird, daß die neuen Technologien umfangreiche Rationalisierungseffekte nach sich ziehen, auch im Bereich typischer Frauenarbeitsplätze. Als weitere Gründe für den Wegfall von Arbeitsplätzen für Frauen nannten die ExpertInnen

- den Stellenabbau in typischen Frauenbereichen wie Handel, Banken, Versicherungen und dem öffentlichen Dienst,

- die Nichtberücksichtigung von Frauen bei technischen Weiterbildungsangeboten in den Betrieben,

- die Tendenz, Frauen in ungeschützte und gering qualifizierte Beschäftiungsverhältnisse abzudrängen (z.B. Scheinselbständigkeit, Heimarbeit).

Telearbeit, ein Konzept, das eng mit der Einführung von Multimedia-Technologien verbunden ist, wurde in der Veranstaltung sehr kontrovers diskutiert. Der Aussicht, mit Telearbeitsplätzen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wesentlich zu erleichtern setzten die KritikerInnen die Risiken dieses Modells entgegen. Cornelia Brandt, Frauenreferentin beim Bundesvorstand der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, warnte, daß Teleheimarbeit zu einer Isolierung am Arbeitsplatz führe. Es fehle die betriebliche Kooperation sowie die Möglichkeit eines Informationsaustausches mit KollegInnen. Die „selbständige" Arbeit zu Hause stelle außerdem hohe Anforderungen an Selbstorganisation und Arbeitseinstellung und sei oft schwer mit familiären Verpflichtungen zu vereinbaren. Ein besonderes Problem sei auch die Bewertung und Kontrolle der Arbeit. Was geht in die Arbeitsbewertung ein, nur die Tätigkeit am Computer oder auch Gespräche mit KollegInnen zur Koordinierung der Arbeitsabläufe? Schließlich sei die Sicherheit des Arbeitsplatzes häufig nicht geklärt. Oft handele es sich um sozial ungeschützte Beschäftigungen.

Trotzdem gibt es Konstellationen, in denen Telearbeit durchaus attraktiv sein kann, z.B. für Frauen im Erziehungsurlaub oder für Frauen in ländlichen Regionen mit nur geringem Beschäftigungsangebot. Die interessanteste Variante ist vielleicht die „alternierende Telearbeit". Die Kombination von Arbeitsphasen im Betrieb und am heimischen Arbeitsplatz beugt der Isolierung der TelearbeiterInnen und der einseitigen Arbeitsbewertung vor.

Als Fazit nannten alle RednerInnen übereinstimmend die individuelle Anpassung an die Erfordernisse der Informationsgesellschaft als größte Herausforderung. Das lebenslange Lernen ist zur Regel geworden und macht eine systematische Weiterentwicklung der allgemeinen und beruflichen Bildung notwendig.

Nur numerisch seien hier Forderungen an die Politik aufgeführt, die DiskutantInnen aus dem Plenum formuliert haben:

- Die Entwicklung von Strategien, mit deren Hilfe die Politik den technologischen Wandel aktiv begleiten kann, um gesellschaftliche und individuelle Risiken zu minimieren.

- Eine moderate Förderung innovativer Technologien ohne die Abschätzung ihrer Gesellschafts- und Sozialverträglichkeit zu vernachlässigen.

- Die Anpassung der Sozialsysteme (Arbeitsrecht, Datenschutz) an sich verändernde Arbeitsbedingungen.

- Die Verankerung des Gleichberechtigungsgrundsatzes in allen Politikfeldern. Nur so können Frauen ihre Kompetenzen und Qualifikationen in die Arbeits- und Berufswelt einbringen.

- Beschäftigungspolitische Maßnahmen, die sicherstellen, daß Teilzeit- und Teleheimarbeit nicht zu neuen Bereichen ungeschützter Beschäftigung werden.

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Informationstechnologien und gesellschaftliche Verantwortung

„Einfach anfangen und selber tun. Alles andere nutzt nichts. Forderungen stellen hilft auch nichts. Auf gar keinen Fall zurücklehnen und sagen: Oh Gott, die Technologie und die Männer, da habe ich doch keine Chance."

Mit diesem Rat richtete sich Louise Morgan-Hommer, Leiterin der Abteilung Strategie, Marketing und Geschäftsentwicklung der Financial Services Siemens Nixdorf Informationssysteme AG an junge Frauen, um sie zu ermutigen, sich den Herausforderungen und Chancen der Informationsgesellschaft zu stellen.

