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Lauterwasser, Alexander (1884 - 1967)

Geboren am 26. September 1884 in Konstanz als Sohn eines Lokomotivheizers, katholisch, verheiratet. Nach dem frühen Tod der Eltern kam er im Alter von 5 Jahren zu Verwandten nach Überlingen am See. Von 1891 bis 1899 Besuch der Volksschule in Überlingen. Erlernte nach Absolvierung der Volksschule in Überlingen den Beruf eines Uhrmachers. Nach Beendigung der Lehrzeit war er von 1902 bis 1905 in verschiedenen Uhrmachergeschäften in Villingen, Erbach bei Ulm, Tübingen und Heilbronn tätig. Von 1905 bis 1907 diente Lauterwasser beim Füsilier-Regiment Nr. 122 in Mergentheim. Nach seiner Militärzeit war er als Uhrmachergehilfe bei verschiedenen Meistern in Heidelberg, Heilbronn und Ettlingen in Stellung. 1908 Beitritt zum 1899 gegründeten "Christlichen Metallarbeiter-Verband Deutschlands". Am 28. Juni 1909 trat er als Uhrmacher beim Elektrizitätswerk Freiburg im Breisgau in städtische Dienste. Als angesehener Spezialhandwerker war er für die Instandsetzung und Unterhaltung von elektrischen Schaltuhren, Tarifgeräten und Hochspannungsmeßeinrichtungen verantwortlich. Den Weltkrieg machte Lauterwasser von der ersten bis zur letzten Stunde als Gefreiter beim Landwehrregiment Nr. 110 an der Westfront mit. Während des Krieges mit verschiedenen Orden und Ehrenzeichen ausgezeichnet.

Nach Kriegsende Wiedereintritt in das städtische Freiburger Elektrizitätswerk. 1920 zum Vorarbeiter der Zählerabteilung befördert. Im gleichen Jahr Eintritt in die "Deutsche Zentrumspartei". Von 1920 bis 1933 Stadtverordneter der Zentrumspartei im Bürgerausschuß der Stadt Freiburg. In der Weimarer Republik Mitglied des Katholischen Arbeitervereins und des Aufsichtsrates der christlichen Freiburger Konsumgenossenschaft. Von 1940 bis 1945 als Sanitäter im Werkluftschutz der Maschinenabteilung des Elektrizitätswerkes eingesetzt. Nach dem Anschlag auf Adolf Hitler als ehemaliger Stadtverordneter der Zentrumspartei und stadtbekannter Gegner der NSDAP am 23. August 1944 von der Gestapo verhaftet und in Schutzhaft genommen. Bereits im August 1944 wieder aus der Haft entlassen. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Betriebsratsvorsitzender des städtischen Elektrizitätswerkes. Am 17. Mai 1945 Eintritt in die Badisch Christlich-Soziale Volkspartei (später: CDU-Mitglied). Seit dem Spätsommer 1945 Mitglied des von der Militärregierung initiierten "Säuberungsausschusses für die Stadtverwaltung", der später als Untersuchungsausschuß die Entnazifizierung im kommunalen Bereich betrieb. Lauterwasser nahm am 24. November 1945 in Freiburg an einem von der französischen Militärverwaltung angeregten Gespräch mit Léon Jouhaux, dem Generalsekretär des französischen Gewerkschaftsbundes CGT, teil. Ergebnis dieses Gespräches war der Wille der anwesenden Freiburger Gewerkschafter, "eine große einheitliche Gewerkschaftsbewegung unter Ausschaltung aller politischen und religiösen Fragen auf wirklich demokratischer Grundlage" zu schaffen. Am 16. November 1945 in das Angestelltenverhältnis der Stadt Freiburg übernommen (Führung der Zählerlager-Kartei).

Am 17. November 1946 tagten in Freiburg die Delegierten der gewerkschaftlich organisierten Gemeinde- und Staatsarbeiter der französischen Zone Badens. Beschluß, die "Landesvereinigung der Gewerkschaften der öffentlichen und kommunalen Betriebe, Behörden und Verwaltungen" (mit Sitz in Freiburg) ins Leben zu rufen. Einstimmige Wahl Alexander Lauterwassers zum 1. Vorsitzenden. Wiederwahl auf dem Gewerkschaftstag vom 14. bis 15. Juni 1947 in Offenburg, auf der Lauterwasser in Anbetracht der schlechten Ernährungslage die Einführung der 40 Stundenwoche forderte. Im Juli 1948 in das Beamtenverhältnis der Stadt übernommen. Mitglied des Vorstandes der AOK Freiburg. Erneute Wiederwahl als Landesvorsitzender am 12. und 13. Juni 1948 in Konstanz. Plädoyer Lauterwassers für eine einheitliche nationale Gewerkschaftsorganisation des öffentlichen Dienstes "unter Einbezug der Freunde im Osten Deutschlands". Auf dem Vereinigungsverbandstag der Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes, Transport und Verkehr vom 28. bis 30. Januar 1949 in Stuttgart, konnte der Anschluß der Kollegen aus Rheinland-Pfalz, Südwürttemberg und Südbaden auf Druck der französischen Militärbehörden zunächst nicht stattfinden. (Endgültiger Anschluß auf der Konferenz auf dem Haldenhof am 7. Mai 1949). Am 25. und 26. Juni 1949 auf der Landeskonferenz in Villingen in den Hauptvorstand der Gewerkschaft ÖTV delegiert. Lauterwasser zog sich 1950 aus der aktiven Gewerkschaftsarbeit zurück, nachdem er zum 1. April 1950 in den Ruhestand getreten war. Im Dezember 1951 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Alexander Lauterwasser starb am 20. Januar 1967 in Freiburg.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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