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Vor- und Nachbemerkungen

Trotz hoher Arbeitslosigkeit ist seit Jahren ein bemerkenswertes wirtschaftliches Wachstum und eine dementsprechende Bautätigkeit zu beobachten. Die Ergebnisse des Bauens an den Rändern und im Umland der Städte stoßen jedoch auf berechtigte Kritik. Festzustellen ist eine weitere Zerstückelung wichtiger Freiräme und eine Zersiedlung der Landschaft. Das Verkehrsaufkommen im Automobilverkehr wächst explosionsartig, während der öffentliche Verkehr durch die ausufernde Besiedlung seine Basis mehr und mehr verliert. Einkaufszentren, Fachmarktagglomerationen, Factory-Outlet- und Urban-Entertainment Centers nutzen periphere Standorte und fördern damit den Prozeß der Sub- und Disurbanisierung.

Die drohende Erosion der Stadtzentren konnte in den vergangenen Jahren durch Investitionen der verschiedensten Art weitgehend vermieden werden, wenn auch die städtische Atmosphäre, beispielsweise durch „Filialisierung" im Handel, oft von Uniformität geprägt wird. Als hilfreich hat sich auch ein Interesse an der City als Investitionsstandort erwiesen (etwa Großkinos, Musicaltheater, Bahnhofsprojekte).

In einer äußerst schwierigen Lage befinden sich jedoch die Stadtteilzentren in den gewachsenen Wohngebieten, aber auch in den später entstandenen Großwohnsiedlungen. Sie kommen sowohl von der City als auch vom Umland her unter Druck: Industrie,Handel, Dienstleistungen und Freizeitofferten erodieren weitgehend oder können sich dort nicht befriedigend entwickeln.

An sich sind die Voraussetzungen dort günstig: Es handelt sich um ausgesprochene Schwerpunkte des Wohnens, eine Fülle von Arbeitskräften mit den verschiedensten Fähigkeiten ist vorhanden, Potentiale für Firmengründungen sind gegeben, die Verkehrserschließung auch und gerade mit Bussen und Bahnen ist vorzüglich, ebenso steht soziale Infrastruktur von Kindergärten über Schulen aller Art bis zu Krankenhäusern zur Verfügung. Bisweilen sind sogar Hochschulen und Universitäten vorzufinden.

Nun gibt es vereinzelt Forderungen, der Entwicklung im Umland „freien Lauf" zu lassen, sie allenfalls zu „gestalten". Das würde u.a. bedeuten, daß die gesamte Infrastruktur in den Stadtteilen bzw. ihren Zentren erodiert oder gar verfällt, während sie außerhalb der Städte weitgehend neu aufzubauen wäre. Völlig verfehlt wäre es, die alten und neuen Stadtteile um den Stadtkern nicht zu festigen und zu entwickeln. Sie sind die einzelnen Elemente einer sinnvoll gegliederten und gestuften Stadt. Ohne die im Laufe der Zeit entstandenen markanten Stadtteile und ihre Stadtteilzentren kann die „Europäische Stadt" nicht existieren. Die dort ruhenden Entwicklungspotentiale - menschliche Fähigkeiten, nicht genutzte bzw. freiwerdende Flächen, vorhandene Anlagen und Einrichtungen der Infrastruktur etc. - müssen entdeckt und aktiviert werden. Erst danach sollte man über neue bauliche Schwerpunkte außerhalb der Städte nachdenken.

Dem Tagungsleiter, Herrn Werner Zühlke, den im Anhang namentlich genannten Referenten und den Diskussionsteilnehmern ist für ihre engagierte Mitarbeit zu danken - entsprechendes gilt für den Verfasser des vorliegenden Tagungsberichtes, Herrn Dipl.-Geogr. Thomas Franke.

Juli 1999Dr. Hannes Tank


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