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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
16. Juli 1932

Der ADGB-Bundesvorstand veröffentlicht seinen Wahlaufruf:
»Millionen deutscher Arbeiter haben im Weltkrieg für die Freiheit unseres Volkes gekämpft. Hunderttausende haben ihr Leben geopfert. Ihre Frauen, ihre Töchter haben als Arbeiterinnen in der gleichen Notzeit in den Fabriken die verwaisten Plätze ausgefüllt. Sie alle arbeiteten, kämpften und starben in der Hoffnung auf ein freieres Deutschland. Gestützt auf diesen beispiellosen Opfermut haben die Führer der deutschen Arbeiterschaft in den schwersten Stunden der deutschen Geschichte den Kampf gegen außenpolitische Unterdrückung auf sich genommen und die Grundlage des sozialen Volksstaates geschaffen.
Trotzdem wagt es eine deutsche Partei, die erst entstand als die größte Gefahr vorüber war, Euch als Verräter an der deutschen Sache zu verleumden.
Alle diese Heimkrieger und Maulhelden, Leute wie Frick, Goebbels und Konsorten, haben die freche Stirn, die Sozialdemokratie als die >Partei der Deserteure< zu beschimpfen. Eine Regierung, die diesen bewußten Lügen nicht entgegentritt, duldet die Entehrung des Volkes, an dessen Spitze sie steht.
Das Dritte Reich Hitlers übertrumpft den alten Obrigkeitsstaat. Es ist der Zuchthausstaat, der selbst in den schlimmsten Jahrzehnten der Sozialistenverfolgung nie auf deutschen Boden bestanden hat.
Die nationalsozialistischen Führer wollen in einem Deutschland rechtloser Sklaven die Herren sein. Der Freiheitskampf der Arbeiterklasse soll durch Blutjustiz erstickt, die verfassungstreue Polizei beseitigt werden. Der feige Terror gegen die Arbeiterschaft, heute bei Nacht und Nebel ausgeübt, soll der Braunen Polizei von Amts wegen übertragen werden. Den Gewerkschaften soll die Kampffreiheit geraubt, die jugendlichen Arbeiter sollen in die Zwangsjacken der Arbeitsdienstpflicht gesteckt und für das Dritte Reich gedrillt werden.
Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands, macht diesem braunen Spuk rücksichtslos ein Ende, schließt Euch zusammen in der eisernen Abwehrfront. Die Armeen des Dritten Reiches müssen an Euren festgefügten Formationen zerschellen. Duldet keine Zersplitterung Eurer Kräfte.«



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net edition fes-library | Juni 2001