FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:




[Seite der Druckausgabe: 56]

5. Anregungen für die Erhöhung der Wirksamkeit junger Technologieunternehmen

Die in den Tagungs- und Diskussionsbeiträgen hervorgehobene Bedeutung von JTU für den Strukturwandel, den Innovationsfortschritt und die Stärkung innovativer Strukturen einerseits und die mit ihrer Gründung und Entwicklung verbundenen Probleme andererseits lassen es angeraten sein, folgende Empfehlungen für die Verbesserung der Entwicklungs- und Erfolgschancen dieser Unternehmen zu geben:

  • Die Förderung technologieorientierter Unternehmensgründungen durch das BMBF sollte auch nach 1995 insbesondere in den NBL weitergeführt werden. Dabei kann in den NBL noch nicht auf Förderung durch Zuschüsse verzichtet werden. Bei einer Gründungsförderung durch Darlehen oder allein auf Beteiligungskapitalbasis bestände zum momentanen Zeitpunkt Gefahr, daß potentielle Gründer nicht "gründungswillig" sind.

  • Die Gründer von Technologieunternehmen haben in der Mehrheit - so zeigen die Erfahrungen - Defizite im Wissen und Know-how auf betriebswirtschaftlichen Gebieten bzw. im Management. Es sollten verstärkt Bemühungen unternommen werden, um bereits an den Universitäten und Hochschulen »unternehmerisches Denken" nahe zu bringen und zu interdisziplinärer Teamarbeit zu befähigen. Die gezielte Vorbereitung potentieller Gründer auf die Unternehmensgründung auf Seminaren, Weiterbildungsveranstaltungen oder Workshops könnte helfen, die Qualität von Unternehmenskonzeptionen zu erhöhen.

  • JTU haben einen objektiven Beratungsbedarf, besonders auf Gebieten wie der Ausarbeitung der Unternehmenskonzeption, der Unternehmensfinanzierung und beim Marketing und Vertrieb. Beim Modellversuch TOU-NBL hat es sich bewährt, den jungen Unternehmen neben der finanziellen Förderung auch kostenlose Beratungsmöglichkeiten zu bieten. Eine solche Förderung sollte beibehalten werden.

  • Ein Hauptproblem von JTU in den Phasen der FuE, des Fertigungsaufbaus und der Markteinführung ist die Finanzierung. Oft fehlt es den Gründern am Überblick über mögliche Finanzierungsinstrumente, Förderprogramme, die Möglichkeiten von Beteiligungskapital sowie die Konsequenzen und Belastungen für das Unternehmen, die sich langfristig aus unterschiedlichen Finanzierungen ergeben. Daher wären ein Schulungs- und Beratungsangebot, Finanzierungsworkshops und übersichtliche Musterbeispiele eine große Hilfe, Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen vorzubereiten. Hierzu könnte auch die Entwicklung einer On-Line-Datenbank beitragen, die alle relevanten

[Seite der Druckausgabe: 57]

    Förderprogramme der Länder, des Bundes und der Europäischen Union sowie Adressen von (Beteiligungs-)Kapitalgebern enthält.

  • JTU haben vielfach sehr große Schwierigkeiten, einen Kapitalgeber zu finden, weil Banken und Beteiligungsgesellschaften die technischen und marktseitigen Risiken kaum bewerten können. Hierzu sind spezielle Kenntnisse des Technologiegebietes, der Branche etc. erforderlich, die nur wenige Experten besitzen. Zur Überwindung dieser Hemmnisse könnte ein Experten- bzw. Gutachternetz aufgebaut werden, auf das Banken und Beteiligungsgesellschaften im Bedarfsfall zurückgreifen können. Ein solches Netzwerk könnte sich zusammensetzen aus Forschungseinrichtungen (z.B. die Institute der FhG), Hochschulen, spezialisierten Marktforschungsinstituten, einzelnen Mitarbeitern solcher Einrichtungen oder aus Institutionen, die über eine breite Erfahrung bei der Begutachtung von Innovationsvorhaben verfügen. Da diese "Gutachter" spezifische Kenntnisse besitzen, können sie ohne großen Aufwand und relativ sicher die technischen und marktseitigen Aspekte eines JTU bewerten.

  • Vor allem in den NBL sind Gründer- und Technologiezentren eine wesentliche Rahmenbedingung für die Entwicklung von JTU. Sie stellen einen attraktiven Standort dar und bieten die Möglichkeit zur kostengünstigen Nutzung der Infrastruktureinrichtungen und des Beratungsangebots des Zentrums. Zu den Faktoren des Erfolges von Gründer- und Technologiezentren gehören intensive Beziehungen zu Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen, eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer und anderen kommunalen Institutionen, eine hohe Qualität der Beratungsleistungen, regionale Ausstrahlungen sowie ein hohes Engagement des Zentrenmanagements. Ein günstiger regionaler bzw. städtischer Standort ist wegen der notwendigen intensiven Kommunikation zu empfehlen.

  • Einen wichtigen Betrag zur Überwindung der Finanzierungsprobleme von Technologieunternehmen leisten Beteiligungskapitalgeber. Sie werden dem Bedarf der Unternehmen nach risikotragendem Kapital, das mit einer Managementunterstützung verbunden ist, gerecht. Allerdings würde die Mehrzahl der deutschen Beteiligungskapitalgeber ohne eine entsprechende Förderung JTU aufgrund des hohen Risikos kaum finanzieren. Deshalb ist eine Weiterführung der Förderung von Beteiligungen an solchen Unternehmen, wie durch BTU, erforderlich. Zusätzlich könnte das Beteiligungskapitalangebot weiter vergrößert werden, wenn steuerliche Anreize für Investoren von Risikokapitalfonds (z.B. Möglichkeit zur teilweisen Abschreibung der Einlage) geschaffen würden.

  • Die Rendite von Beteiligungsgesellschaften und damit der Anreiz in Technologieunternehmen zu investieren, hängt von den Möglichkeiten der Veräußerung der Anteile

[Seite der Druckausgabe: 58]

    nach einer bestimmten Laufzeit der Beteiligung ab. Der lukrativste "Desinvestmentweg" ist die Veräußerung der Anteile im Rahmen einer Börseneinführung des Unternehmens. Dies ist zur Zeit jedoch in der Bundesrepublik praktisch nicht möglich. Deshalb sollte die derzeitige Initiative zur Schaffung einer europaweiten Börse für Technologieunternehmen nach dem Vorbild des US-amerikanischen NASDAQ unterstützt werden. [NASDAQ: National Association of Securities Dealers Automated Quotations System. Es handelt sich um eine Börse in den USA, auf der JTU gehandelt werden. Die Besonderheiten des NASDAQ besteht darin, daß der Handel über ein Computersystem erfolgt.]


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juli 1999

Previous Page TOC Next Page