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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
8./11. Juli 1936

Kongreß des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) in London. 22 von 31 dem IGB angeschlossenen Gewerkschaftsverbände sind durch 132 Delegierte vertreten.
Tagesordnung: Krieg, Abrüstung und Faschismus (L. Jouhaux); der Kampf gegen die Krise, 40-Stunden-Woche, Arbeitspläne (C. Mertens); das Problem der Gewerkschaftsfreiheit (R. Tayerle).
Der Kongreß heißt die bisherigen Bemühungen des IGB auf dem Gebiet der Wiederherstellung der gewerkschaftlichen Einheit gut und ist der Ansicht, daß auf Grund des Ernstes der jetzigen internationalen Lage diese Bemühungen fortgesetzt werden müssen.
Der Kongreß spricht allen Opfern des Faschismus und insbesondere den Gewerkschaftskameraden im illegalen Kampf seine wärmste Sympathie und Verbundenheit aus und erneuert sein Versprechen, diesen Kampf tatkräftig zu unterstützen. Die internationale Gewerkschaftsbewegung wird den Kampf gegen den Faschismus unerbittlich weiterführen und nicht aufhören, das Weltgewissen wachzuhalten.
Der Kongreß erklärt erneut, daß er alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel anwenden werde, um aktiven Widerstand einzuleiten und anzuwenden gegen Länder, die sich weigerten, ihre Konflikte der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit zu unterbreiten. Der Faschismus und insbesondere die faschistischen Länder wie Hitler-Deutschland und das Italien B. Mussolinis bedeuteten eine dauernde Bedrohung des Friedens sowie eine ständige Kriegsgefahr.
Der Kongreß sieht es als vornehmste Pflicht an, erneut die Weltöffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen, daß insbesondere in Italien, Österreich und noch brutaler in Deutschland, die Schrekkensherrschaft der Gewalt und das Regime grausamsten Terrors unvermindert anhielten.
Der Kongreß bestätigt die im Januar 1931 gemeinsam vom IGB und von der SAI gefaßten Beschlüsse zur Behebung der Wirtschaftskrise. Er hebt die verderblichen Ergebnisse des wirtschaftlichen Nationalismus hervor und verurteilt diese autarkistischen Methoden. Er betont mit aller Schärfe die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer internationalen Regelung, die allen Völkern einen gleichmäßigen Anteil an den Rohstoffen sichert. Der Kongreß hält es weiter für unumgänglich, daß die Stabilisierung der Währungen eine der Grundbedingungen für die Lösung der Wirtschaftskrise ist.
Hinsichtlich der Herabsetzung der Arbeitszeit fordert der Kongreß eine Höchstarbeitszeit von 40 Stunden pro Woche.
Der Kongreß erklärt, daß die Freiheit der Gewerkschaften die unerläßliche Voraussetzung für eine wirksame Interessenvertretung der Arbeiterklasse darstellt.
Die Bestrebungen um die berufsständische Gestaltung des Staates und um die sogenannte korporative Organisierung der Arbeiter sind lediglich Mittel, um den Einfluß der Arbeiterklasse auf die Gestaltung ihrer wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lage im Interesse einer im Kapitalismus nicht bestehenden Volksgemeinschaft zu vermindern bzw. auszuschalten.
W. Citrine (Großbritannien) wird als Vorsitzender, W. Schevenels (Belgien) als Generalsekretär wiedergewählt.



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net edition fes-library | Juni 2001