Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag: 2. Mai 1933

SS und SA besetzen schlagartig in ganz Deutschland alle Häuser des ADGB, des AfA-Bundes, ihrer Einzelgewerkschaften, die Redaktionsbüros der Gewerkschaftspresse sowie die Büros der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten. Neben Th. Leipart, P. Graßmann, R. Wissell werden die Vorsitzenden aller Einzelgewerkschaften und die Direktoren der Bank, die Geschäftsführer, die leitenden Funktionäre der Gewerkschaftsorganisationen und die Redakteure der Gewerkschaftspresse in sogenannte »Schutzhaft« genommen. In Duisburg werden bei der Besetzung des Gewerkschaftshauses vier Gewerkschaftsfunktionäre ermordet. Das gesamte gewerkschaftliche Vermögen wird beschlagnahmt und die Konten werden gesperrt.
An die Stelle der gewählten Gewerkschafter werden vom »Aktionskomitee zum Schutze der deutschen Arbeit« unter Führung von R. Ley Kommissare eingesetzt.
Die anderen Gewerkschaftsbünde unterstellen sich »freiwillig« diesem Aktionskomitee.
Die Gewerkschaftsangestellten werden zur sofortigen Weiterarbeit unter Überwachung durch NSBO-Funktionäre aufgefordert. Mit allen Propagandamitteln versuchen die Nationalsozialisten in der Folgezeit ihren Gewaltakt durch Vorwürfe und Unterstellungen der Korruption, Mißwirtschaft und Vergeudung innerhalb der Gewerkschaftsbewegung zu rechtfertigen. Doch trotz ständiger Ankündigungen können die Nationalsozialisten in keinem Fall diese Unterstellungen beweisen.