Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 26. Juli 1923

Der ADGB-Bundesvorstand ersucht die Gewerkschaftsmitglieder, in der gegenwärtigen Zeit von öffentlichen Kundgebungen unter freiem Himmel Abstand zu nehmen. In diesen Tagen, da die Regierung wegen der Lösung des Reparationskonfliktes und der Zurücknahme der Ruhrbesetzung verhandelt, »wissen Fanatiker der extremen Rechten und Linken nichts anderes zu tun sich gegenseitig den Bürgerkrieg anzukündigen und den gewaltigen Austrag der politischen Spannungen durch öffentliche Demonstrationen zu provozieren. Der Faschismus allein rennt vergeblich gegen die Republik an. Erst dadurch, daß Faschisten und Kommunisten zugleich den Bürgerkrieg entfachen, kann die Republik in Gefahr kommen.
Der Bundesvorstand hat wiederholt bewiesen, daß er bereit ist, die gesamte Kraft der Gewerkschaften für die Verteidigung der Republik einzusetzen. Er überwacht auch jetzt sorgsam die Maßnahmen der Kreise, die auf einen Umsturz hinarbeiten und wird jederzeit die erforderlichen Abwehraktionen einleiten. Auf jeden Fall muß die Beteiligung der Kommunistischen Partei an Kundgebungen zurückgewiesen werden und ebenso ist die Teilnahme an kommunistischen Demonstrationen abzulehnen, da die Erfahrung bewiesen hat, daß die Kommunisten sich weder an Gewerkschaftsdisziplin, noch an Abmachungen halten, sondern mit den Faschisten einig sind in der Absicht, den Kampf um jeden Preis vom Zaun zu brechen«.