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TITEL/INHALT

Chronik der deutschen Sozialdemokratie / Franz Osterroth ; Dieter Schuster. - [Electronic ed.]. - Berlin [u.a.]
1. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. 2., neu bearb. und erw. Aufl. 1975.
Electronic ed.: Bonn : FES Library, 2001

Stichtag:
22./27. Juni 1908

6. deutscher Gewerkschaftskongreß in Hamburg. 324 Delegierte vertreten 1 888 670 organisierte Arbeiter. Tagesordnung: Die Entwicklung der sozialen Gesetzgebung in Deutschland (H. Molkenbuhr); die staatliche Unterstützung der Privatversicherung (P. Lange); die gewerbsmäßige Stellenvermittlung (H. Poetzsch); der Boykott als gewerkschaftliches Kampfmittel (0. Allmann); die Organisation zur Erziehung der Jugend (K. Schmidt). Zum ersten Mal wird die soziale Gesetzgebung in einem besonderen Referat behandelt, ein einheitliches Arbeitsrecht gefordert und ein 15 Punkte umfassendes sozialpolitisches Programm aufgestellt, darunter Arbeiterkammern, volle Koalitionsfreiheit, gesetzliche Grundlage für kollektive Arbeitsverträge, achtstündiger Arbeitstag, eine ununterbrochene Ruhepause von mindestens 36 Stunden in der Woche, durchgreifende gewerbliche Hygiene, Unfallverhütung sowie Vereinheitlichung und Ausdehnung der Arbeiterversicherung unter der Selbstverwaltung der Versicherten.

Der von der Regierung vorgelegte Entwurf von Arbeitskammern wird abgelehnt.

Der Boykott wird vom Kongreß als gewerkschaftliches Hilfsmittel bezeichnet, das die Arbeiterschaft als Konsument zur Unterstützung von Arbeitskämpfen benutzen solle.

Der Kongreß hält die Förderung der Bildungsbestrebungen der jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen, insbesondere die Einführung in die politische und gewerkschaftliche Tätigkeit, für eine wichtige Aufgabe im Emanzipationskampf der Arbeiterklasse. Diese Aufgabe werde erreicht durch Veranstaltungen, die von einer Kommission aus dem Gewerkschaftskartell, der Parteiorganisation und einigen Vertretern der jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen organisiert werden. Parteivorstand und Generalkommission hatten sich nach Inkrafttreten des Vereinsgesetzes auf diese Form geeinigt.

Der Kongreß stimmt dem Übereinkommen zwischen Generalkommission und Parteivorstand über den 1. Mai zu, wonach beide Organisationen gemeinsam für eine würdige Feier sorgen sollen unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen und beruflichen Verhältnisse. Die Unterstützungsfrage bei Aussperrungen soll indessen noch einmal überprüft werden.

Die Mitglieder der Generalkommission werden bestätigt, G. Bauer und C. Hübsch als neue Mitglieder gewählt.


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net edition fes-library | Juni 2001