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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
Online-Suppl. Erweiterung des Berichtszeitraums von Mitte 1977 bis zur Jetztzeit / Autor: Dieter Schuster.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2003 ff

Stichtag:
10. Nov. 1977

Im „Vorwärts„ schreibt Bundeskanzler H. Schmidt u.a.: „Die Absicherung, die Ausformung und die Weiterentwicklung des Netzes der sozialen Sicherheit muss für die Parteien selbstverständlich sein. Der Grundkonsens wird jedoch gefährdet, wenn der Sozialstaat in Misskredit gebracht wird, indem er als prinzipiell leistungsfeindlich, als Versorgungsstaat diffamiert wird, wenn das egoistische Einzelinteresse Vorrang gegenüber der sozialen Absicherung von Millionen beansprucht, wenn die Ellenbogengesellschaft restauriert werden soll. Wir stehen in der Wirtschaftspolitik vor schwerwiegenden Aufgaben. Die Verringerung der Arbeitslosigkeit ganz allgemein und die Versorgung der starken Jahrgänge mit Ausbildungs- und Arbeitsplätzen stehen im Vordergrund. Beides setzt Investitionen voraus. Es ist aber eine mittlerweile unbestrittene Erkenntnis, dass die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft ebenso wie die Konsumbereitschaft der Verbraucher wesentlich von der Haltung und den Aussagen maßgeblicher Politiker und der sie tragenden Parteien mit beeinflusst werden. Die wirtschaftliche Entwicklung reagiert empfindlich auf sozialpsychologische Einflüsse. Eine gute Konjunktur braucht eine gute Stimmung. Wer dagegen eines vermeintlichen politischen Vorteils wegen Pessimismus ausstreuen will, der stellt sich außerhalb der Bemühung um das öffentliche Wohl.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten Entscheidendes zur Ankurbelung der Wirtschaft getan. Es werden Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, Steuererleichterungen sorgen für Kaufkraft der Verbraucher. Darüber gab es auch keine grundsätzlichen Kontroversen zwischen den Parteien. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass sich alle für ein gutes Konjunkturklima einsetzen. Wir müssen die junge Generation zu kritischer Sympathie für unseren Staat und für unsere freiheitliche und soziale Gesellschaft gewinnen. Eine der dringlichsten Aufgaben unserer Politik ist die Öffnung von Zukunftsperspektiven und -chancen. Es darf nicht dazu kommen, dass Arbeitslosigkeit für viele Jugendliche die erste Erfahrung nach der Schulentlassung ist - auch nicht für diejenigen, welche ohne Hauptschulabschluss sind oder eine Sonderschule absolviert haben. Wir müssen verhindern, dass diese Jugendlichen in Apathie oder Aggression gegenüber unserer Gesellschaft verfallen - also sich auch selber ausschließen, weil sie keine Chancen für sich sehen. Allerdings muss klar gesehen werden, dass manche junge Menschen die ihnen angebotenen Lehrstellen kurzerhand ablehnen, weil sie andere Neigungen haben. Diesen Jugendlichen müssen wir helfen, ein zweites Mal nachzudenken, ehe sie nein sagen und sich als ungelernte Arbeiter verpflichten und dadurch, ihnen gar nicht bewusst, eine wichtige Weiche für ihr ganzes Leben falsch stellen. Dies gilt um kein Jota weniger für Mädchen.„


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