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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
18. Juni 1933

Die erste Nummer der Wochenzeitung »Neuer Vorwärts« erscheint in Karlsbad mit dem Aufruf: »Zerbrecht die Ketten! Der Welt die Wahrheit zu sagen und dieser Wahrheit auch den Weg nach Deutschland zu öffnen, ist unsere Aufgabe. Die Geschlagenen von heute werden die Sieger von morgen sein! Brecht die Ketten! Vorwärts!«

Seitdem wird in den Veröffentlichungen der sozialdemokratischen Emigranten immer wieder die These vertreten, wenn man die Hitler-Diktatur gewähren lasse, könne am Ende der Entwicklung nur ein neuer Weltkrieg stehen. Der Kampf gegen das Dritte Reich sei daher die »nationalste Aufgabe, die es heute für die Deutschen gibt«.

Der »Neue Vorwärts« wird bald in einer Miniaturausgabe auf Seidenpapier in Tausenden von Exemplaren nach Deutschland geschmuggelt - ab November führt diese Ausgabe den Titel »Sozialistische Aktion« und wird von P. Hertz redigiert. In winzigen Typen gedruckt, umfaßt sie acht Seiten mit rund 25000 Worten. Im ersten Jahr ihres Erscheinens sollen etwa zwei Millionen Exemplare nach Deutschland gebracht worden sein.
Daneben kommen auf abenteuerlichen Wegen die Aufrufe der Partei und Propagandaschriften mit neutralen Umschlägen versehen - von Cäsars Gallischem Krieg bis zu Rasieranweisungsbroschüren - nach Deutschland. Druckzentrum dafür ist das im Mai 1933 eingerichtete Verlags- und Druckhaus »Graphia« in Karlsbad.

Der Graphia-Verlag veröffentlicht in der Folgezeit auch Bücher und Broschüren:

Revolution gegen Hitler. (1933)
Miles (W. Löwenheim): Neu Beginnen! (1933)
M. Klinger (C. Geyer): Volk in Ketten. (1934)
Justinian (E. Kuttner): Reichstagsbrand. (1934)
G. Seger: Oranienburg. (1934)

Der Faschismus und die Intellektuellen, von Landgerichtsdirektor (W. Hoegner). (1934)
(G. Decker): Revolte und Revolution. (1934)
Konzentrationslager. Ein Appell an das Gewissen der Welt! (1934)
(K. Kautsky): Grenzen der Gewalt. (1934)
J. Deutsch: Der Bürgerkrieg in Osterreich. (1934)
J. Deutsch: Putsch oder Revolution? (1934)
Historikus (A. Rosenberg): Der Faschismus als Massenbewegung. (1934)
L. Franz (F. Neumann): Die Gewerkschaften in der Demokratie und unter der Diktatur. (1934)
A. Rosenberg: Geschichte der Deutschen Republik. (1935)
Verse der Emigration. Gesammelt von H. Wielek. (W. Kweksilber).(1935)
Deutsche Flüsterwitze, Das dritte Reich unterm Brennglas. Gesammelt von J. Willenbacher (F. Osterroth). (1935)
F. Stampfer: Die 14 Jahre der ersten deutschen Republik. (1936)
A. Stein: Adolf Hitler, Schüler der »Weisen von Zion«. (1936)
G. Bienstock: Europa und die Weltpolitik. Die Zonen der Kriegsgefahr. (1936)

Um den Transport illegalen Materials zu erleichtern und Kuriere von und nach Deutschland zu unterstützen, werden dicht an der Grenze um Deutschland von der Auslandsvertretung der SPD mehrere Grenzsekretariate eingerichtet, u. a. in Reichenberg, Karlsbad, Trautenau, Bodenbach, Luxemburg, Kopenhagen, Brüssel und Antwerpen. Von den Grenzsekretariaten bringen Kuriere Propagandamaterial ins Inland, wo die Grenzsekretäre ein mehr oder weniger dichtes Netz von Vertrauenspersonen einrichten. Diese Vertrauenspersonen liefern Berichte über die Zustände in ihrem Bereich.


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net edition fes-library | Juni 2001