FES HOME MAIL SEARCH HELP NEW
[DIGITALE BIBLIOTHEK DER FES]
TITELINFO / UEBERSICHT



TEILDOKUMENT:



[Seite der Druckausg.: 29 (Fortsetzung)]

Horst Ziska
Die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in den 70er und 80er Jahren - ein Rückblick


Die in der ersten Hälfte der 90er Jahre erfolgte Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung bedeutete ohne Zweifel den Beginn eines neuen Abschnittes in der Entwicklung dieser Bibliothek. Dies sollte Anlass und Grund genug sein, einen Blick zurück zu werfen auf die Entwicklung der Bibliothek in den 70er und 80er Jahren und ihre wichtigsten Stationen.

Page Top

I. Die Entwicklung des Erwerbungsprofils

Aus dem Ziel, in der Bundesrepublik Deutschland eine Bibliothek mit dem Kernsammelgebiet Arbeiterbewegung aufzubauen, die sich mit den großen Einrichtungen dieser Art in der DDR und anderen europäischen Ländern vergleichen konnte, ergab sich die Aufgabe des systematischen Aufbaus eines breiten Bestandes deutscher und ausländischer Veröffentlichungen zur deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Die heutige Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung konnte sich bei ihrer Gründung im Jahre 1969 als Teil des Archivs der sozialen Demokratie nur auf die Bestände der Bibliothek beim Vorstand der SPD in Bonn und des Forschungsinstituts der Friedrich-Ebert-Stiftung stützen, da die Bibliothek des alten Berliner Parteiarchivs der SPD verloren gegangen war. Dies stellte sie im Hinblick auf den Aufbau eines breiten historischen Bestandes zur deutschen und internationalen Arbeiterbewegung vor besondere Probleme, für deren Lösung der antiquarische Ankauf älterer Veröffentlichungen und die Erwerbung von Reprints naturgemäß von besonderer Bedeutung waren. Dabei spielte im antiquarischen Bereich die

[Seite der Druckausg.: 30]

Zusammenarbeit mit dem Antiquariat Keip in Frankfurt am Main für das Inland und mit dem Antiquariat Auvermann, Glashütten im Taunus, für das Ausland eine zentrale Rolle. Für den Reprint-Bereich war neben dem Antiquariat Auvermann eine Reihe in- und ausländischer Verlage von besonderer Wichtigkeit.

Zu diesen käuflichen Erwerbungen kam die bis heute andauernde Übernahme größerer Bibliotheken von Organisationen der Arbeiterbewegung, vor allem im gewerkschaftlichen Bereich, hinzu. Auf diese Weise übernahm die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung die Bibliotheken des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, der IG Bau-Steine-Erden und anderer deutscher und internationaler Gewerkschaftsorganisationen.

Geschlossene einschlägige Sammlungen übernahm die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung auch von zahlreichen Veteranen der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Zwei Namen mögen hier für alle stehen: so hinterließ der Dietz-Bibliograph und Autor des "Biographischen Handbuches des Deutschen Reichstages" Max Schwarz seine Privatbibliothek der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, und der in diesem Jahr verstorbene Kurt Hirche, von frühester Jugend an ein passionierter Büchersammler, vermachte ihr eine reiche Sammlung linker Kultur- und Kunstzeitschriften aus der Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg.

Neben den Neuerscheinungen aus dem Verlagsbereich, den antiquarisch erworbenen älteren Veröffentlichungen und den Reprints sollen hier noch zwei weitere Teilbereiche besonders erwähnt werden: die von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung betriebene systematische Erwerbung ausländischer Dissertationen zur europäischen Arbeiterbewegung, die die systematische Beschaffung deutscher Dissertationen zur deutschen und internationalen Arbeiterbewegung ergänzte, und die seit 1977 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Erwerbung der Veröffentlichungen von Parteien und Gewerkschaften in Westeuropa, den USA und Kanada, die mit der Einrichtung des Dritte-Welt-Referats im Jahre 1980 in systematischer Form auf Asien, Afrika und Lateinamerika ausgeweitet wurde.

