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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
14. Juli 1931

SPD-Parteivorstand, Parteiausschuß und Kontrollkommission beschließen: »Die Krise hat sich verschärft. Zusammenbrüche großer Industrie- und Bauunternehmungen zeichnen sich ab. Mit ihnen bricht die Lüge von der >marxistischen Mißwirtschaft< zusammen, die erfunden wurde, um von den wahren Schuldigen abzulenken: dem kapitalistischen System und seinen Vertretern.
Das kapitalistische Unternehmertum ruft nach Hilfe des Auslandes. Aber ein wesentlicher Teil dieses Unternehmertums hat den verhängnisvollen Wahlsieg der nationalsozialistischen Reaktion im September vorigen Jahres bezahlt und ihr kreditzerstörendes Treiben bis zum heutigen Tag mit allen Mitteln gefördert.
Die Selbstherrschaft der Banken und der Schwerindustrie hat die Wirtschaft in den Abgrund geführt. Eine gründliche Bereinigung der Wirtschaft muß herbeigeführt werden, ohne Rücksicht auf die kapitalistischen Sonderinteressen. Arbeiter und Angestellte sind durch unbedingte Sicherung ihrer Ansprüche vor den verderblichen Folgen der Krise, deren unschuldige Opfer sie sind, zu schützen. Mit Nachdruck erneuern wir die Forderung nach Abänderung der Notverordnung vom 5. Juni und nach Beseitigung des sozialen Unrechts.
Ausländische Hilfe in ausreichendem Maße tut not. Dazu bedarf es einer Außenpolitik der Verständigung, die weder mit herausfordernden Haßparaden belastet ist, noch auf leere Prestigebedürfnisse Rücksicht nimmt.«
Der Parteiausschuß beschließt: »Die Einheit und Geschlossenheit der Partei ist in der gegenwärtigen Sturmzeit mehr denn je eine unbedingte Notwendigkeit. Demgegenüber steht jedoch fest, daß auf der Grundlage der Marxistischen Büchergemeinschaft und einer besonderen Referentenvermittlung innerhalb der Parteiorganisation, die Ansätze zu Organisationen geschaffen sind, die neben der SPD ein Sonderdasein führen.
Dazu kommt die Aufforderung zur Zustimmungserklärung zu dem >Mahnruf< in Nr. 13 des >Klassenkampf< und die Sammlung von Unterschriften, die nur den Zweck haben kann. Adressenmaterial zu sammeln, das die Grundlage eines weiteren Ausbaues der Sonderorganisationen ist. Gleichgültig, ob die Urheber der Maßnahmen die Spaltung wollten oder nicht, besteht die Gefahr, daß sie zur Spaltung der Partei führen. Jede Betätigung in diesem Sinne ist unvereinbar mit den Interessen der Partei und muß als parteischädigendes Verhalten angesehen werden.
Der Parteiausschuß verlangt deshalb die Einstellung der Sammlung von Unterschriften sowie aller Sonderaktionen und Bestrebungen zur Errichtung selbständiger Organisationsgebilde in und neben der Partei.«



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net edition fes-library | Juni 2001