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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
22./27. Juni 1914

9. Kongreß der Gewerkschaften in München. 448 Delegierte vertreten 2 556 251 Mitglieder.

Tagesordnung: Die »Volksfürsorge« (G. Bauer); die Handhabung des Reichsvereinsgesetzes (A. Brey); Arbeitswilligenschutz und Unternehmerterrorismus (A. Schlicke); die Bestrebungen des Verbandes deutscher Arbeitsnachweise (A. Neumann); Arbeitslosenfürsorge (A. Winnig); die gesetzliche Regelung der Tarifverträge (Th. Leipart); der Einfluß der Lebensmittelteuerung auf die wirtschaftliche Lage der Arbeiterklasse (J. Timm).

C. Legien berichtet, daß das Vermögen der 47 großen Zentralverbände 1913 88 051 570 Mark betragen hat. Aus dem Streik- und Aussperrungsfonds wurden in den letzten drei Jahren 1 573 185 Mark Unterstützungen, an Arbeitslosenunterstützung 1913 13 037 435 Mark gezahlt. C. Legien geht ausführlich darauf ein, daß der Berliner Polizeipräsident die Gewerkschaften zu »politischen« Vereinen erklärt hat. Zweck dieser Aktion sei es, daß beim geltenden Vereinsrecht jugendliche Werktätige nicht mehr der Gewerkschaft beitreten könnten. Die Gewerkschaften würden aber eine andere Organisationsform für die Jugendlichen zu finden wissen. Die Handhabung des Reichsvereinsgesetzes von 1908 wird als schikanös-arbeiterfeindlich und illoyal gekennzeichnet; das Gesetz selbst würde die Anforderungen an ein freies Vereins- und Versammlungsrecht nicht erfüllen.

Ein weiterer Auf- und Ausbau der sozialpolitischen Gesetzgebung sei dringend erforderlich. Eine gesetzliche Regelung des Tarifvertrages anzustreben, wird vom Kongreß abgelehnt, da der Boden dafür noch lange nicht geebnet sei.

In der Frage der Arbeitslosenversicherung hätten das Reich und die Einzelstaaten restlos versagt. Alle Organisationen der Arbeiter und Angestellten werden aufgefordert, in den Mittelpunkt ihrer Agitation die Forderung der öffentlichen Organisation der Arbeitslosenversicherung zu stellen und ihren ganzen Einfluß im öffentlichen Leben für sie einzusetzen.

In die Generalkommission werden gewählt: C. Legien (Vorsitzender), G. Bauer; H. Kube; A. Cohen; E. Döblin; C. Hübsch; A. Knoll; G. Sabath; H. Sachse; J. Sassenbach; R. Schmidt; 0. Schumann; H. Silberschmidt.


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net edition fes-library | Juni 2001