Als Ergebnis dieser langjährigen Aktivitäten verfügt die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung heute über einen reichen Bestand zeitgenössischer und historischer Veröffentlichungen zur deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, und zwar nicht nur zur Parteien- und Gewerkschaftsgeschichte, sondern auch zu so wichtigen Teilbereichen der Arbeiterbewegung wie der Arbeiterkulturgeschichte. Außerdem verfügt sie über die Veröffentlichungen aus der und zur organisierten Arbeiterbewegung hinaus über einen reichen Bestand an Literatur zur sozialen Lage der Unterschichten im 19. und 20. Jahrhundert.

[Seite der Druckausg.: 31]




Besuch des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, im Archiv der sozialen Demokratie - 1982

Besuch des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Johannes Rau, im Archiv der sozialen Demokratie, 25.10.1982 (hier: im Magazin der Bibliothek) - v. r.: Johannes Rau, Horst Ziska, Günter Grunwald

Page Top

II. Die Verfilmung von wichtigen Zeitungen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung durch die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Der Verlust zahlreicher Zeitungsbestände durch Kampfhandlungen im 2. Weltkrieg und der oft schlechte Zustand der erhalten gebliebenen Bestände, von denen auch die Arbeiterpresse betroffen war, führten Mitte der 70er Jahre zu dem Entschluß der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, sich der Mikroverfilmung von wichtigen Zeitungen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung anzunehmen, von denen vorauszusehen war, dass sie als wichtige Quellen für die Historiographie der Arbeiterbewegung in absehbarer Zeit verloren sein würden. Bei diesen Verfilmungen stützte sich die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Deutschland vor allem auf die Firma Ulshöfer, Rosbach v. d. H. und Leipzig, und in Österreich auf die Firma Schmidl, St. Leonhard. Ihnen und den zahlreichen Bibliotheken im In- und Ausland, die ihre einschlägigen Zeitungsbestände für die Verfilmung zur Verfügung stellten, sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich gedankt.

1. Die Verfilmung von Zeitungen der deutschen Arbeiterbewegung aus der Zeit vor 1933, die auf dem Territorium der (alten) Bundesrepublik erschienen

Eine der frühesten Verfilmungen war die des "Lübecker Volksboten", der von 1894-1933 erschien. Zu seinen Redakteuren gehörte Julius Leber. Im "Lübecker Volksboten"

[Seite der Druckausg.: 32]

schrieb der junge Willy Brandt noch unter dem Namen Karl Frahm seine ersten Artikel, bevor er ins Exil nach Norwegen ging.

Ebenfalls aus dem norddeutschen Raum stammte der von 1890-1933 erschienene Hannoveraner "Volkswille", der in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen verfilmt wurde.

Aus dem süddeutschen Raum wurde die "Fränkische Tagespost" verfilmt, die von 1878-1933 in Nürnberg erschien. Zu ihren Redakteuren gehörten Bruno Schoenlank, Albert Südekum, Philipp Scheidemann, Adolf Braun, Kurt Eisner und Emil Fischer. Die "Fränkische Tagespost" war neben dem "Offenbacher Abendblatt" die einzige sozialdemokratische Zeitung, die auch in den Jahren des Sozialistengesetzes erschien.

Aus dem Kreis der sozialdemokratischen Parteizeitungen sei hier noch die "Schwäbische Volkszeitung" genannt, die von 1905-1933 in Augsburg erschien und in Zusammenarbeit mit der Staats- und Universitätsbibliothek Augsburg verfilmt wurde.

Aus dem Bereich der Gewerkschaftspresse sei hier stellvertretend für viele andere die Verfilmung der "Holzarbeiterzeitung" und der "Lederarbeiterzeitung" erwähnt.

