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Vorbemerkungen

Politik, sagte der Diskussionsleiter Dr. Wolfgang Kaden zu Beginn der abschließenden Panel-Diskussion in Schwerin, die uns in der Bundesrepublik in den letzten Jahren schon etwas zu langweilen begann, weil man den Eindruck hatte, es bewegt sich nichts mehr, sie ist im Moment so gefragt, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wenn wir alle das Gefühl haben, in einer ungemein spannenden Zeit zu leben, dann gilt das nicht nur für die Bürger der ehemaligen DDR, sondern auch für die der Bundesrepublik. Politik heißt Entscheidungen treffen. Selten hat es eine Zeit gegeben, in der Entscheidungen so fatal oder so gut wirken können wie in dieser Zeit. Die Hebelwirkung falscher und richtiger Entscheidungen ist im Moment enorm groß. Das Thema dieser Konferenz lautet: Wege in eine bessere Zukunft. Kleine Fehler können auf diesem Weg verheerende Folgen haben.

Die Bundesregierung hat die Entscheidung getroffen, die Einheit relativ schnell, ja so schnell wie irgend möglich anzustreben. Diese Entscheidung gründete offensichtlich auf allgemeinpolitischen Erwägungen, weniger auf ökonomischen Vorgaben. Die Folgen dieser Entscheidung haben die Bürger der neuen Bundesländer, die Arbeitnehmer, die Unternehmer und die Kommunen zu tragen. Dabei werden die Chancen jedes neuen Bundeslandes von seiner wirtschaftsstrukturellen Ausgangslage, der Ausstattung mit wirtschaftsnaher und sozialer Infrastruktur, dem Qualifikationspotential seiner Arbeitnehmer und letztlich von der Bereitschaft aller am Wirtschaftsprozeß Beteiligten, sich den neuen ökonomischen Herausforderungen zu stellen, bestimmt.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern wird von einem tiefgreifenden und umfassenden Strukturwandel erfaßt werden, dominieren doch in diesem Land Wirtschaftsbereiche, die auch in westlichen Industrieländern von mancher Krise geschüttelt wurden und schrumpfen mußten: Landwirtschaft, Werftindustrie und Seewirtschaft. Beschäftigungsfreisetzungen in erheblichem Umfang werden nicht zu vermeiden sein. Um so mehr sind landes- und regierungsspezifischen Entwicklungskonzepte zu erstellen, sind Wirtschaftsförderungsinstitutionen zu schaffen und sind Struktur- und regionalpolitische Förderprogramme in Gang zu setzen.

Der Pfad zu einem wirtschaftlichen Aufschwung in diesem landschaftlich sehr reizvollen und ökologisch im Vergleich zum Süden weniger belasteten Bun-

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desland zu erkunden und konkrete wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen und Programme zur Milderung der aktuellen Beschäftigungskrise und zum Umsteuern in eine bessere wirtschaftliche Zukunft zu erörtern, war Gegenstand einer Fachtagung der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Vereins für Politische Bildung und soziale Demokratie. Teilnehmer der Tagung waren Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Wirtschaftsverbänden und Verwaltung sowie Politiker und Wissenschaftler aus Mecklenburg-Vorpommern. Erfahrungen aus Umstrukturierungsprozessen in Industrie und Landwirtschaft trugen Wirtschaftspolitiker aus der Bundesrepublik sowie Vertreter aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein vor.

Der vorliegende Tagungsbericht bietet eine thematisch gegliederte Zusammenfassung der Referate und Diskussionsbeiträge. Zunächst wird die industrielle Ausgangslage in Mecklenburg-Vorpommern analysiert, danach werden schnell zu ergreifende sowie mittel- bis langfristig wirkende Maßnahmen zur Strukturanpassung und -förderung erörtert. Die Bedeutung der Landwirtschaft für Mecklenburg-Vorpommern, ihre Strukturprobleme und Zukunftschancen werden in einem weiteren Teil dargestellt. Am Schluß der Broschüre werden die wirtschaftlichen Perspektiven in Mecklenburg-Vorpommern und die wichtigsten Umgestaltungsmaßnahmen zusammengefaßt. Weil die landesspezifischen Probleme eines wirtschaftlichen Neuanfangs nicht losgelöst von der wirtschaftlichen Entwicklung des gesamten Raumes der ehemaligen DDR gesehen werden kann, werden auch Chancen, Fehlentwicklungen und wirtschaftspolitische Reformmaßnahmen auf der Makroebene erörtert.

Für die Konzeption und Durchführung der Fachtagung war die Abteilung Wirtschaftspolitik des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung verantwortlich, den Tagungsbericht erstellte Dr. Henner Papendieck, freiberuflicher Wirtschaftswissenschaftler, Berlin.

Bonn, Oktober

Dr. Jochen Langkau


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Juni 2001

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