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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
6. Sept. 1922

Die beiden sozialdemokratischen Parteien veröffentlichen ein Aktionsprogramm, auf Grund dessen die Vereinigung vollzogen werden soll. Darin verlangen sie: Ausgestaltung der Reichswehr zu einer zuverlässigen Verteidigungswaffe der Republik; umfassende Demokratisierung der Verwaltung; Kampf gegen die Klassenjustiz; Zusammensetzung der Richterkollegien aus allen Volksschichten; Abschaffung der Todesstrafe; Beseitigung aller gesetzlichen Bestimmungen, die die Frau in öffentlicher und privatrechtlicher Beziehung dem Mann gegenüber benachteiligen; grundlegende umfassende Finanzreform, die auf dem Prinzip der Quellenbesteuerung und der Lastenverteilung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit aufgebaut ist; unmittelbare Beteiligung des Reichs an den Erträgen der kapitalistischen Unternehmungen; Sozialisierung der Schlüsselindustrien, insbesondere des Bergbaues; Schutz der Arbeitskraft durch Ausbau der sozialen Gesetzgebung; Schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechts; Ausgestaltung des wirtschaftlichen Rätesystems zu einer Vertretung der sozial- und wirtschaftspolitischen Interessen der Arbeiter, Angestellten und Beamten sowie Vergesellschaftung des Gesundheitswesens und der Erziehungs- und Bildungseinrichtungen.
Kapitalismus und Klassenherrschaft der Besitzenden hätten den Weltkrieg entfesselt und nach seiner Beendigung sich vollkommen unfähig erwiesen, einen wirklichen Frieden herbeizuführen. Ein solcher Friede könne nur aus dem Geiste des internationalen Sozialismus geschaffen werden. Beide Parteien fordern die Fortsetzung der Außenpolitik der Verständigung und des Wiederaufbaues, unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit Deutschlands; die Anerkennung des Wiederaufbaues der zerstörten Gebiete Nordfrankreichs und Belgiens als einer moralischen Pflicht Deutschlands sowie als unerläßliches Mittel, die Völkerbeziehungen zu verbessern. Die fortschreitende Zerrüttung der deutschen Staats- und Volkswirtschart sowie der furchtbare Währungszerfall machten eine ausreichende Erleichterung der Reparationslasten zu einer zwingenden wirtschaftlichen Notwendigkeit.



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net edition fes-library | Juni 2001