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Vorbemerkung

Der Umweltschutz als zentrales gesellschaftliches Anliegen beeinflußt mittlerweile nahezu alle Bereiche des politischen, wirtschaftlichen und sozialen Handelns. Stand dabei am Anfang zumeist die nachträgliche Aufarbeitung bereits entstandener Problemlagen im Vordergrund, so ist in der Zukunft mehr und mehr ein Ansatz zu verfolgen, den man als umweltverträgliches Wirtschaften bezeichnen könnte. Es geht um einen ökologischen Strukturwandel bzw. einen ökologischen Umbau der Volkswirtschaft. Für die Politik geht es darum, steuernd einzugreifen, bevor Umweltschäden entstehen, und Produktions-, Konsum- und Entsorgungsgewohnheiten und -technologien von vornherein weniger umweltbelastend zu machen; dadurch wird zugleich ein nachträgliches Mildern bzw. Beseitigen von Schäden weitgehend überflüssig. Als Konzept, über wirtschaftliche Anreize umweltentlastende Verhaltensänderungen in Produktion und Konsum zu bewirken, wird zur Zeit insbesondere eine ökologische Steuerreform diskutiert. Aber auch ordnungsrechtliche Auflagen können - richtig eingesetzt - einen umweltverträglichen Strukturwandel unterstützen.

Umweltschutz führt allerdings nicht nur zu Belastungen umweltintensiver Wirtschaftszweige, sondern beinhaltet zugleich Innovations-, Produkt- und Marktchancen; d.h. Chancen für spezifische wirtschaftliche Betätigung und Beschäftigungsmöglichkeiten für Unternehmen, die sich auf das Angebot von Umweltschutzgütern bzw. von umweltbezogenen Dienstleistungen spezialisiert haben. Diese im Detail außerordentlich vielgestaltigen Chancen sind freilich in hohem Maße von den Vorgaben der Politik abhängig, denn ohne entsprechende Steuerung entsteht i.d.R. keine kaufkräftige Nachfrage nach Umweltgütern bzw. Umweltdienstleistungen. So haben z.B. erst schärfere Grenzwerte den Markt für die Rauchgasreinigung oder die Frisch- und Abwasseraufbereitung entwickelt. Die TA Siedlungsabfall könnte in ähnlicher Weise auch den Markt für Abfallbehandlungsanlagen stimulieren.

Die vorliegende Broschüre faßt, thematisch strukturiert, Referate und Diskussionsbeiträge einer Fachkonferenz zusammen, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung am 29. November in Bochum unter dem Arbeitstitel "Umweltschutz als wirtschaftliche Chance - Marktentwicklung - Innovationsfelder - Produktionsstrategien - Förderinstrumente" durchgeführt wurde. Auf

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dieser Tagung haben Vertreter von Wirtschaftsforschungsinstituten, Anbieter von Umweltschutzgütern, Anbieter und Nachfrager von umweltbezogenen (Beratungs)dienstleistungen und Vertreter der Politik die wirtschaftlichen Chancen des Umweltschutzes aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und bewertet und daraus Schlußfolgerungen für das politische und wirtschaftliche Handeln gezogen.

Die Broschüre gibt in Teil l einen Überblick über den Umweltschutzsektor und seine wirtschaftliche Bedeutung. Dabei wird auf die additive Umwelttechnik, auf den produktionsintegrierten Umweltschutz und auf das (häufig durch externe Beratung unterstützte) betriebliche Umweltmanagement jeweils gesondert eingegangen.
In Teil II werden politische Strategien hinsichtlich der Förderung des Umweltschutzes und des Umweltschutzsektors dargestellt und bewertet. Die Ausführungen machen insgesamt deutlich, daß Umweltschutz künftig weniger mit Hilfe spezieller Umwelttechnik, als vielmehr durch Integration des Umweltschutzes in alle wirtschaftlichen Aktivitäten erfolgen dürfte - und dementsprechend die direkten wirtschaftlichen Chancen des Umweltschutzes weniger im Bereich der umwelttechnischen Industrie als vielmehr bei den umweltbezogenen (Beratungs-) Dienstleistungen liegen werden. Kaum zu erfassen sind freilich die indirekten Effekte einer Verbesserung der Umweltqualität, welche in einer positiven Beeinflussung der generellen Bedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten bestehen.

Für die Konzeption und Durchführung der Konferenz sowie die Redaktion der Broschüre zeichnet Udo Scholten vom Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich, mit der Organisation war Ingrid Witt betraut. Den Tagungsbericht erstellte Dr. Johann Walter vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung.

Bonn, Februar 1995 Dr. Jochem Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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