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Glöckl, Franz (1884 - 1943)

Geboren am 20. Mai 1884 im bayerischen Karlstein (heute: Mark Regenstauf) als Sohn eines Gastwirts, verheiratet, katholisch, später Dissident. Siedelte [1907] nach Hamburg über, arbeitete in der Hansestadt als Privatchauffeur, später als "Droschkenchauffeur" (Taxifahrer) bei der "Hamburger Elektrische-Droschken-Automobil GmbH (HEDAG)". Mitglied im "Deutschen Transportarbeiter-Verband" und in der SPD. Glöckl erhielt 1912 ein Votum als Kartelldelegierter der "Sektion Verkehrsarbeiter" im "Deutschen Transportarbeiter-Verband" für das Hamburger Gewerkschaftskartell. Im Juli 1912 auf einer Versammlung der Branche Kraftwagenführer innerhalb des "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" in eine Kommission zur Regelung "unliebsamer Zustände" gewählt, die Eingaben der Mitglieder sammeln und bearbeiten sollte. Delegierter auf der freigewerkschaftlichen 2. allgemeinen Konferenz deutscher Berufsautomobilführer vom 16. bis 17. April 1913 in Berlin. Im Mai 1913 Mitglied der Streikleitung der streikenden Droschkenchauffeure der HEDAG, die sich gegen die "unsinnige Akkordraserei" wandten. Erfolgreiches Streikende durch einen akzeptablen Tarifvertrag für die Taxifahrer. Nach Ausbruch des Weltkrieges Kriegsdienst als Kraftfahrer.

Hamburger Delegierter auf der 3. Konferenz der Kraftwagenführer Deutschlands im Stuttgarter Gewerkschaftshaus vom 22. bis 23 August 1919, die den Zusammenschluß des "Deutschen Kraftwagenführer-Verbandes" mit weiteren Vereinen der Privatwagenführer und dem "Deutschen Transportarbeiter-Verband" sanktionierte und der Etablierung einer eigenen Reichsleitung für Kraftfahrer zustimmte. Auf der Generalversammlung der Mitglieder des Hamburger "Deutschen Transportarbeiter-Verbandes" am 18. Juli 1921 zum Sektionsleiter der Verkehrsarbeiter gewählt. Der Betreuungsbereich umfaßte gleichermaßen Droschken- und Stallkutscher, Privat- und Geschäftswagenführer, Kraftdroschkenführer, Straßenbahner, Hochbahner, Alsterdampfschiffer, Posthelfer, Telegraphenarbeiter, Strecken- und Werkstattarbeiter (1921 ca. 9.000 Mitglieder). In der Eigenschaft als Sektionsleiter Mitglied der Ortsverwaltung. Hauptamtliche Anstellung am 1. Januar 1923 (neuer Verbandsname ab 1. Januar 1923: "Deutscher Verkehrsbund"). Teilnehmer an der 1. Internationalen Sonderkonferenz der Chauffeure am 10. August 1924 im Rahmen des allgemeinen Kongresses der Internationalen Transportarbeiter-Föderation vom 7. bis 12. August 1924 in Hamburg. Im Jahre 1924 wurde nach dem Anschluß der Verwaltungsstellen Bergedorf, Alt-Rahlstedt, Ahrensburg, Eidelstedt und Schnelsen in der Generalversammlung vom 27. Februar die Bezirksverwaltung Groß-Hamburg gegründet. Wahl Glöckls in den neuen Vorstand. Wiederwahl in den Bezirksvorstand bis 1932. Ab 1926 zusätzlich Wahl in den Gauvorstand. 1929 Beisitzer im Fachausschuß Verkehrs- und Transportbetriebe beim Hamburger Arbeitsamt. 1932 zum Beisitzer am Arbeitsgericht Hamburg gewählt. Referat " Obligatorische Einführung der Rechtsschutz- und Haftpflichtversicherung für alle organisierte Berufskraftfahrer" auf der 6. Reichskonferenz der Berufskraftfahrer Deutschlands ("Reichsverband der Berufskraftfahrer im Deutschen Verkehrsbund") vom 23. bis 24. Mai 1925 in Frankfurt am Main. Pointiert antikommunistisches Bekenntnis auf der Frankfurter Tagung. ("Der Stand der Mitgliederzahl enttäuscht bitter. Hier haben allerdings drei ebenso große wie böse Faktoren zusammengewirkt: Inflation, politische Zerrissenheit und das Wirken Moskaus auch in unseren Reihen.") Hamburger Delegierter auf dem 12. Bundestag des Deutschen Verkehrsbundes vom 16. bis 21. August 1925 in München. Deutliches Bekenntnis zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands; machte sich erneut für die verpflichtenden Rechts- und Haftpflichtversicherung des Verbandes stark. Glöckl wechselte am 4. August 1932 in die Verwaltung der Reichsabteilung C des "Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs" nach Berlin über. Das einschneidende Revirement im höchsten Führungsgremium brachte für Glöckl einen überraschenden und schnellen Aufstieg. Der Verbandsbeirat wählte auf seiner 5. Tagung vom 18. bis 20. Oktober 1932 Franz Glöckl neben Otto Schreiber zum gleichberechtigten Reichsabteilungsleiter in den Gewerkschaftsvorstand. Damit stand Glöckl auch für die angestrebte personelle Verjüngung in der Leitung der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes des Transport- und Verkehrsgewerbes. Gleichzeitig gestattete der Verbandsausschuß der zweitwichtigsten Stadt in der Organisation eine angemessene Repräsentanz im Gewerkschaftsvorstand. 1933 aus allen Ämtern entlassen. Rückkehr nach Hamburg. Glöckl arbeitete bis Ende der dreißiger Jahre als Privatkraftfahrer und machte sich anschließend mit einem Brotgeschäft selbständig. Er starb beim schweren Bombenangriff auf Hamburg in der Nacht vom 27. auf den 28. Juli 1943 an Erstickung.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | September 1998

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