Nur wer in die nachkommende Generation investiert, investiert mittel- und langfristig in die Gesamtgesellschaft. Die Sozialisten glauben an den Idealismus und den Handlungswillen der Jugend. Sie bauen auf die Qualitäten und die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen.
Für die Sozialisten ist Jugend nicht bloss eine Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter, sondern eine eigenständige Lebensphase. Umso wichtiger ist die Beteiligung der Jugend am gesellschaftlichen und politischen Leben. Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen sowie die Vermittlung von Grundwerten unserer Gesellschaft wie Demokratie, Solidarität und Toleranz stehen dabei im Mittelpunkt einer sozialistischen Politik.
Bei der Jugendarbeit bleibt das Subsidiaritätsprinzip oberstes Gebot. Wo die Privatinitiative aber nicht oder nur ungenügend vorhanden ist, gilt es, gezielt zu unterstützen oder als Staat eigenständig zu handeln. Ein verstärktes staatliches und kommunales Angebot wurde in den vergangenen Jahren über eine dezentrale Jugendpolitik erreicht. Die Jugendorganisationen und die ehrenamtliche Tätigkeit im Jugendbereich erfuhren auf diesem Weg eine besondere Förderung. Die Aus- und Weiterbildung der haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird verstärkt. Dies geschieht über eine neue Form von Sonderurlaub, den "Congé associatif".
Die Sozialisten werden dafür eintreten, dass die Sozialforschung gerade im Bereich der Jugend unterstützt und ausgebaut wird. Nur ein Land, das genaue Daten über seine Jugendlichen hat, das ihre Wünsche, Ängste und Bedürfnisse kennt, kann auch effizient und kompetent neue Wege beschreiten. Synergien mit Privatinitiativen sind in diesem Bereich zu fördern. Erste Ansätze wurden bereits realisiert. Diese gilt es auszubauen. Die Sozialisten werden sich in diesem Sinne ebenfalls dafür einsetzen, dass auf europäischer Ebene ein Jugendobservatorium entsteht.
Für die Sozialisten ist es von grosser Bedeutung, dass anstelle einer Politik für die Jugendlichen immer mehr eine Politik mit und durch die Jugendlichen tritt. Es ist wichtig, der Jugend - aber auch den Kindern je nach ihrer Reife - das Wort zu erteilen, ihnen zuzuhören, sie mitreden und mitentscheiden zu lassen. Nur wer die Betroffenen mit in die Entscheidungsprozesse einbezieht, ist auf Dauer sicher, dass die getroffenen Massnahmen möglichst nahe an den reellen Bedürfnissen liegen.
Partizipation kann und soll vielerorts stattfinden. Die Sozialisten werden dafür sorgen, dass die Jugend sich sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene in das Gemeinschaftsleben einbringen und Verantwortung übernehmen kann.
Die Sozialisten werden das Wahlalter für das passive Wahlrecht sowohl für Kommunal- als auch bei Parlaments- und Europawahlen auf 18 Jahre senken. Die Herabsetzung des aktiven Wahlrechts auf 16 Jahre darf kein politisches Tabu sein. Im Arbeitsrecht und insbesondere bei den Sozialwahlen sollen den minderjährigen Arbeitnehmern die gleichen Rechte eingeräumt werden wie ihren grossjährigen Kollegen. Bei Wahlergebnissen darf für die Bekleidung eines Mandats nicht das Alter, sondern allein die erreichte Stimmenzahl, respektive bei Stimmengleichheit das Los ausschlaggebend sein.
Die Sozialisten wollen auch Jugendlichen erlauben, sich in Vereinigungen zusammenzuschliessen. Dies ist von besonderer Wichtigkeit im schulischen Bereich, z.B. um Schülerkomitees zu gründen. Jugendlichen soll ab 16 Jahren erlaubt sein, einen Verein im zivilen Leben zu vertreten.
Die gesetzliche Verankerung des Jugendfreiwilligendienstes öffnet neue Perspektiven für die Integration von Jugendlichen in die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen der Gesellschaft. Der Erfolg dieser Initiative muss durch die Bereitstellung der notwendigen Finanzmittel gesichert werden.
Um die Beteiligung der Jugendlichen am Kommunalgeschehen zu erhöhen, werden die Gemeinden angehalten, gemeinsam mit Vertretern der Jugend "Kommunale Aktionspläne für die Jugendpolitik" zu erarbeiten. Jugendliche sollen auch vollwertige Mitglieder von Gemeindekommissionen werden und in der kommunalen Demokratie eine gewichtige Rolle spielen. Zu diesem Zweck sollen in den Gemeinden kinder- und jugendspezifische Strukturen wie Jugendräte und Schülerkomitees aufgebaut werden.