Morgan-Hommer, verantwortlich für die weltweite Vermittlung von Informationstechnologielösungen, ist eine der zahlreichen jungen Frauen aus Wissenschaft, Forschung und Management, die das Referat Frauenpolitik im Mai 1997 zu einer Fachtagung nach Hamburg eingeladen hatte. Im Mittelpunkt standen die neuen Informations- und Kommunikationsmedien, ihre Auswirkungen auf die gesellschaftliche Entwicklung und vorhandene Gestaltungsspielräume für ihren Einsatz.

Die Tagung eröffnete eine neue Veranstaltungsreihe „Junge Frauen aus Wissenschaft, Forschung und Management im Dialog", bei der die Bundestagsabgeordnete Ulla Schmidt die Schirmherrschaft übernommen hat. Ziel ist es, die Kompetenzen, Perspektiven und Erfahrungen von Frauen in verantwortungsvollen Positionen zu bündeln und ihnen in Zeiten des Umbruchs mehr Gewicht zu geben.

Gegenwärtig erleben wir eine Phase der rasanten gesellschaftlichen und ökonomischen Wandlungen. In diesem Prozeß spielen Wissenschaft und Technik, insbesondere die neuen Informationstechnologien, eine bestimmende Rolle. Mit der Entscheidung für bestimmte Technologien werden heute die Weichen für die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung gestellt.

Viele Frauen betrachten diese Tendenz mit Sorge. Sind es doch gerade sie, die von ihren negativen Folgen betroffen sind. Die neuen Systeme sind zwar für alle Menschen in unserem Land außerordentlich wichtig. Faktisch sind die Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen im Hinblick auf Einführung und Anwendung innovativer Technologien aber noch immer männlich dominiert, genauer gesagt von Männern über 50. Erfahrungen und Qualifikationen jüngerer Frauen bleiben meist unbeachtet.

Schon einmal hat das Referat Frauenpolitik eine solche Initiative unterstützt. Vor rund zehn Jahren fand sich eine Gruppe junger Wissenschaftlerinnen mit ähnlicher Zielsetzung zusammen. Das Ergebnis ihrer Arbeit fand seinen Niederschlag in der vielbeachteten Publikation „Hat die Technik ein Geschlecht? - Denkschrift für eine andere technische Zivilisation". Vergleicht man die damalige Ausgangslage mit der heutigen, so ist zunächst festzustellen, daß sich die Erwartungen und Hoffnungen nicht erfüllt haben, ebensowenig wie die Forderungen der Frauenbewegung auf gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an der technologischen Entwicklung. Frauen stehen heute allerdings - so das übereinstimmende Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen - dem technischen Fortschritt weitaus aufgeschlossener gegenüber als früher. Von der seinerzeit konstatierten Technikfeindlichkeit ist nur noch wenig zu spüren.

In der Hamburger Auftaktveranstaltung ging es u. a. um folgende Themen: Haben Frauen spezifische Perspektiven und Fähigkeiten in bezug auf neue Informationstechnologien? Welche Gefahren sind mit ihnen verbunden? Wie kann die Medienkompetenz von Frauen gefördert werden?

Den vielbeachteten Thesen der Publizistin Barbara Sichtermann zufolge sind Männer in der Kommunikationstechnik vor allem Spieler und Nutzer von Symbolwerten, Frauen hingegen die Funktionalistinnen, die immer auch die Frage stellen: Was nützt es? Diese Sichtweise ermögliche es ihnen, der Verklärung aber auch der Dämonisierung von Technik weibliche Nüchternheit entgegenzusetzen. Wichtig sei, daß Frauen sich sowohl mit den erstaunlichen Möglichkeiten als auch mit den unerwünschten Folgen neuer Technologien kritisch auseinandersetzten. Man dürfe nicht übersehen, daß sich ein großer Konkurrenzkampf zwischen Jüngeren und Älteren, Frauen und Männern um die neuen Medien und ihre Beherrschung abspiele. „Da wird nicht herrschaftsfrei kommuniziert, da werden Herrschaftsansprüche angemeldet und Informationstechnologien im Machtkampf der Generationen und Geschlechter benutzt", glaubt die Journalistin.

In den Plenumsdiskussionen zeigte sich, daß die Teilnehmerinnen in den Multimediatechnologien auch große Chancen sahen. Zum einen könnten die neuen Medien eine höhere Flexibilität hinsichtlich der Lebensplanung und Zeiteinteilung mit sich bringen. Zum anderen eröffneten sie die Möglichkeit, rund um den Globus unabhängig von Ort und Zeit zu kommunizieren, Netzwerke aufzubauen und ungeahnte Möglichkeiten der Informationsbeschaffung zu nutzen.

