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Müller, Karl (1909 - 1994)

Geboren am 7. April 1909 in Nied (heute: Frankfurt-Nied) als Sohn eines Gürtlers, der später als hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär arbeitete, verheiratet. Besuchte von 1915 bis 1923 die Volksschule in Nied. Frühe Politisierung im Elternhaus; im Januar 1923 Eintritt in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ). Von 1923 bis 1927 Lehre als Werkzeugmacher und Motorenschlosser bei der Firma Maschinen- und Amaturenfabrik H.A. Breuer & Co. in Höchst am Main. Seit dem 1. April 1923 Mitglied des "Deutschen Metallarbeiter-Verbandes" (DMV). Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Im 3. Lehrjahr zum Lehrlingsvertrauensmann gewählt. Delegierter auf den Jugendkonferenzen des DMV im Bezirk Frankfurt am Main. Als Geselle arbeitete Karl Müller als Schlosser bei den Opelwerken in Rüsselsheim und der Firma Holzmann in Frankfurt am Main. Im Auftrag der Höchster Ortsverwaltung nahm der junge Metallarbeiter 1926 an den Vorkursen der Akademie der Arbeit in Frankfurt am Main teil. Einen Besuch der Hauptkurse verhinderte 1927 der Umzug der Familie nach Siegen; Müller fand bei der Firma "Siegener Eisenbedarf" eine Stelle als Werkzeugmacher. Leitete in Siegen die lokale Bibliothek seiner Gewerkschaft. Nahm von 1928 bis 1930 an Weiterbildungskursen der Metallarbeitergewerkschaft in Bad Dürrenberg teil und absolvierte von 1930 bis 1932 einen Fernkursus an der Staatlichen Fachschule für Wirtschaft und Verwaltung in Düsseldorf. Während der großen Wirtschaftskrise von 1931 bis 1932 arbeitslos.

Die Bezirksleitung des DMV berief im August 1932 den Arbeitslosen zum stellvertretenden Geschäftsführer der Ortsverwaltung Herborn, nachdem der 1. Geschäftsführer bei einem Nazi-Überfall verwundet wurde. Als stellvertretender Geschäftsführer und Bevollmächtigter erlebte er 1933 die Zerschlagung der Gewerkschaften, im Juni 1933 von der DAF aus seinem Amt entlassen. Müller fand bis 1937 keine Anstellung; verdiente sich mit verschiedenen Aushilfstätigkeiten (Landarbeiter, Wasserverkäufer, Akqusiteur für Zeitschriften, Aufkäufern von Butter und Eiern) seinen Lebensunterhalt. Verließ im Januar 1937 Siegen und siedelte nach Berlin über, als politisch Verfolgter hoffte er, in der Millionenstadt unbehelligt leben zu können. Arbeitete in der Hauptstadt zunächst als Monteur bei der Firma Michaelis und fand seit Juni 1937 dauerhaft eine Anstellung im Werk Oranienburg der Auergesellschaft AG als technischer Arbeitsvorbereiter in der Abteilung Metallfabrikation. Müller qualifizierte sich in Berlin beruflich weiter, besuchte in Abendkursen die "Beuthschule" und legte dort 1940 sein Fachschulingenieurexamen ab. Auf Kursen an der technischen Arbeitsschule und in Seminarkursen an der Berliner Universität eignete er sich über die reinen Berufskenntnisse hinaus Spezialkenntnisse auf den Arbeitsgebieten Betriebs- und Volkswirtschaft, Betriebstechnik und Refatechnik an. Im September 1944 zum Heeresdienst eingezogen und an die Front nach Italien versetzt. Müller kehrte nach fünfmonatiger amerikanischer Kriegsgefangenschaft am 17. September 1945 nach Siegen zurück.

