Die Sozialisten wollen Bildung für alle. Niemand darf das Schulsystem ohne erfolgversprechenden Schulabschluss verlassen. Zeitgemässe Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten müssen angeboten, lebenslanges Lernen muss eine Selbstverständlichkeit werden.
Förderung hat Vorrang vor Auslese. Chancengerechtigkeit muss
hergestellt werden, indem herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligungen durch
Fördermassnahmen behoben und den verschiedenen Begabungen ein Maximum an
Entfaltungsmöglichkeiten geboten wird.
Fundierte Sprachkenntnisse, eine solide Allgemeinbildung und
spezialisierte Fachausbildung spielen eine grosse Rolle. Kompetenzvermittlung ist aber
ebenso notwendig wie Wissensvermittlung. Ausserdem kommt den sogenannten
Schlüsselqualifikationen (Demokratieverständnis, kritisches Reflexionsvermögen, soziale
Handlungs- und Anpassungsfähigkeit, usw.) eine immer gewichtigere Bedeutung zu. Um die
Jugend auf die neuen Herausforderungen der Berufswelt vorzubereiten, müssen handlungs-
und kommunikationsorientierte Lehrmethoden konsequent zum Tragen kommen.
Verstärkte pädagogische Anstrengungen müssen im erfolgreichen Vermitteln
autodidaktischer Fähigkeiten unternommen werden. In einer Zeit, in welcher der Einzelne
sich immer mehr (neues) Wissen immer rascher aneignen muss, können nur diejenigen
erfolgreich bestehen, welche gelernt haben, selbständig zu lernen. Die Sozialisten werden
dafür sorgen, dass diese Fähigkeit konsequent gefördert wird.
Lehrprogramme müssen an diese Erfordernisse angepasst, die Stoffülle
gleichzeitig auf das Wesentliche reduziert werden. Personen aus dem ausserschulischen
Leben sollen mit beratender Stimme in den Programmkommissionen an einer grundlegenden
Überprüfung der Lehrinhalte mitwirken dürfen.
Der erweiterte Erziehungsauftrag und die Reform der Bildungsinhalte verlangen von den Schulen Vielfalt, Dynamik und Motivation. Obwohl unser Land klein ist, wird unser Schulsystem zu zentralistisch und zu bürokratisch verwaltet. Die einzelnen Schulen werden deshalb ein grösseres Mass an Autonomie erhalten.
Kinder und Jugendliche sind Individuen, die ihre familiären Erfahrungen, ihre persönliche Entwicklung und ihr soziales Umfeld in die Schule und damit in die Lernprozesse einbringen. Sie dürfen nicht als "zu belehrende" Wesen behandelt werden. Deshalb wollen die Sozialisten den sogenannten Frontalunterricht durch interaktiven Unterricht und durch Gruppenarbeit ergänzen.
Derzeit erfolgt die Bewertung der schulischen Arbeiten und der Schüler durch ein System, das auf negativen Kriterien, d.h. auf einem Fehlerkatalog beruht. Dieses System wird schrittweise durch eine positive Beurteilung ersetzt, bei der die Qualitäten und Kompetenzen in den Vordergrund gestellt werden. Eine kontinuierliche Beschreibung des Leistungsvermögens und der individuellen Begabungen ergibt ein verlässlicheres Leistungsprofil als nackte Zahlen. So wird eine gezieltere Orientierung sowohl innerhalb der schulischen Strukturen als auch in Bezug auf die Berufswahl ermöglicht.
Die Lernprozesse werden in den einzelnen Klassen stärker individualisiert, d.h. auf die Persönlichkeit des Schülers abgestimmt. Dies gestattet es, die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen zur vollen Entfaltung zu bringen, was sowohl schwächeren als auch hochbegabten Schülern entgegenkommt.
Das Luxemburger Schulsystem unterscheidet sich auf signifikante Weise von ausländischen Modellen und zwar vornehmlich durch zwei Faktoren:
durch die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Nicht-Luxemburgern auszubilden und an ihrer Integration als Bürger von Luxemburg und Europa mitzuwirken;
durch die Notwendigkeit, die Mehrsprachigkeit abzusichern.
