Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
W. Brandt schreibt zur derzeitigen politischen Situation: Es ist gut, daß wir bundespolitisch, nach manchen Schwierigkeiten, das erste Halbjahr in einer guten politischen Form hinter uns bringen konnten. Die Bundesregierung ist bei den Haushaltsberatungen und den anderen wichtigen Abstimmungen im Bundestag bestätigt worden, die Koalition hat ihre Probe bestanden. Dies kann der Übergang zu einem Arbeitsabschnitt sein, der durch mehr Zuversicht gekennzeichnet ist.
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001
Stichtag:
1. Juli 1977
Der Bundeskanzler kann sich auf seine Partei verlassen. Die SPD trägt die Bundesregierung loyal und mit Überzeugung. Unsere Loyalität stammt aus der Erfahrung, daß unsere Bundesrepublik gut regiert wird. Die sozial-liberale Koalition hat im vorigen Jahr, wenn auch mit knapper Mehrheit, einen eindeutigen Auftrag erhalten. Ich habe den Eindruck, daß wir uns gemeinsam mit den FDP-Kollegen manchen Aufgaben zuwenden können, die über das unerläßliche Tagesgeschäft hinausführen. Daß wir miteinander soziale und liberale Antworten geben können auf ungelöste innen- und außenpolitische Fragen.
Zur Situation der SPD empfindet es W. Brandt als ermutigend, daß die Bereitschaft zur Einordnung und solidarischen Mitarbeit für die gemeinsame Sache deutlicher geworden ist. Die notwendige innerparteiliche Klärung wird weitergehen. Aber ohne geschlossenes Handeln ist eben auch nichts zu erreichen. Die Parteiführung wird die Regeln für unsere gemeinsame Arbeit für sich selber nicht geringer achten, als sie es von jedem Mitglied erwartet. Ich hoffe, wir können uns aufeinander verlassen.