2. Die Verfilmung von sozialdemokratischen Zeitungen, die vor 1933 auf dem Territorium der heutigen neuen Bundesländer erschienen

Lange Jahre war es der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung verwehrt, sozialdemokratische Zeitungen aus der Zeit vor 1933 zu verfilmen, die in Bibliotheken der DDR erhalten geblieben waren. Erst in der Endphase der DDR bahnte sich hier eine Veränderung an, so dass 1989 in Kooperation mit der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle die "Magdeburger Volksstimme" verfilmt werden konnte. Zu ihren Redakteuren gehörten so bekannte Sozialdemokraten wie Paul Kampffmeyer. Hier schloss sich im darauf folgenden Jahr die Verfilmung des halleschen "Volksblatts" an, das von 1890-1933 erschien und Sozialdemokraten wie Hermann Molkenbuhr zu seinen Redakteuren zählte.

Noch im selben Jahr konnte die Verfilmung der "Sächsischen Arbeiterzeitung" und ihres Nachfolgers, der "Dresdner Volkszeitung", in der Sächsischen Landesbibliothek, Dresden, abgeschlossen werden, die bereits früher begonnen worden war, aber aus politischen Gründen nicht fortgesetzt werden konnte.

Ebenfalls im Jahre 1990 erfolgte die Verfilmung der "Märkischen Volksstimme", Cottbus, und der Chemnitzer "Volksstimme". Zu ihren Redakteuren gehörten Sozialdemokraten wie Ernst Heilmann, der im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben kam. Diese Verfilmungen erfolgten in Zusammenarbeit mit den Stadtarchiven in Cottbus und Chemnitz.

1991 erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv in Plauen und der Universitätsbibliothek Erfurt die Verfilmung der Plauener "Volkszeitung" und der "(Thüringer) Tribüne".

[Seite der Druckausg.: 33]

In Schwerin wurde in Zusammenarbeit mit der Mecklenburgischen Landesbibliothek die "Mecklenburgische Volkszeitung" verfilmt, die von 1892-1933 in Rostock erschien, und in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Greifswald die "Stralsunder Volkszeitung" und ihr Nachfolger "Der Vorpommer".

Die Verfilmungen in den neuen Bundesländern wurden von allen Bibliotheken und Archiven, die ihre Originalbestände zur Verfügung stellten und hier nicht alle genannt werden können, mit großem Engagement unterstützt.

3. Die Verfilmung von sozialdemokratischen Zeitungen, die vor 1933 in den ehemaligen preußischen Ostprovinzen erschienen

Besondere Bedeutung unter den Verfilmungen sozialdemokratischer Zeitungen aus der Zeit vor 1933 durch die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung hatte ohne Zweifel die seit Mitte der 70er Jahre erfolgende Verfilmung sozialdemokratischer Zeitungen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Das umfangreichste Projekt war dabei ohne Zweifel die Verfilmung der Breslauer "Volkswacht für Schlesien, Posen und Nachbargebiete", die von 1891-1933 in Breslau erschien und in der Universitätsbibliothek Wrocùaw in großer Vollständigkeit vorhanden ist. Die Verfilmung erfolgte in der reprografischen Werkstatt der Universitätsbibliothek. Zu den Redakteuren dieser Zeitung, die für die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie in Schlesien von zentraler Bedeutung ist, gehörten so bekannte Sozialdemokraten wie Paul Löbe und Immanuel Birnbaum.

Von den sozialdemokratischen Zeitungen, die in der Universitätsbibliothek Wrocùaw verfilmt wurden, sei hier noch die "Schlesische Bergwacht" genannt, die von Nikolaus Osterroth gegründet wurde und von 1911-1933 als "Organ für den niederschlesischen Industriebezirk" in Waldenburg in Schlesien erschien.

Auf Bitten der Forschung und mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde mit der "Schlesischen Volkszeitung" auch ein Zentrumsorgan verfilmt, das für die Parteiengeschichte des 19. Jahrhunderts von besonderer Bedeutung ist.

