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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
13. März 1920

Kapp-Putsch. Die Brigade Ehrhardt besetzt Berlin. Militärs lehnen ab, Truppen gegen die Putschisten einzusetzen. An der Spitze der Putschisten stehen neben W. Kapp und General W. v. Lüttwitz, der frühere Polizeipräsident von Berlin T. v. Jagow, Oberst M. Bauer und Major W. Pabst.
Kundgebungen W. Kapps bezeichnen die Reichsregierung als beseitigt, die Nationalversammlung als aufgelöst. Die gesamte Staatsgewalt sei auf W. Kapp als Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident übergegangen. Militärischer Oberbefehlshaber wird W. v. Lüttwitz.
Reichspräsident und Reichsregierung verlassen Berlin.
Der ADGB und die AfA rufen zum Generalstreik auf, denn »die militärische Reaktion hat ihr Haupt von neuem erhoben und in Berlin die Gewalt an sich gerissen.
Es gilt, alle Kräfte des Volkes zum Widerstand zusammenzufassen. Das Volk wäre nicht wert der Freiheiten und Rechte, die es sich erkämpft hat, wenn es sie nicht zum äußersten verteidigen würde.
Wir fordern daher alle Arbeiter, Angestellten und Beamten zum einmütigen Protest gegen die Gewaltherrschaft auf, überall sofort in den Generalstreik einzutreten. Alle Betriebe müssen stillgelegt werden. Ausgenommen sind nur die Wasserwerke, Krankenhäuser und Krankenkassen. An dem geschlossenen Widerstand des Volkes muß die Reaktion scheitern«.
Die USPD lehnt eine gemeinsame Aktion ab, da sie nicht für die Wiederherstellung der alten Regierung kämpfen will. Es müßte eine rein sozialistische Regierung gebildet werden.
Die KPD erklärt sich gegen den Generalstreik, weil für sie Kapp-Lüttwitz wie Ebert-Bauer-Noske nur verschiedene Gruppierungen innerhalb der herrschenden Klasse sind. Sie ändert einen Tag später ihre Haltung und schließt sich dem Streik an. Es werden zwei Streikleitungen gebildet.
Den Putschisten gelingt es auch in Pommern (General P. v. Lettow-Vorbeck), Ostpreußen und Schlesien, die Macht an sich zu reißen. Da der Oberpräsident von Ostpreußen A. Winnig (SPD) die Putschisten anerkennt, wird er nach dem Scheitern des Putsches seines Amtes enthoben und aus der SPD ausgeschlossen.



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net edition fes-library | Juni 2001