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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
3. Nach dem Zweiten Weltkrieg. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1978.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
15. April 1966

Die SPD teilt in ihrer Antwort auf den zweiten Brief des Zentralkomitees der SED ihre Einwilligung zu dem geplanten Dialog zwischen beiden Parteien mit. Auf der Rednerliste der SPD stehen für die Diskussion in Karl-Marx-Stadt zwischen dem 9. und 13. Mai die Namen W. Brandt, F. Erler und H. Wehner, während die Vertreter der SED zwischen dem 16. und 20. Mai in Hannover sprechen sollen.
In ihrer Antwort betont die SPD noch einmal, daß Deutschlands Beitrag zur Sicherung des Friedens in der Welt am nachdrücklichsten geleistet werden kann, wenn das deutsche Volk als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen imstande sein wird.

Die SPD ist der Auffassung, daß es für das ganze deutsche Volk

[... hier: Auslassung in der Druckausgabe]

Deutschland und die Beziehungen zu seinen Nachbarn offen und öffentlich diskutiert würde

Die SPD teilt nicht die Auffassung der SED, daß die Behörden in Bonn und in Ost-Berlin so miteinander zu verhandeln und zu verkehren hätten, als handle es sich um Vertreter fremder Staaten. Ebensowenig ist die SPD der Auffassung, daß die ursprünglich von den Besatzungsmächten festgelegte Demarkationslinie eine Staatsgrenze ist. Aber die gegensätzlichen Auffassungen der politischen Parteien und der Regierung im Geltungsbereich des Grundgesetzes einerseits und der politischen Kräfte in dem ursprünglich von der sowjetischen Armee besetzten Teil Deutschlands andererseits über Hoheitsrechte und -ansprüche müssen kein Hinderungsgrund für Regelungen sein, die Frieden und Sicherheit für die Menschen in ganz Deutschland gewährleisten. Die Voraussetzung dafür ist Bereitschaft und guter Wille auf beiden Seiten.
Die SPD läßt sich von der Absicht leiten, durch die Lösung von praktischen Fragen im Interesse der Menschen in beiden Teilen Deutschlands weiterreichende Entwicklungen positiv zu beeinflussen. Die SPD ist gegen ein Verwischen von Gegensätzen und Meinungsverschiedenheiten; sie wird Anbiederungsversuche und Verwirrungsmanöver auch auf örtlicher Ebene durch »gesamtdeutsche Arbeiterkonferenzen« etc. zurückweisen.
Die SPD hat gefragt und fragt weiter, wie denn in Deutschland offen und unbefangen diskutiert werden soll, wenn auf Menschen geschossen wird, weil sie aus dem durch Minenfelder, Mauer und Drahtverhaue abgetrennten Teil ihres deutschen Vaterlandes heraus wollen. Oder weil sie einfach nur von Deutschland nach Deutschland wollen - zu ihren Angehörigen, ihren Freunden, ihren Landsleuten.
Das Morden muß beendet werden.
Wir wiederholen: durch die Lösung von praktischen Fragen im Interesse der Menschen in beiden Teilen Deutschlands könnten weiterreichende Entwicklungen positiv beeinflußt werden.



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net edition fes-library | Juni 2001