Durch eine Verfilmung in der "Schlesischen Bibliothek" in Katowice (Kattowitz) erwarb die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung einen Mikrofilm der "Gazeta Robotnicza" (Arbeiterzeitung). Sie erschien von 1890-1913 in Kattowitz. Auf dem ersten Parteitag nach der Aufhebung des Sozialistengesetzes 1890 in Halle hatte man den Beschluss gefasst, eine Zeitung in polnischer Sprache für die Sozialdemokraten polnischer Nationalität in Preußen herauszugeben.

In Gdañsk (Danzig) galten die Verfilmungen vor allem der "Danziger Volksstimme" und dem USPD-Organ "Danziger Arbeiter Zeitung".

In einem Kooperationsprojekt mit der Woiwodschaftsbibliothek in Szczecin (Stettin) und der Universitätsbibliothek Greifswald wurde der sozialdemokratische "Volksbote" verfilmt, der von 1884-1933 in Stettin als "Organ für die arbeitende Bevölkerung Pommerns" erschien.

Für das Verständnis und das Entgegenkommen trotz oft schwieriger Zeitläufte ist die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung der Universitätsbibliothek Wrocùaw, der Woi-

[Seite der Druckausg.: 34]

wodschaftsbibliothek in Szczecin, der Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der Schlesischen Bibliothek in Katowice zu großem Dank verpflichtet.

4. Die Verfilmung wichtiger sozialdemokratischer Zeitungen in Österreich und der Schweiz

Im Jahre 1980 begann die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung ihre Verfilmungen deutschsprachiger sozialdemokratischer Zeitungen des Auslands mit zwei wichtigen Zeitungen der Schweizer Arbeiterbewegung: dem Züricher "Volksrecht" und der "Berner Tagwacht". Beide Zeitungen waren auch Publikationsorgane für führende deutsche Sozialdemokraten. Diese Verfilmungen erfolgten in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Sozialarchiv in Zürich.

Diesen Verfilmungen schloss sich die Verfilmung der Wiener "Arbeiterzeitung" an, über deren Bedeutung für die Geschichte der Arbeiterbewegung im Vielvölkerstaat der Donaumonarchie man keine Worte zu verlieren braucht. Die Verfilmung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialwissenschaftlichen Studienbibliothek der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien. Anschließend widmete sich die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung in Wien der Verfilmung der frühen österreichischen Arbeiterpresse bis zum Vereinigungsparteitag in Hainfeld an der Jahreswende 1888/89, deren älteste Titel eine Verfilmung zum Teil gerade noch zuließen. Als erstes wurde deshalb 1989 die Verfilmung des "Volkswillen" (Wien 1870-1874) und der "Gleichheit" (Wiener Neustadt/Wien 1870-1877) in Angriff genommen.

Die Verfilmung umfasste eine größere Anzahl von Titeln der frühen Arbeiterbewegung in Österreich-Ungarn, darunter auch Zeitungen der tschechischen Arbeiterbewegung. Für die Zurverfügungstellung der Originale ist die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, die über einen reichen Bestand der Arbeiterpresse verfügt, zu großem Dank verpflichtet.

5. Verfilmungen in der Tschechoslowakischen bzw. Tschechischen Republik

Parallel zur Verfilmung von Zeitungen der Arbeiterbewegung in Österreich begann die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung im Jahre 1988 mit der Verfilmung des Zentralorgans der tschechischen Sozialdemokratie "Právo lidu". Die Zeitung ist eine wichtige Quelle für die Geschichte der frühen tschechischen Arbeiterbewegung und des Zerfalls der gesamtösterreichischen Arbeiterbewegung vor dem 1. Weltkrieg, aber auch für das Verhältnis zwischen der deutschen und der tschechischen Sozialdemokratie in der ersten tschechoslowakischen Republik.

Eine Verfilmung, die das thematische Feld der Arbeiterbewegung überschritt, war die Verfilmung des "Prager Tagblatts" in Kooperation mit der Tschechischen Nationalbibliothek in Prag. Der Stellenwert der Verfilmung dieser großen liberalen Zeitung, in der alles schrieb, was im deutschen Kulturleben Prags Rang und Namen hatte, kann wohl kaum überschätzt werden und hat in der intensiven internationalen Nutzung dieser Mik-roverfilmung sofort seine Bestätigung gefunden.