Die Mehrsprachigkeit wird von den Sozialisten absolut bejaht. Sie ist das Zement einer multikulturellen Gesellschaft und der Schlüssel zur wirtschaftlichen und politischen Selbstbehauptung unseres Landes. Doch ist nicht zu verkennen, dass gerade die Mehrsprachigkeit für viele Kinder eine nur schwer zu überwindende Barriere darstellt. Die Ausrichtung und Gewichtung der Sprachen in unserem Schulsystem muss deshalb ebenso überdacht werden, wie die Lehr- und Lernmethoden.
Die Sozialisten wollen am Grundprinzip der Alphabetisierung in deutscher Sprache festhalten. Bei der Vermittlung der deutschen wie später auch der anderen Sprachen sollen die Methoden den Lernbedürfnissen aller Kinder angepasst werden. Die für den Spracherwerb notwendigen Etappen "Verstehen, Sprechen, Lesen, Schreiben" sollen in dieser strukturierten Reihenfolge stärker zum Tragen kommen. Dabei muss der unterschiedlichen Entwicklung der Kinder und ihrer individuellen Reife Rechnung getragen werden. Deshalb wollen die Sozialisten das Erreichen der im Programm festgesetzten Lernziele in unterschiedlichen, den einzelnen Schülern entsprechenden Rhythmen ermöglichen. Das Angebot an Stützkursen wird zu diesem Zweck innerhalb des normalen Unterrichts erweitert.
In den Sekundarschulen ist der Sprachenunterricht zu überdenken. Im klassischen Sekundarunterricht muss die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit effizienter genutzt werden. Mit dem Einsatz neuer Lehrmethoden und einer Restrukturierung der Programme soll eine bessere Beherrschung der Sprachen in Schrift und Laut erreicht werden. Im technischen Unterricht sollen die Sprachen vorrangig als Kommunikationsinstrumente unterrichtet werden, indem besonders die mündlichen Kompetenzen ausgebildet werden. Defizite in einer Sprache dürfen nicht zu Misserfolgen in anderen Fächern führen. Sie dürfen auch eine berufliche Ausbildung nicht verhindern. Zu prüfen ist in beiden Unterrichtszweigen, ob unter bestimmten Umständen nicht eine Sprache als erste Sprache und eine weitere als zweite Sprache zu bewerten ist.
Das neuzuschaffende fünfte hauptstädtische Lyzeum soll zu einem mehr spezialisierten Lyzeum ausgerichtet werden, in dem Französisch Hauptsprache ist, wo Deutsch aber neben Englisch Pflichtsprache wird. Falls dieser Modellversuch erfolgreich verläuft, kann er später ausgeweitet werden.
Im Berufsunterricht werden alternative französischsprachige Ausbildungswege für verschiedene Berufszweige eingerichtet, wobei jeweils Deutsch und Luxemburgisch als Pflichtfach zu lehren ist, ohne aber zu einer definitiven Auslese zu führen.
In der letzten Legislaturperiode wurde durch die Reform des Schulgesetzes dem Primärunterricht ein der Zeit angemessenes Konzept verpasst. Mit dem Moral- und Sozialunterricht wird allen Kindern ab dem ersten Primärschuljahr ein sinnvoller, neutraler Ethikunterricht angeboten. Seither ist in nahezu allen Gemeinden die Zahl der Kinder, die den neutralen Ethikunterricht besuchen, beeindruckend gestiegen.
Die Qualität des Ethikunterrichts im Primär- aber auch im Sekundarunterricht muss abgesichert werden, indem ausschliesslich qualifiziertes Lehrpersonal mit dem Ethikunterricht betraut und gutes Lehrmaterial zur Verfügung gestellt wird.
Die Sozialisten werden sich dafür einsetzen, dass ein philosophische Grundrichtungen neutral umreissender Bildungskursus als einheitliches Regelfach für alle Schüler verbindlich wird und Programme aufweist, die allen Kindern unabhängig von ihrer religiösen Herkunft auf der Basis der Menschen- und Kinderrechte demokratische Werte vermitteln. Bis zu dessen Verwirklichung muss jedem Schüler die Möglichkeit einer Dispens offen gehalten werden.
