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[Seite der Druckausgabe: 1]

l. Einleitung

"In Deutschland ist das ganz eigenartig. Plädiert man für Industriepolitik, wenden sich die Marktwirtschaftler mit Grausen. Subventioniert man aber die sterbenden Industrien, sagen dieselben Leute, dies sei Sozialpolitik". Diese Aussage von Lothar Späth [ Fn.1: in: Süddeutsche Zeitung vom 29.11.1993] verdeutlicht das Dilemma, in dem wir uns in der Diskussion um Industriepolitik in der Bundesrepublik befinden.

Mitten in einer Krise, die nicht nur auf mittlerweile abnehmende rezessive Zykleneinflüsse, sondern auch auf strukturelle Defizite zurückzuführen ist, wird in Deutschland erneut über die staatliche Rolle in der Wirtschaftspolitik diskutiert. Gerade weil der Standort Deutschland nach wie vor in einer Investitions-, Produktions-, Innovations- und Kostenkrise steckt und weil sich die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen gerade fundamental verändern, wird nach neuen wirtschaftspolitischen Leitbildern und Ordnungssystemen gesucht. Dabei konzentrieren sich die Diskursparteien entweder auf das Modell Japan oder auf das Modell USA. Das japanische Modell ist korporativistisch-regulierend, während das amerikanische Modell einzelwirtschaftlich-deregulierend ist.

Ein neues "Modell Deutschland" könnte die Vorteile des japanischen mit denen des amerikanischen Modells und dem deutschen Konzept einer sozialen und ökologischen Marktwirtschaft verbinden und damit eine neue wirtschaftliche Spitzenstellung für Deutschland begründen. Das Modell sollte für ein nachhaltiges, dauerhaftes Wachstum und damit für neue wettbewerbsfähige Arbeitsplätze bei gleichzeitiger Preisstabilität und einer ausgeglichenen Außenwirtschaftsbilanz sorgen. Mit einem Neuen Fortschritt sollte der Wohlstand gesichert und die Qualität des Lebens weiter kontinuierlich verbessert werden.

Ein solches neues "Modell Deutschland" könnte zum zentralen Fortschritts-Motor für Europa werden und könnte damit dazu beitragen, daß der alte Kontinent auch in einer globalen grenzenlosen Weltwirtschaft einen ökonomischen, technologischen, sozialen und ökologischen Spitzenplatz in der Welt einnimmt.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Oktober 2000

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