Die Sozialisten wollen ein besseres Gleichgewicht zwischen den Rechten und Pflichten von Eltern und Kindern herstellen. Bei einer Trennung soll beiden Elternteilen das Sorgerecht zugesprochen werden können und die Kinder das Recht erhalten, Vater und Mutter zu besuchen.
Prinzipiell muss ein Kind in seiner Familie den Schutz der Gesellschaft geniessen. Luxemburg hat einen hohen Prozentsatz an fremduntergebrachten Kindern. Ehe es zu einer Fremdunterbringung kommt, sollte man der betroffenen Familie vor Ort helfen, ihre Schwierigkeiten zu bewältigen und so versuchen, eine Unterbringung in ein Heim oder bei einer Gastfamilie zu vermeiden (assistance éducative en milieu ouvert). Wird eine Einweisung in eine Heim unvermeidlich, so sind die Erziehungsberechtigten mit in die Entscheidung und die weitere Betreuung einzubeziehen. Eine gute psychologische Betreuung der Kinder und Eltern ist in solchen Fällen unabdingbar.
Mediationszentren müssen eine Alternative zur gängigen Justiz darstellen. Das Mediationszentrum, an das sich Jugendliche oder auch Eltern im Falle von Konfliktsituationen richten können, wird weiter ausgebaut. Dies kann durchaus dezentral geschehen.
Die Sozialisten treten für eine unabhängige Ombudsperson für Kinder und Jugendliche ein. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, über den Respekt und die Umsetzung der Kinderrechte auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens zu wachen und eine erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Problemen zu sein.
Besonders vor Gericht gilt, dass die Meinung des Kindes oder Jugendlichen je nach Alter und Reife eingeholt und seinem Wohle entsprechend berücksichtigt werden muss. Vor Gericht brauchen Kinder und Jugendliche in allen Situationen fachgerechten Beistand.
Wenn Kinder Opfer von Gewaltverbrechen wie z.B. sexuellem Missbrauch wurden, dürfen sie während des Gerichtsverfahrens nicht länger mit dem Täter konfrontiert werden. Um den Opferschutz zu verstärken, werden die Sozialisten auch Videoaussagen vor Gericht zulassen.
In den letzten Jahren konnten eine Reihe von Infrastrukturen geschaffen oder ausgebaut werden, die im Dienste der Jugend stehen und ihnen eine Beteiligung an gesellschaftspolitischen Prozessen erlauben. Die Sozialisten werden ähnlich wie im Sportbereich den Bau und die Modernisierung von Jugendinfrastrukturen im Rahmen eines vom Parlament verabschiedeten Fünfjahresplans gezielt unterstützen.
Zur Zeit sind eine Reihe von Jugendorganisationen, respektive Organisationen, die sich in den Dienst der Jugend stellen, an mehreren Orten untergebracht. Um Mehrausgaben zu vermeiden, eine effizientere Organisation der Arbeit zu ermöglichen und den Jugendlichen eine zentrale Anlaufstelle anzubieten, werden die Sozialisten ein nationales Jugendzentrum einrichten. Dieses Jugendzentrum wird allen nationalen Organisationen als Arbeits-, Diskussions- und Konferenzzentrum zur Verfügung stehen.
Das Angebot an Jugendhäusern, wo Jugendliche in ihrer Freizeit gestalterisch an gemeinsamen Programmen teilhaben oder auf die Hilfestellungen und Informationen der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen können, wurde in den letzten Jahren entscheidend verbessert und ausgebaut. So stehen den Jugendlichen derzeit 23 Jugendhäuser zur Verfügung. Die Sozialisten werden auf diesem Gebiet die bewährte Zusammenarbeit zwischen Staat, Gemeinden und privaten Trägern ausbauen.
Jugendliche sollen ein Recht haben, moderne Medien zu nutzen. Die Informatik spielt eine immer wichtigere Rolle, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Jugendhäuser müssen hier Defizite erkennen und beheben.
Die Sozialisten werden dafür sorgen, dass der "Service National de la Jeunesse" in Zusammenarbeit mit den Jugendhäusern bei der Umsetzung des nationalen Beschäftigungsplanes eine aktive Rolle übernimmt. Ähnlich wie im Altenbereich die Ausbildung "aide-senior", soll ein neuer Ausbildungszyklus "aide-junior" die Jugendlichen zusätzlich qualifizieren und ihnen einen Einstieg in den Arbeitsmarkt erlauben.
Das von den Sozialisten initiierte Projekt einer Musikhalle für Jugendliche in Esch/Alzette wird unverzüglich umgesetzt. Zusätzlich zu diesem Kulturangebot werden Probesäle für Jugendmusikgruppen zur Verfügung gestellt.
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