Die Sozialisten werden einen dem Alter angepassten Sexual- und Gesundheitsunterricht in der Vor- und Primärschule einführen. Das bestehende Programm des Sekundarunterrichts soll durch Kurse über Familienplanung sowie Rolle und Pflichten der Erziehungsberechtigten ergänzt werden. Dem Respekt vor der Gleichstellung von Frau und Mann muss in den Schulprogrammen grössere Beachtung geschenkt werden.
Die Sozialisten werden die Zahl der Planstellen in den Schulen den wirklichen Bedürfnissen anpassen und mit ausgebildetem Lehrpersonal besetzen. Die derzeitigen Lehrbeauftragten sollen die Möglichkeit erhalten, die zur Ausübung des Lehrerberufs nötigen Qualifikationen zu erwerben.
Der Lehrer soll den Schülern Wissen vermitteln und sie befähigen, verantwortungsbewusst und selbstständig zu handeln, kritisch mit der Informationsflut umzugehen, Lernbereitschaft, kulturelle Offenheit und soziale Toleranz zu entwickeln sowie aktiv am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilzunehmen. Die Ausbildung der Lehrer muss diesen Erfordernissen entsprechen.
Wer als Pädagoge tätig ist, muss in ein System der Weiterbildung eingebunden werden. Die Sozialisten werden in Zusammenarbeit mit Hochschulen ein Konzept für die Fortbildung aller im Erziehungsbereich Tätigen erarbeiten. Diese Fortbildung wird sowohl die schulischen Lerninhalte wie auch den Umgang mit den Eltern, die Lehrmethoden und die Beherrschung moderner Kommunikationstechnologien abdecken. Die Teilnehmer an Weiterbildungskursen bekommen ein Anrecht auf Fortbildungsurlaub.
Um eine gute, handlungsfähige Schulpolitik zu verwirklichen, müssen alle Komponenten der Gesellschaft und vorrangig Lehrer, Eltern und Schüler stärker an den Entscheidungsprozessen im Bildungsbereich teilhaben können und sich an der Umsetzung der Verbesserungen beteiligen. Die Sozialisten werden Lehrerkomitees einrichten, den Elternvereinigungen grössere Unterstützung zukommen lassen und ein optimales Funktionieren der Schülerkomitees durchsetzen.
Die bestehenden Disziplinarverfahren gegen Schüler sind in Form und Inhalt überholt. Disziplinarische Massnahmen dürfen keinesfalls die Ausbildung behindern oder zum Ausschluss aus der Schulgemeinschaft führen. Die Sozialisten werden die Disziplinarräte in den Sekundarschulen paritätisch durch Eltern, Schüler und Lehrer besetzen und den betroffenen Schülern ein Anhörungsrecht zugestehen.
Die Sozialisten erachten es als wichtiges Ziel künftiger Reformarbeit, dass die unterschiedlichen Schultypen stärker eigenständige Profile entwickeln. Denn die demokratische Schule kann sich nur dann erfolgversprechend entwickeln, wenn den Primär- und Sekundarschulen weitgehende Möglichkeiten zur Selbstverwaltung eingeräumt werden. Die Sozialisten sprechen sich deshalb für ein Mehr an Autonomie der Schulzentren aus, und zwar auf administrativer, finanzieller und pädagogischer Ebene.
Die Sozialisten befürworten in diesem Zusammenhang die zeitliche Begrenzung aller Führungsmandate im Sekundarschulbereich und werden das Anforderungsprofil für den Direktorenposten durch eine Fortbildung in Betriebsführung ergänzen.
Die Pflicht des Staates, den öffentlichen Unterricht zu finanzieren, wird durch die Autonomie nicht in Frage gestellt. Auch bleibt der Staat für den Erlass allgemeiner Regelungen und Richtlinien zuständig, um ein flächendeckendes Bildungsangebot von gleich hoher Qualität zu sichern und allen Kinder und Jugendlichen die gleichen Bildungschancen einzuräumen.
Um die Schule und das schulische Umfeld optimal zu gestalten, muss der Staat bei der Vergabe von Schulkrediten auf verteilende Gerechtigkeit achten Die Sozialisten werden dafür sorgen, dass das sogenannte "Sponsoring" im Schulbereich, d.h. die an Reklame oder an andere Bedingungen gebundene Förderung schulischer oder para-schulischer Aktivitäten durch finanzielle Zuwendungen von Finanzinstituten, Geschäftsleuten etc, unterbunden wird. Sachgeschenke, die nicht an Reklame oder andere Bedingungen gebunden sind, können von Fall zu Fall vom zuständigen Minister auf Vorschlag der Schulverwaltung oder der Gemeindeverwaltung genehmigt werden. Dafür sind strenge Regeln und Kriterien auszuarbeiten.
