DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG

DEKORATION DIGITALE BIBLIOTHEK DER FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG DEKORATION


TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
Aug./Sept. 1933

K. Kautsky schreibt in der Zeitschrift der österreichischen Sozialdemokratie »Der Kampf«: »Die braunen Barbaren mögen uns verhaften und in Konzentrationslager werfen, mögen uns auf der Flucht erschießen, aber es wird ihnen nicht gelingen, uns zu Gefangenen ihrer Verworfenheit zu machen. Unter allen Umständen werden wir die Vorkämpfer von Demokratie und Humanität bleiben. Wir lehnen das Ansinnen, die Humanität mit Gewaltmitteln zu verwirklichen, als sinnlos, grausam und für unsere Sache wie für unsere Nation verderblich ab... Die Umstände, die Hitler aufkommen ließen, sind vorübergehender Natur. Die deutsche Arbeiterklasse jedoch bleibt grundsätzlich die gleiche, die sie vor dem Weltkrieg war, und sie wird wieder ihre Pflicht tun, wenn sich die Verhältnisse ändern und den Sturz des Hitlerregimes möglich machen.«
Im gleichen Heft meint F. Stampfer, es habe unter den Führern der SPD eher zuviel als zuwenig hochintelligente, vernünftige und humanitäre Menschen gegeben; vielleicht sei ihr Weg zum Sozialismus falsch gewesen, denn ihre Bemühungen, die demokratischen Rechte aller Deutschen vor den Extremisten von rechts und links zu schützen, hatten nicht verhindern können, »daß die Mittel der Demokratie in der Hand ihrer Feinde zu Waffen gegen die Demokratie geworden« seien, noch daß » das deutsche Volk mit einer Mehrheit gegen seine eigene Freiheit votiert« habe. Die Erwartung der Vater der Verfassung von Weimar, sie werde eine ruhige Entwicklung sichern, habe sich als eine Illusion erwiesen F. Stampfer gibt zu »Wir haben die Rolle der Vernunft und der Humanität in der Politik überschätzt, wir haben die Bedeutung der Gewalt und der Bestialität unterschätzt, wir haben - trotz tönender Reden, die so oft gehört worden sind - verabsäumt, aus der Masse unserer Anhänger wirkliche Soldaten der Revolution gegen den Faschismus heranzubilden «



Vorhergehender StichtagInhaltsverzeichnisFolgender Stichtag


net edition fes-library | Juni 2001