FES | ||
|
|
TEILDOKUMENT:
Schultzki, Otto (1870 - 1918 ?) Geboren am 14. Januar 1870 in Elbing. Arbeitete seit den achtziger Jahren als Hausdiener in Berlin und seinen Vororten. Mitglied des "Verbandes der Geschäftsdiener, Packer und Berufsgenossen", einer Fusion zweier Berliner Lokalvereine. (Seit dem 15. Oktober 1894 neuer Verbandsname: "Verband aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigter Hilfsarbeiter für Berlin und Umgebung"). Mitglied des sozialdemokratischen Wahlvereins für den 4. Berliner Reichstagswahlkreis. Im gewerkschaftlichen Konflikt zwischen "Zentralisten" und "Lokalisten" plädierte Schultzki weiterhin für die Beibehaltung der Lokalorganisation ("lose Zentralisation durch Vertrauensmännersystem"). Dem Ende 1896 neubegründeten "Zentralverband der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands" warf er vor, die Interessen der Hausdiener nicht hinreichend zu vertreten und lehnte bis zur Jahrhundertwende die Gründung von "Industrieverbänden" ab. Durch "Gruppenverbände" könnten "die Interessen der einzelnen Arbeiterkategorien besser vertreten werden". Hatte seit [1898] eine Stelle als Portier inne. In den späten neunziger Jahren aktiv in der Berliner Konsumgenossenschafts- und Krankenkassenbewegung. Im April 1899 in den Vorstand der Ortskrankenkasse für den Gewerbebetrieb der Kaufleute, Handelsleute und Apotheker gewählt. Am 18. April 1899 von der Versammlung aller Berliner Handelshilfsarbeiter zum Revisor der lokalorganisierten Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands gewählt (Legitimation durch die Zustimmung aller Vereine im Reich). Um die Jahrhundertwende vollzog Schultzki gemeinsam mit dem Vertrauensmann der Lokalisten, Johannes Rein, einen deutlichen Positionswechsel: Auf der Jahresversammlung des "Verbandes aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter Berlins" rückte er vom lokalistischen Prinzip ab. Der Aufschwung des Handels- und Transportgewerbes, das Anschwellen der Arbeiterzahl im Gewerbe mache die Gründung einer Zentralorganisation notwendig. Schultzki warb für die Errichtung eines 2. Zentralverbandes ("Deutscher Handelshilfsarbeiter-Verband und verwandter Berufe"). Teilnehmer auf der lokalistischen Konferenz der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands vom 15. bis 17. April 1900 in Braunschweig (vertreten waren 16 Berufsorganisationen mit 5.491 Mitgliedern). Der Ostpreuße tat auf der Konferenz viel für eine Verständigung mit den "Zentralisten". In Braunschweig in eine Kommission gewählt, die den Einigungsprozeß mit dem "Zentralverband der Handels- Transport- und Verkehrsarbeiter Deutschlands" steuern sollte. Von der gemeinsamen außerordentlichen Generalversammlung am 12. Juni 1900 in Berlin als unbesoldeter Beisitzer in den neuen Zentralvorstand entsandt. Wahl auf der 2. Generalversammlung vom 2. bis 10. April 1901 in Nürnberg zum unbesoldeten Sekretär. Sprach sich in Nürnberg gegen die Aufnahme von Frauen in die Organisation aus. Wiederwahl auf der 3. Generalversammlung in Hamburg vom 11. bis 16. April 1903 (wöchentliche Entschädigung als Sekretär 37 Mark). Engagement in der Konsumgenossenschaftsbewegung: 1903 Rixdorfer Delegierter auf dem ersten Verbandstag des "Zentralverbandes deutscher Konsumvereine" Mitglied der Tarifkommission des Zentralvorstandes, die im März 1904 vergeblich einen Tarifvertrag beim Sekretariat des "Zentralverbandes deutscher Konsumvereine" einreichte. 1904 Teilnehmer seiner Organisation auf dem Hamburger Genossenschaftstag, warb für eine Verrechtlichung der Arbeitsbeziehung in der jungen Verbrauchergenossenschaftsbewegung der Arbeiter. Einstimmige Wahl Schultzkis zum ehrenamtlichen 2. Vorsitzenden auf der 4. Generalversammlung vom 8. bis 13. Mai 1905 in Frankfurt am Main, ein Amt, das traditionellerweise einem ehemaligen "Lokalisten" vorbehalten blieb. Delegierter auf dem 5. Kongreß der Gewerkschaften Deutschlands vom 22. bis 27. Mai 1905 in Köln, vertrat im Parlament der Arbeit nochmals nachdrücklich den Standpunkt seiner Organisation im Konflikt mit den Konsumgenossenschaften. Einer der Vorsitzenden der 5. Generalversammlung vom 20. bis 25. Mai 1907 im Gewerkschaftshaus zu Berlin. Wiederwahl als 2. Vorsitzender. Schultzki zeichnete innerhalb der Organisation für das Unterstützungswesen verantwortlich. In den Fragen der Wahlrechtskämpfe, Arbeitsniederlegung am 1. Mai, Streikaktionen etc. bezog er im Verbandsvorstand eher defensive Positionen. Einer der fünf Teilnehmer seiner Organisation auf der Konferenz der Zentralvorstände der Verbände der Eisenbahner, Hafenarbeiter, Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter, Maschinisten und Heizer und Seeleute vom 7. bis 8. September 1906 in Hamburg, uneingeschränkter Befürworter einer Einheitsorganisation aller beteiligten Verbände. Vertrat seine Gewerkschaft teilweise auf der Konferenz der Vorstände der Zentralverbände. Gab die ersten organisatorischen Hilfestellungen bei der Konstituierung der "Sektion Straßenbahner" im "Deutschen Transportarbeiter-Verband" (neuer Verbandsname seit 1907). Referat "Die Stellung der Reichsregierung zum Koalitionsrecht der Straßenbahner" auf der 1. Konferenz der Straßenbahner Deutschlands vom 28. bis 19. Januar 1907 in München. Auf dem 6. Verbandstag vom 6. bis 12. Juni 1909 trat eine Berliner Oppositionsgruppe gegen die Wiederwahl Schultzkis auf. In "Anbetracht der zerrütteten Nerven" sei von einer Wiederbesetzung abzusehen, dennoch Wahl zum 2. Vorsitzenden gegen 5 Stimmen. Rücktritt Schultzkis im Januar 1910 aus gesundheitlichen Gründen. Starb kurz vor Ende des 1. Weltkrieges. © Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998 |