Während die Infrastrukturausgaben weiterhin vom Staat zu tragen und die Gehälter gemäss dem öffentlichen Beamtenstatut zu zahlen sind, erhalten alle Staatsschulen für die laufenden Kosten ein Budget in der Form einer bestimmten Summe pro Schüler. Dieses Budget soll jede Schule selbst verwalten, um damit jene Ausgaben zu finanzieren, die vom Schulrat, bestehend aus der Direktion sowie den gewählten Delegierten der Professoren, Eltern und Schüler, im Interesse der Schule beschlossen werden.
Zu überlegen wäre auch die Auszahlung von Prämien an die verschiedenen Schulen für besondere pädagogische Leistungen und Innovationen.
Guter Unterricht kann nur unter angemessenen Bedingungen stattfinden. Die Investitionsprogramme zum Neubau bzw. zur Ausweitung von schulischen Infrastrukturen müssen zügig vorangetrieben werden. Weitere Schulgebäude sind notwendig, deren Einpflanzung nach landesplanerischen Aspekten zu erfolgen hat. Die Sozialisten werden dafür sorgen, dass die Schulgebäude sicher, ansprechend und freundlich gestaltet werden.
Über den eigentlichen Schulbetrieb hinaus werden die Gebäude für eine aktive Freizeitgestaltung, für Hausaufgabenhilfe und für die Beschäftigung mit modernen Technologien zur Verfügung stehen. Die Belebung der Schulräume ausserhalb der regulären Schulzeiten schafft die Voraussetzungen zur Einführung der Ganztagsschule. Die Ganztagsschule erlaubt es, die Schulorganisation besser an den Arbeitsrhythmus der Eltern anzupassen und eine reiche Palette an sportlichen und kulturellen Aktivitäten anzubieten. Darüber hinaus werden die schulischen Infrastrukturen intensiver ausgelastet.
Die Sozialisten werden im Dialog mit den Gemeinden und den interessierten Schulzentren schrittweise Ganztagsschulen einführen. Sie werden sicherstellen, dass die Begleitaktivitäten zum Nulltarif respektive zu sozialverträglichen Preisen angeboten werden. Der schulfreie Samstag ist eine logische Folge der Ganztagsschule und sollte verallgemeinert werden. Den einzelnen Schulen wird eine gewisse Flexibilität bei der Gestaltung des wöchentlichen Stundenplanes zugebilligt, damit jeder Schüler sich entsprechend entscheiden kann.
Öffentliche Ganztagsschulen werden durch angegliederte öffentliche Internate ergänzt.
Die Sozialisten begrüssen die progressive Einführung der Früherziehung und Frühförderung. Hiermit wird den Eltern die Möglichkeit gegeben, die Kinder noch vor der Vorschule auf das Erziehungssystem vorzubereiten. Um dieses Modell zum Erfolg zu führen, werden wir mit den Gemeinden eine gerechte finanzielle Lastenteilung umsetzen.
Im Interesse der landesweiten Harmonisierung sind Inhalte und Zielsetzungen sowie die Funktionsweise der Früherziehung zu definieren. Die Gruppen sollen an allen Arbeitstagen funktionieren und im Rahmen des Möglichen gemischt zusammengesetzt sein, um sowohl fremdsprachige als auch Luxemburger Kinder sprachlich besser zu integrieren. Um diesen eigentlichen Zweck der Früherziehung zu erreichen, müssen die Eltern jener Kinder mit Sprachschwierigkeiten gezielt informiert und geworben werden.
Das Personal muss aus qualifizierten Fachleuten, das heisst aus diplomierten Vorschullehrer/innen und Erzieher/innen, bestehen. Ein steter Kontakt mit den Eltern ist zu gewährleisten. Ausserdem muss es zu einer engen organisatorischen Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Kindertagesstätten und der Früherziehung kommen.
Die Grundmission des Luxemburger Modells der Primärschule besteht in der Integration aller Kinder, gleich welcher sprachlicher, familiärer oder sozialer Herkunft.
