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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
3./8. Nov. 1932

Dem zum ADGB gehörenden Gesamtverband der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs ist es nach langen Verhandlungen gelungen, das Ziel der Direktion der Berliner Verkehrsgesellschaft auf Kürzung der Löhne um 14 bis 23 Pfennige pro Stunde, auf nur 2 Pfennige ab 1. November zu vermindern. Um dieses Ergebnis unter der nur zu einem Drittel gewerkschaftlich organisierten Belegschaft vor allem gegen die Angriffe der Nationalsozialisten und Kommunisten abzusichern, wird eine Urabstimmung von der Betriebsvertretung durchgeführt. Das Ergebnis ergibt mit 66 % keine erforderliche Mehrheit für einen Streik, aber auch keine Mehrheit für die Annahme des Verhandlungsergebnisses. Trotzdem rufen die Vertreter der kommunistischen RGO und der nationalsozialistischen NSBO zum Streik auf.
Fast der gesamte Straßenbahn-, U-Bahn- und Bus-Verkehr in Berlin wird lahmgelegt.
Die wenigen fahrenden Wagen werden an verschiedenen Stellen überfallen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei werden drei Personen getötet, über 100 Streikposten verhaftet und das Büro der Streikleitung wird polizeilich besetzt.
Durch einen Schiedsspruch wird die Lohnsenkung bestätigt, der Schiedsspruch für verbindlich erklärt. Die Gewerkschaften teilen ihren Mitgliedern mit, daß sie sich nach wie vor zur Dienstleistung bereit erklären sollen, soweit es ihnen nach der Lage zumutbar ist.
Die Kommunisten setzen den Streik fort, und auch die Nationalsozialisten halten am Streik fest, nachdem bei einem Zusammenstoß mit der Polizei ein SA-Mann den Tod gefunden hat. Infolgedessen ruht am 5. abends wieder der ganze Verkehr. Die Direktion spricht darauf etwa 1000 Entlassungen aus. Allmählich kehrt die Belegschaft fast zur Hälfte wieder zur Arbeit zurück, worauf die Streikleitung nach fünftägiger Dauer des Verkehrsstreiks am 8. abends den Streik ohne Erfolg abbricht. - Die BVG entläßt daraufhin insgesamt etwa 2500 Arbeiter und Angestellte.



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net edition fes-library | Juni 2001