Fand im November 1945 Anstellung beim Arbeitsamt in Gießen; der gelernte Metallarbeiter war zunächst in der Planungsstelle der Arbeitsverwaltung tätig und wurde im Februar 1946 zum Gruppenleiter der Vermittlungsstelle Eisen und Metall, Handwerk und Bergbau zum stellvertretenden Abteilungsleiter der männlichen Arbeitsvermittlung ernannt. Seit Oktober 1945 beteiligte sich Müller am Aufbau der Gewerkschaften seiner Heimatstadt; zunächst Mitglied im "Siegerländer Gewerkschaftsbund", Siegener Gründungsmitglied der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes und bis Juli 1946 deren Vorsitzender. Wechselte im August 1946 zum Landesarbeitsamt Westfalen-Lippe nach Münster über, arbeitete dort als Sachbearbeiter bei der Kriegsgefangeneneingliederung. Müller bewarb sich im Mai 1947 auf die Stelle eines Bezirksleiters des Bezirks Münster der "Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr" und wurde Ende des Monats provisorisch mit der Leitung des Bezirks betraut. Die Bezirkskonferenz am 26. Juni 1947 in Ahlen verlangte von der Hauptverwaltung in Krefeld die rasche Umwandlung in eine endgültige Anstellung, da Müller in der kurzen Zeit seiner kommissarischen Tätigkeit "sich außerordentlich energisch und erfolgreich für unsere Belange eingesetzt" habe. Teilnehmer auf dem "Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr der britischen Zone" vom 9. bis 12. September 1947 in Krefeld. Von den Delegierten als Sekretär in den geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft gewählt, der sich nach den Vorschlägen der verschiedenen Gewerkschaften richtete. Am 13. Oktober 1947 vom geschäftsführenden Hauptvorstand mit der Leitung des Ressorts Presse, Rundfunk, Frauen- und Jugendfragen beauftragt. Müller erhielt das "volle Kontrollrecht" für sämtliche Druckschriften. Teilnehmer auf dem außerordentlichen Bundeskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes für die britische Zone vom 16. bis 18. Juni 1948 in Recklinghausen. Auf dem "Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr" in Stuttgart vom 28. bis 30. Januar 1949 gegen 5 Stimmen als Sekretär in den geschäftsführenden Vorstand gewählt. Im Vorstand war Müller zuständig für die Bereiche Schulung und Bildung. Am 31. März 1949 in Bad Münster am Stein auf einer ÖTV- und GdED-Tagung in eine sechsgliedrige Kommission gewählt, die endgültig schwebende, organisatorische Fragen klären sollte und die schließlich Privat- und Kleineisenbahner aufforderte, vollzählig Mitglied der ÖTV zu werden. Aus persönlichen Gründen trat Müller im Februar 1950 von der Leitung des Sekretariats Schulung und Bildung zurück und stellte auch am 3. März 1950 sein Amt im geschäftsführenden Hauptvorstand zur Verfügung; arbeitete künftig in der Abteilung Statistik der Hauptverwaltung. Seit September 1951 bei der Kreisverwaltung Wiesbaden der ÖTV als Sekretär tätig. Müller war in Wiesbaden für die Angestellten- und Beamtenarbeit zuständig. Bewarb sich im Juli 1952 auf eine ausgeschriebene Stelle als Bezirkssekretär für die Betreuung der Fachabteilungen V, VI und VII. Die Bezirksleitung Rheinland-Pfalz hatte die Stelle neu eingerichtet, um die Beschäftigten aller Verkehrsfachabteilungen besser betreuen zu können. Am 11. November 1954 Wahl Müllers zum 1. Vorsitzenden der Bezirksfachabteilung V (Öffentliche Nahverkehrsbetriebe und nichtbundeseigene Eisenbahnen). Als betreuender Sekretär der Bezirksfachabteilung VI (Hafenbetriebe, Hafenverwaltungen und Hafenbahnen, See-, Küsten- und Binnenschiffahrt, einschließlich Lotsenwesen und Wasserbau) gelang es ihm, als Mitglied der Tarifkommission Binnenschiffahrt anerkanntermaßen deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten durchzusetzen. In der Eigenschaft als Vorsitzender der Bezirksfachabteilung von der rheinland-pfälzischen Delegiertenkonferenz in den Bezirksvorstand der ÖTV entsandt. Auf der Konferenz der Bezirksfachabteilung VI am 12. November 1957 als Vertreter für die Binnenschiffahrt und die Naßbaggerei in den bezirklichen Fachabteilungsvorstand gewählt.

Auf der 7. ordentlichen Bezirkskonferenz Rheinland-Pfalz am 3. April 1964 in Mainz zum stellvertretenden Bezirksleiter gewählt. Wiederwahl zum stellvertretenden Bezirksleiter am 4. April 1968 und am 18. Januar 1972. Kurz nach seiner Wahl 1964 legte er den von ihm eingenommenen Vorsitz der Bezirksfachabteilung Öffentliche Nahverkehrsbetriebe und nichtbundeseigene Eisenbahnen nieder; das Vorstandsmandat der Fachabteilung VI behielt er weiterhin und übernahm zusätzlich auch die Leitung des Fach- und Sozialausschusses Rhein- und Binnenschiffahrt. Die Organisationsreform von 1968 wies die Beschäftigten des Wasserbaus, der Binnenhäfen und der Binnenschiffahrt anderen Organisationsbereichen zu; damit erlosch auch die Arbeit des Bezirksfachabteilungsvorstands und somit auch Müllers Mandat. Delegierter auf dem 28. Kongreß der Internationalen Transportarbeiter-Föderation vom 28. Juli bis 6. August 1965 in Kopenhagen. Müller trat am 30. April 1974 wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Er starb am 8. Januar 1994 in Mainz.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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