Die Primärschule muss den Kindern Rechnen sowie beim Spracherwerb Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben beibringen. Die Einführung neuer Fächer darf nicht auf Kosten der Basisfächer, welche unabdingbare Grundkenntnisse vermitteln, betrieben werden.
Der Umgang mit modernen Kommunikations- und Informationstechnologien bildet heutzutage die Grundvoraussetzung für echte Chancengleichheit und den späteren Erfolg unserer Kinder bei der Ausbildung und im Beruf. Die Sozialisten wollen sich dafür einsetzen, dass die neuen Technologien flächendeckend in unseren Primärschulen zum Einsatz kommen und unterstützen die Gemeinden deshalb bei ihren Bestrebungen, ihre Primärschulklassen zeitgemäss mit entsprechendem Material auszustatten.
Die Schwerpunkte des Primärschulunterrichts müssen auf der Anwendung von schülerorientierten Methoden liegen und den je nach Region oder Gemeinde sehr unterschiedlichen Zusammensetzung der Schulbevölkerung Rechnung tragen. Die Klasseneffektive der Vor- und Primärschulklassen mit einem hohen Ausländeranteil werden reduziert, die Hausaufgabenhilfe muss parallel hierzu ausgebaut werden.
Die Sozialisten sprechen sich für die Integration von behinderten Kindern in den Normalunterricht aus. Während seiner Ausbildung muss der Lehrer auf den Umgang mit behinderten Kindern innerhalb eines Klassenverbandes vorbereitet werden. Um behinderten Kindern, ihren Eltern und dem Lehrpersonal nützliche Hilfe leisten zu können, werden pädagogische Pilotprojekte vermehrt unterstützt. Ausserdem werden die Sozialisten das Gesetz über den "Centre de Logopédie" überarbeiten.
Die Sozialisten werden die Zusammensetzung und den Kompetenzbereich der kommunalen Schulkommissionen neu definieren, damit diese als effizientes Bindeglied zwischen den Eltern, den Lehrern und den politisch Verantwortlichen funktionieren können.
Die Gemeinden übernehmen im Primärschulwesen fortwährend zusätzliche Verpflichtungen. Die hierdurch entstehenden Mehrkosten können nicht von den Gemeinden allein getragen werden. Die Sozialisten werden deshalb eine gerechtere Lastenverteilung zwischen Staat und Gemeinden bei der Finanzierung von Schulinfrastrukturen herbeiführen.
Um mit den rasanten Entwicklungen Schritt halten zu können, muss der beruflichen Ausbildung im modernen Bildungswesen eine absolute Priorität eingeräumt werden. Die Sozialisten werden das bestehende parallele System von schulischer Ausbildung und praktischer Lehrlingsausbildung im Betrieb (Dualsystem) ausbauen. Die Weiterentwicklung der dualen Ausbildung beinhaltet für die Sozialisten Massnahmen, die eine zielgerechtere Berufsinformation und -orientierung sowie eine neue Definition der Rolle von Schule und Betrieb in der beruflichen Bildung herbeiführen.
Die Sozialisten sprechen sich für eine konsequente Überarbeitung bestehender sowie für die Entwicklung neuer Berufsbilder aus. Im Hinblick auf die erforderliche bedürfnisorientierte Ausbildung wird die Aufstellung von sogenannten Gruppenlehrberufen mit verschiedenen Fachbereichen neue Perspektiven aufzeigen. Damit sichergestellt ist, dass die betriebliche Ausbildung auf einer soliden Basis aufbauen kann, werden die berufsübergreifenden zehnten Klassen progressiv verallgemeinert.
Der handlungsorientierte Unterricht wird in allen Ausbildungszweigen ausgebaut, da dieser dem Schüler wichtige Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit, Arbeitsmethodik und Konfliktbewältigung vermittelt.
Die Sozialisten wollen den Erwerb des Meistertitels durch Diplominhaber von mittleren und höheren Bildungswegen erleichtern. Die Voraussetzungen für die Zulassung dieser Kandidaten zu den Meisterkursen sowie der entsprechenden betrieblichen Ausbildung werden überarbeitet. Der Meistertitel soll in Absprache mit den Berufsträgern auf andere Wirtschaftssektoren ausgedehnt werden.