Übereinstimmung herrschte schließlich in der Forderung, die Medienkompetenz von Frauen zu stärken. Damit sollte so früh wie möglich begonnen werden. Durch entsprechende Curricula und PC-Schulungen, die an die jeweiligen Medien-Interessen von Mädchen und Jungen anknüpfen, sollte die Begabung von Frauen schon in der Schule erkannt und gefördert werden.

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Mut zum politischen Engagement

Angesichts wachsender Skepsis gegenüber den politisch Handelnden und sinkender Bereitschaft, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren, müssen gezielte Anstrengungen unternommen werden, um Frauen zur Übernahme politischer Verantwortung zu motivieren und zu qualifizieren.

Ziel eines Workshops, den die FES im November in Köln veranstaltete, war es deshalb, Frauen zum Engagement auf kommunalpolitischer Ebene zu ermutigen. Dazu wurde ein breit gefächertes Trainingsprogramm entwickelt, das auf ihre speziellen Bedürfnisse hin zugeschnitten war.

Im ersten Teil des Workshops wurden prominente Kommunalpolitikerinnen wie die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, die Fraktionsvorsitzende im Stadtrat Hückelhoven, Ludowika Oberbusch und die Kölner Bürgermeisterin Renate Canisius nach ihrem beruflichen und kommunalpolitischen Werdegang, nach Erfolgen, Hindernissen und politischen Fallstricken befragt. Mehrheitlich berichteten sie, daß die Unterstützung durch Frauengruppen
und Netzwerke für ihre Kandidaturen und ihre politische Arbiet sehr wichtig gewesen seien. Im zweiten Teil wurden „Schnupper-Arbeitskreise" zu den Themenfeldern Öffentlichkeitsarbeit, Präsentationstechniken, Durchsetzungsstrategien und Vernetzung (mit Einsatz neuer Technologien und Multimedia) gebildet.

Mit diesem Angebot wurde der Tatsache Rechnung getragen, daß Frauen in der politischen Auseinandersetzung auch bei hoher fachlicher und politischer Qualifikation und guter rhetorischer Schulung mit größerem Widerstand als Männer zu rechnen haben. Sie werden häufiger unterbrochen, haben öfter mit unfairen und unsachlichen Erwiderungen zu rechnen, ihre Qualifikation wird schneller in Zweifel gezogen. In vielen Fällen ist die Neigung zu Selbstdarstellung und der Sinn für Machterwerb bei Männern ausgeprägter als bei Frauen. In politischen Auseinandersetzungen führt das dazu, daß Männer es leichter haben, ihre Vorstellungen durchzusetzen, auch wenn dies mit der Qualität der Beiträge nicht zu begründen ist.

In der Abschlußdiskussion begrüßte die Mehrheit der Teilnehmerinnen ein an den Bedürfnissen von Frauen orientiertes Trainings- und Schulungsangebot, das die herkömmlichen, meist „gemischt" durchgeführten Schulungen ergänzt.

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Frauennetzwerke - „Seilschaften von Frauen"?

Berufsverbände für Frauen gibt es schon seit Anfang dieses Jahrhunderts. Organisationen, in denen sich Frauen über die Zugehörigkeit zu einem Beruf hinaus in Vereinen zusammenschließen sind erst wenige Jahrzehnte alt. Ziel dieser Netzwerke ist in der Regel die gegenseitige Hilfe in der beruflichen Entwicklung, meist unterstützt durch Weiterbildungsmaßnahmen, und generell Meinungsaustausch und Kommunikation.

Netzwerke für Frauen", ein Seminar des Mainzer Büros, zeigte Wege wie Frauen sich in realen oder virtuellen Verbünden organisieren können. Diese Netzwerke bieten Hilfestellung für Frauen, um ein Stück mehr Gleichberechtigung im gesellschaftlichen Leben zu erlangen.

Die Veranstaltung zeigte deutlich, wieviel schwerer Frauen es haben, dauerhafte Strukturen zu schaffen, die den „Seilschaften" der Männer vergleichbar wären. Ob sich über elektronische Frauennetze in Zukunft bessere Perspektiven ergeben, bleibt eine offene Frage, die die Teilnehmerinnen im Jahresabstand neu untersuchen möchten.

Die Entwicklung in anderen Ländern belegt, daß Deutschland auf dem Gebiet elektronischer Netzwerke für Frauen noch in den Anfängen steckt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1998

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