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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
26./29. Juni 1972

Der Kongreß der Sozialistischen Internationale in Wien, auf dem 172 Delegierte 39 Parteien vertreten, ruft zu einer sofortigen Beendigung der Kampfhandlungen in Indochina auf. Der Frieden in Indochina soll auf dem absoluten Recht der indochinesischen Völker begründet sein, ihre Zukunft frei von Einmischung ausländischer Mächte bestimmen zu können.
Für die Entwicklungsländer wünscht der Kongreß, daß die Bereitstellung öffentlicher Mittel auf 0,7 % des Bruttonationalprodukts erhöht wird und die Importe aus der Dritten Welt erleichtert werden. Ferner wird empfohlen, entsprechende Handelsabkommen abzuschließen, die Finanzierung von Anleihen an diese Länder zu erleichtern, beim Schuldendienst großzügig zu sein und die Befreiungsbewegungen in Südafrika zu unterstützen. Der Kongreß verurteilt jede Art von neokolonialistischer Ausbeutung und Waffenlieferungen reicher Länder an Entwicklungsländer sowie die Beschränkung der Entwicklungschancen in einigen Ländern durch Regierungen und multinationale Konzerne.
In einer Resolution über Industriewachstum und Umwelt wird empfohlen, internationale Normen zu entwickeln, um die Verschmutzung der Umwelt zu vermindern, die Weltbevölkerung über die Notwendigkeit einer zahlmäßigen Stabilisierung zu informieren, alle Organisationen der Gesellschaft demokratisch zu kontrollieren und den Wohlstand gleichmäßig zu verteilen.
Der Kongreß ruft alle Regierungen auf, anzuerkennen, daß das Wettrüsten sowie der Gebrauch atomarer, bakteriologischer und chemischer Waffen der Menschheit dauernden Schaden zufügen wird. Der UNO soll auf diesem Gebiet volle Unterstützung gewährt werden.
Der Kongreß erwartet, daß die Diktaturen von den Begünstigungen der EWG ausgeschlossen werden. Mit Befriedigung stellt die SI fest, daß eine Europäische Sicherheitskonferenz vorbereitet wird.
Die Welle von Gewalt und Terror, die heute die Welt überflutet - in der Form rechtsgerichteter Terroristenbewegungen und linksgerichteten Terrors neoanarchistischer Minoritätsgruppen -, wird verurteilt.
B. Pittermann wird als Präsident bestätigt. Die Zahl der Vizepräsidenten wird erweitert. Zu Vizepräsidenten werden gewählt: W. Brandt; T. Bratteli (Norwegen); S. Mansholt (Niederlande); Golda Meir (Israel); F. Mitterrand (Frankreich); P. Nenni (Italien); G. Saragat (Italien) und H. Wilson (Großbritannien).



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net edition fes-library | Juni 2001