Die Privatwirtschaft, die öffentlichen Unternehmen und die Gemeinden müssen genügend Lehrstellen anbieten. Um alle Berufsbilder abzudecken und Ausbildungsdefizite zu beseitigen, die sich aufgrund der immer stärkeren Spezialisierung der einzelnen Betriebe ergeben könnten, werden die Sozialisten zusätzliche Anreize für ausbildende Betriebe schaffen. So wird die soziale Verantwortung der Wirtschaft belohnt. Im Bedarfsfall können Ausbildungsabgaben von nicht-ausbildenden Betrieben zur Finanzierung überbetrieblicher Ausbildungszentren dienen.
Der technische Unterricht darf kein klassisches Lyzeum zweiter Klasse sein, sondern ein berufsorientierter Bildungsweg, der seinen Wert gerade aus dieser Zweckgebundenheit zieht. Alle Fächer und insbesondere der Sprachenunterricht müssen unter diesem Blickwinkel analysiert werden. Programme, Bewertungskriterien und Lehrmethoden dürfen kein Abklatsch der klassischen Sekundarstufe sein.
Das "Lycée préparatoire" ist Teil des technischen Sekundarunterrichts. Die Übergänge zu anderen Studiengängen müssen klar definiert und transparent geregelt sein. Die Sozialisten werden durch eine räumliche Integration dieser Klassen in Gebäude des technischen Sekundarunterrichts die potentielle Ausgrenzung einer schwierigeren Kategorie von Schülern verhindern. Auch stellt in diesem Zusammenhang die Erhöhung des Schulpflichtalters für die Sozialisten kein Tabu dar.
Der klassische Sekundarunterricht soll weiterhin vorrangig auf das Hochschulstudium vorbereiten und möglichst vielen Studenten den Zugang zu den Universitäten ebnen. Programme, Arbeitsmethoden und Bewertungskriterien sind diesem Ziel entsprechend auszurichten.
Um den beidseitigen Wechsel zwischen technischem und klassischem Sekundarunterricht zu erleichtern, werden die Sozialisten die Übergänge möglichst fliessend ausrichten und das Angebot an Stützkursen konsequent ausbauen.
Es war noch immer eine grosse Chance für die luxemburgische Jugend, dass sie im Ausland an den verschiedensten Universitäten studieren konnte. Diese Bereicherung unseres kulturellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ist auch in Zukunft nicht zu missen. Entsprechende Studienbörsen, die eine grössere finanzielle Eigenständigkeit ermöglichen, und andere Fördermassnahmen sollen sicherstellen, dass angehende Akademiker weiterhin einen Grossteil ihrer Studien an europäischen und selbst aussereuropäischen Universitäten absolvieren.
Gleichzeitig kann kein Land auf die Dauer ohne ein leistungsfähiges Hochschulwesen auskommen. Universitäten stellen überall eine Bereicherung des intellektuellen und kulturellen Lebens dar. Auch ist Innovation und Forschung besser in Zusammenarbeit mit Universitäten zu bewerkstelligen.
Die Sozialisten wollen deshalb auf den reformierten Hochschulen "Centre Universitaire de Luxembourg" und "Institut Supérieur de Technologie", auf den "Centres de Recherches Publics" sowie auf die "Institut Supérieur d'Etudes et de Recherches Pédagogiques" und "Institut d'Etudes Educatives et Sociales" aufbauen, um schrittweise ein autonom funktionierendes Hochschulsystem in Luxemburg einzuführen. Daneben setzen die Sozialisten sich für eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen dem Centre Universitaire und dem "Centre de Recherches Publics-Centre Universitaire" im akademischen Bereich und zwischen dem "Institut Supérieur de Technologie" und dem "Centre de Recherches Publics-Henri Tudor" im technologischen Bereich ein.
Ziel ist es nicht, dass nur Luxemburger hierzulande studieren sollten. Luxemburg soll als Hochschulstandort auch für ausländische Studenten attraktiver werden. Hierzu muss ein gezieltes Angebot an universitären und postuniversitären Studien, vordringlich in den Bereichen Europarecht, internationales Kooperationsrecht, Wirtschafts- und Finanzwesen und neue Technologien entstehen, das in Zusammenarbeit mit Universitäten der Grossregion zu einem modularen Studiennetz führt. Das Hochschulsystem muss in die Lage versetzt werden, in diesen Bereichen, aber auch in den Bereichen der Geisteswissenschaften autonom oder in Zusammenarbeit mit den Centres de Recherches Publics Forschung zu betreiben.
