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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
2. Vom Beginn der Weimarer Republik bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 3., unveränd. Aufl. 1980.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
10. März 1933

Der ADGB-Bundesvorstand wendet sich an den Reichspräsidenten P. v. Hindenburg, der »in seiner Person die Überlieferung des alten und die Würde des neuen Deutschlands verbindet«:
»In dem Vertrauen, daß Sie auch heute Hüter und Bürge der in der Verfassung verankerten Volksrechte sind, in der Überzeugung, daß Sie auch heute gewillt und entschlossen sind, jeglicher parteipolitischer Willkür entgegenzutreten, wenden wir uns im Namen von vielen Millionen organisierter deutscher Arbeiter und ihrer Familien an Sie, der Rechtsunsicherheit Halt zu gebieten, die in zahlreichen deutschen Städten Leben und Eigentum der deutschen Arbeiterschaft bedroht.
Der Ausgang der Wahlen vom 5. März, die Bildung einer klaren Regierungsmehrheit in den Parlamenten des Reichs und der Länder müßten es den Anhängern der herrschenden Parteien von selbst verbieten, das Ansehen der Regierung durch Terrorakte gegen politisch Andersgesinnte zu gefährden. Es ist kein Zeichen von Mut, gegen Wehrlose die Waffe zu führen.
Die Gewerkschaften haben sich in allen kritischen Situationen der letzten schicksalsschweren Jahrzehnte gegen den Terrorismus in jeder Form ausgesprochen, sie haben ihre Anhängerschaft dazu erzogen, ihre Kämpfe um den Aufbau einer neuen sozialen Lebensordnung ohne Anwendung von Gewalt zu führen. Sie haben in jeder Gefahr das Volksganze verteidigt. Ihre Mitglieder waren im Krieg wie in der Nachkriegszeit leidenschaftliche Vorkämpfer der Einheit und Freiheit unseres Volkes. Aber weil wir uns dieser Leistungen für Deutschland bewußt sind, erwarten wir von Ihnen, Herr Reichspräsident, daß Sie Ihre ganze Macht einsetzen, um zu verhindern, daß sich der Dank des Vaterlandes an die deutsche Arbeiterschaft in der Zerstörung des Eigentums der Gewerkschaften und in der Verfolgung ihrer Anhänger äußert.«

Als letzte SPD-Zeitungen müssen die »Bremer Volkszeitung« und die »Schwäbische Tagwacht« ihr Erscheinen einstellen.


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net edition fes-library | Juni 2001