[Seite der Druckausg.: 35]

Für die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung war diese Verfilmung von zusätzlicher Bedeutung im Hinblick auf die von ihr übernommene Bibliothek des Seliger-Archivs, deren historischer Teil aus der Zeit bis 1945 im Jahre 1995 in einem Bestandsverzeichnis dokumentiert wurde.

6. Die Verfilmung der spanischen Arbeiterpresse von ihren Anfängen bis zum Ende des Bürgerkriegs.
Ein Kooperationsprojekt mit der Pablo-Iglesias-Stiftung der Spanischen Sozialistischen Arbeiterpartei


Von den zahlreichen Verfilmungen der Arbeiterpresse, die die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung seit Mitte der 70er Jahre in einer Reihe europäischer Länder realisierte, war von den Verfilmungen im Ausland das Verfilmungsprojekt in Spanien nach der Zahl der Titel das umfangreichste. Das 1997 von der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung herausgegebene Bestandsverzeichnis verzeichnet 289 Periodika der spanischen Arbeiterbewegung von ihren Anfängen bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs, darunter einen für den o. g. Zeitraum lückenlosen Film des Zentralorgans der Sozialisten, "El Socialista", darüber hinaus Verfilmungen des Zentralorgans der Kommunisten, "Mundo Obrero", des Zentralorgans des POUM, "La Batalla", und der anarcho-syndikalistischen "Solidaridad Obrera".

Ergänzend sei hier hinzugefügt, dass die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung 1990 ein bis auf 5 Ausgaben (von 773) vollständiges Originalexemplar der "Ahora" erwerben konnte. Das Zentralorgan der Vereinigten Sozialistischen Jugendverbände Spaniens erschien von 1936-1938 und ist eine besonders wichtige Quelle für die Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs.

Auch an dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung dem Archiv und der Bibliothek der Fundación Pablo Iglesias in Madrid für die schwierige bibliographische Vorbereitung und praktische Betreuung dieser Verfilmung großen Dank schuldet.

Alles in allem darf festgestellt werden, dass die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung mit den von ihr initiierten Verfilmungen älterer deutscher und ausländischer Arbeiterzeitungen einen bedeutsamen Beitrag zur Sicherung einer für die Historiographie der europäischen Arbeiterbewegung wichtigen Quellengruppe geleistet hat.

Page Top

III. Wichtige Etappen auf dem Wege der Integration der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in das deutsche Bibliothekssystem

Diese Integration begann 1979 mit der Zulassung der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung zum nehmenden und gebenden Leihverkehr und der Integration der Formalkataloge in den Landeszentralkatalog. Ein Jahr später folgte die Integration des deutschsprachigen Zeitungsbestandes in den "Standortkatalog der deutschen Presse" in der Universitätsbibliothek Bremen. 1986 wurde die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung als zweite Spezialbibliothek in der Bundesrepublik Deutschland mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in die Zeitschriftendatenbank aufgenommen. Die weitere Integration der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in das deutsche und internationale Bibliotheksnetz im Kontext der Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in der ersten Hälfte der 90er Jahre ist Gegenstand anderer Beiträge.


[Seite der Druckausg.: 36]



    "Von den Einrichtungen der Friedrich-Ebert-Stiftung, die im Dienst der Geschichtswissenschaft stehen, besitzen die Bibliothek und das Archiv für Forscher, Studenten, Politiker, Journalisten und Mitarbeiter verschiedener Medien wahrscheinlich den höchsten Stellenwert. ... [Doch] schon längst haben Bibliothek und Archiv - das Archiv der sozialen Demokratie (ADSD/Friedrich-Ebert-Stiftung) - einen Standard erreicht, der in Fachkreisen des In- und Auslands große Anerkennung findet."

    Susanne Miller: Geschichtsbewußtsein und Sozialdemokratie. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 4/1994, S. 310 f.




© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition fes-library | Dezember 1999

Previous Page TOC Next Page