Eine solche Entwicklung kann nicht kurzfristig erfolgen. Sie muss über Jahre organisch wachsen. Es gilt, ein dezentrales Modell an spezialisierten Fachbereichen aufzubauen, selbstverständlich mittels modernster Kommunikationstechnologien verbunden. Zu diesen Infrastrukturen wollen die Sozialisten auch entsprechende Studentenwohnungen schaffen.
Das Hochschulwesen sollte ohne Studiengebühren auskommen und im Sinne einer demokratischen Selbstverwaltung allen am Universitätsleben teilhabenden Gruppen Mitspracherechte sichern. Studenten aus Drittländern wird der Zugang zum luxemburgischen Hochschulsystem wesentlich erleichtert. Auch wird für Menschen, die tagsüber einer Arbeit nachgehen, die Möglichkeit geschaffen, ihr Studium in Abendkursen nachzuholen.
Durch die Schaffung des "Centre national de formation professionnelle continue" (CNFPC) in Esch/Alzette verfügt unser Land über eine angemessene Infrastruktur für die berufliche Weiterbildung. Um auch im Norden des Landes allen Anforderungen gerecht zu werden, setzen die Sozialisten sich für den weiteren Ausbau des regionalen Zentrums in Ettelbrück ein. Die Sozialisten werden das CNFPC in ein "Etablissement public" umwandeln, um so eine flexiblere Verwaltung dieser Einrichtung zu ermöglichen und die innovativen Kräfte unserer Wirtschaft an der Gestaltung teilnehmen zu lassen.
Die Sozialisten fördern die berufliche Weiterbildung innerhalb des Betriebes. Das vorgesehene Rahmengesetz enthält die hierzu nötigen Voraussetzungen. Darüber hinaus muss die Zulassung des Einzelnen zur beruflichen Weiterbildung konsequent unterstützt werden. Die Sozialisten werden jedem Arbeitnehmer ein Anspruchsrecht auf Bildungsfreistellung (Bildungsurlaub) zugestehen.
Die Sozialisten treten für den raschen Aufbau eines Systems der beruflichen Weiterbildung mit modularem Charakter ein. Die Anrechnung der einzelnen, erfolgreich abgeschlossenen Einheiten (unités capitalisables) und der beruflichen Erfahrung führt zu einem offiziellen Zertifikat.
Die momentan den Jugendlichen vorbehaltene Möglichkeit, eine Lehre zu absolvieren, wird künftig auch Erwachsenen offenstehen. Diese Massnahme zielt darauf ab, den Teilnehmern im Rahmen des zweiten Qualifizierungswegs das nötige Wissen zum Erlangen eines offiziellen Abschlusszeugnisses zu vermitteln.
Das Versagen in der Regelschule kann eine Kette von anschliessenden Misserfolgen und Schwierigkeiten nach sich ziehen. Viele Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten kommen somit nicht zum Tragen.
Um der Arbeitslosigkeit und der sozialen Ausgrenzung entgegenzuwirken, hat die europäische Union in mehreren Ländern Pilotprojekte mit der Bezeichnung "Schule der zweiten Chance" in die Wege geleitet. Ziel dieser Initiative ist es, Menschen zwischen 18 und 25 Jahren mit Primärschulniveau durch Vermittlung von Wissen und sozialen Kompetenzen wie z.B. Arbeitsdisziplin, auf einen Einstieg in das Berufsleben vorzubereiten, bevor die eigentliche, in Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern abgesicherte Berufsausbildung erfolgt. Ihnen soll mit der neuen Schule eine zweite Chance gegeben werden.
Die Sozialisten werden die Schule der zweiten Chance zusammen mit allen Trägern der Bildungspolitik aufbauen. Zu diesem Zweck wird eine flexible Struktur geschaffen, welche mit den bestehenden Institutionen zusammenarbeitet und gegebenenfalls an ein öffentliches Internat angegliedert wird.
back to: index of document