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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
Januar 1969

Der Bildungspolitische Ausschuß der SPD legt als Entwurf das »Modell für ein demokratisches Bildungswesen« vor: Die SPD hat sich bei ihren Vorstellungen zur Reform des Bildungswesens immer von der Frage leiten lassen, wie eine einheitliche Ordnung des gesamten Bildungswesens dem Bildungsstreben des einzelnen volle Entfaltung ermöglichen und zugleich die Ansprüche befriedigen kann, die das Gemeinwesen an Erziehung und Ausbildung seiner Bürger stellt.
Im einzelnen sieht das Modell vor: die Vermehrung der Kindergartenplätze; den Ausbau der Kindergartenerziehung zu einer Stufe des Bildungswesens; für die Grundschule: Beginn mit dem 5. Lebensjahr, eine zweijährige Eingangsstufe, leistungsfähige zweizügige Systeme. Die Grundschule soll ein mathematisches, naturwissenschaftliches und technisches Verständnis wecken sowie Anfangsgründe einer Fremdsprache vermitteln. Spätestens mit Beginn der 5. Klasse soll die Schülerzahl und die Zahl der Lehrer je Klasse die der Mittelstufe des Schulwesens nicht übersteigen; die Lehr- und Lernmittelausstattung ist zu verbessern. Dieses Schulwesen erfordert ein durchlässiges System der Lehrerausbildung für die Vor- und Grundschulerziehung; die Schulen für die Mittelstufe sollen möglichst als mindestens 4- bis 5-zügige Gesamt- und Ganztagsschulen eingerichtet sein. Das Bildungswesen darf nicht allein von den Ansprüchen der Wirtschaft bestimmt werden; es muß auch dem demokratischen Gemeinwesen und der privaten Sphäre jedes einzelnen dienen. Das bisherige System getrennter Oberstufen soll in eine umfassende und differenzierte Sekundaroberstufe aller Siebzehn- und Achtzehnjährigen umgewandelt werden: Auflösung der Jahrgangsstufe; Vergrößerung der Wahlmöglichkeiten durch Kurssystem; Einschränkung der obligatorischen Fächer, dadurch Steigerung der Lernmotivation. Obligatorische Fächer werden Mathematik, deutsche Sprache, Politik und Sport; Wahlfächer sind die Naturwissenschaften und die Technik, die Sozialwissenschaften, die Fremdsprachen und die künstlerischen Fächer. Studienberechtigung für die Hochschulen wird durch überdurchschnittliche Leistungen in zwei Wahlfächern und zufriedenstellende Leistungen in den obligatorischen Fächern erreicht. In der Oberstufe sollen Studien- und berufsbezogene Ausbildungswege zusammengefaßt werden.
Berufliche Bildung soll als Vollzeitschule oder geteilt zur Hälfte Schule und betriebliche Ausbildung durchgeführt werden; es muß möglich sein, mit allen berufsbezogenen Wegen die Hochschulreife zu erhalten, bzw. erste berufliche Qualifikationen zu erwerben; Teilung des Studiums in Grund- und Abschlußstudium; Abschluß des Grundstudiums mit einem ersten akademischen Grad; das Grundstudium soll die Befähigung für weiterführenden Studiengang, für den Eintritt des Absolventen in einen Beruf oder die Aufnahme eines einjährigen Fachstudiums erproben, dessen berufsqualifizierender Abschluß dem der Ingenieurschulen oder dem der pädagogischen Hochschulen entspricht. Das erweiterte zweijährige Fachstudium dient der fachlichen Spezialisierung.
Das gestufte und durchlässige Bildungssystem gibt jedem Jugendlichen eine Chance zur individuellen Entfaltung. Übergänge, Wahlmöglichkeiten und Chancen zum Wiedereinstieg sind auf allen Stufen vorhanden. Mit den jeweiligen Bildungsqualifikationen können auch berufliche Qualifikationen verbunden werden. Der Übergang von der Schule in den Beruf und in die Hochschule geschieht offener und bruchloser. Die Lernfähigkeit der Schüler und Studenten wird gesteigert, wodurch sich ihre berufliche Mobilität erhöht. Das Lernen und Lehren wird rationalisiert. Die Gebäude und Einrichtungen können rationeller verwandt werden.



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net edition fes-library | Juni 2001