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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
19. März 1941

Durch einen gemeinsamen Beschluß des Vorstandes der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der Leitung der Sozialistischen Arbeiterpartei in Großbritannien (P. Walter), des Vorstandes des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK) (W. Eichler) und des Auslandsbüros »Neu Beginnen« (E. Schoettle), wird die »Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien« gegründet. Vorsitzender des Exekutiv-Komitees wird H. Vogel. Die gewerkschaftliche Landesgruppe entsendet einen Vertreter.

SAP und ISK bleiben selbständige Organisationen und schließen mit der »Union« einen Kartellvertrag ab. »Neu Beginnen« versteht sich nun als »sozialdemokratische Richtung« innerhalb der Partei, nachdem es bis jetzt dem Parteivorstand das Recht der Alleinvertretung abgesprochen hatte.

In den Vorbesprechungen hatten die Verhandlungspartner darin übereingestimmt, daß »die Zeit für die Vorbereitung einer organisatorischen Einigung der sozialistischen Gruppen und die Schaffung einer sozialistischen Einheitspartei noch nicht gekommen« sei. Die Entscheidungsgewalt über die Form der zukünftigen Arbeiterbewegung liege nicht bei den Emigranten; die Einheitspartei müsse von den Sozialisten in Deutschland gegründet werden. Die geplante Union soll lediglich »durch ihre Zielsetzung und durch die Zusammensetzung ihrer Mitgliedschaft mit der früheren deutschen sozialistischen Arbeiterbewegung verbunden sein und zur Repräsentanz . . . aller in England lebenden sozialistischen deutschen Emigranten bei der Labour Party, den Gewerkschaften, den Freunden der anderen in England lebenden nationalen sozialistischen Parteien und den verschiedenen Behördenstellen gegenüber« werden.

Daneben ist beabsichtigt, innerhalb der Union die Verbindungen der Gruppen nach Deutschland zu koordinieren, Informationen auszutauschen, gemeinsam auf die Propaganda des britischen Rundfunks (BBC) einzuwirken und die Vorstellungen über einen »demokratischen Frieden« und die »europäische Neuordnung« untereinander abzustimmen.

In ihrem Gründungsaufruf betont die »Union«, daß die deutschen Sozialisten in Großbritannien einig in der Oberzeugung sind, daß die militärische Niederlage und der Sturz des Hitler-Systems, die endgültige Überwindung des deutschen Militarismus und die Beseitigung der sozialen Grundlagen der Hitlerdiktatur unerläßliche Voraussetzungen bildeten für einen dauernden Frieden, den Wiederaufbau Europas und eine demokratische und sozialistische Zukunft Deutschlands. Die Organisationen erklären ihre Entschlossenheit, unter Wahrung ihrer politischen Unabhängigkeit als deutsche Sozialisten den Kampf für die Niederlage Hitlers und seiner Bundesgenossen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und im Bündnis mit allen Gegnern der totalitären Kräfte zu führen. Sie würden sich gleichzeitig bemühen, an der Vorbereitung eines demokratischen Friedens mitzuwirken, der einem neuen Deutschland die Möglichkeit gebe, als freies Glied der europäischen Völkergemeinschaft seinen Beitrag zum Wiederaufbau Europas zu leisten.


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net edition fes-library | Juni 2001