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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
1. Dez. 1923

Der Dollarkurs beträgt 4,2105 Billionen Mark.
Im nicht besetzten Teil Deutschlands sind 23,4 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder arbeitslos, 47,3 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder arbeiten kurz.

Außerordentlicher Parteitag der sächsischen Sozialdemokratie. Der Mehrheit des Parteivorstandes und der Reichstagsfraktion wird mit 89 gegen 20 Stimmen das Vertrauen abgesprochen, da sie trotz aller Warnungen an der großen Koalition bis zu ihrem Zusammenbruch festgehalten hätten. Die Bildung dieser Regierungen und ihre Wirksamkeit habe der demokratischen Entwicklung im Reich und in den einzelnen Ländern den schlechtesten Dienst erwiesen und der Rechtsdiktatur im Reiche die Wege geebnet. Die kapitalistischen Parteien appellierten nur an die Mithilfe der Sozialdemokratie, um Teile des Proletariats ihrer Politik nutzbar zu machen und einen Keil in die Arbeiterschaft zu treiben.
Der Parteitag erklärt die gewaltsame Beseitigung der Regierung Sachsens als Verfassungsbruch. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen sei eine sozialistische Minderheitsregierung das Gegebene. Werde die Minderheitsregierung gestürzt, müsse versucht werden, mit den Kommunisten zu einer gemeinsamen Regierungsplattform zu kommen. Landesinstanzen und -fraktion seien an diesen Beschluß gebunden; der Bildung jeder Koalitionsregierung müsse von einem Parteitag die Zustimmung gegeben werden.
Der Parteitag erblickt im Beschluß des Parteiausschusses, der die Landesinstanzen von jeder entscheidenden Mitbestimmung in landespolitischen Fragen ausschalten wolle, einen Schlag gegen die Demokratie in der Partei. Er erklärt, daß dieser Beschluß für die sächsische Parteiorganisation nicht anerkannt wird, weil er weder im Organisationsstatut der Partei noch in den Bestimmungen für die gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Bezirksverbände Sachsens eine Stütze finde.
Das Gebot der Stunde sei die Beseitigung des Ausnahmezustandes in Deutschland, der die Gefahr einer offenen Militärdiktatur in bedrohlichste Nähe gerückt habe.



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net edition fes-library | Juni 2001