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TITEL/INHALT

Chronologie der deutschen Gewerkschaftsbewegung von den Anfängen bis 1918 / Von Dieter Schuster. Mit einem Vorw. von Rüdiger Zimmermann und Registern von Hubert Woltering. - Bonn : Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, 1999

Stichtag:
17. Oktober 1918

Der SPD-Parteivorstand erklärt in einem Aufruf "An Deutschlands Männer und Frauen!", daß Deutschland auf dem Wege vom Obrigkeitsstaat zum Volksstaat ist. "In Preussen ist das gleiche Wahlrecht gesichert und damit der erste entscheidende Schritt zur Zertrümmerung der Junkerherrschaft getan. ...
Leider mußte sich die außenpolitische Lage unseres Landes erst so ungünstig gestalten, um diese Umwälzung ... herbeizuführen. ... Jetzt ist die Lage unseres Landes bitter ernst. ...
Deutschland und das deutsche Volk ist in Gefahr, das Opfer der Eroberungssucht englisch-französischer Chauvinisten und Eroberungspolitiker zu werden.
Was wir am 4. August 1914 erklärt haben: 'In der Stunde der Gefahr lassen wir unser Vaterland nicht im Stich', gilt heute in verstärktem Maße. Mit einem Frieden der Vergewaltigung, der Demütigung und der Verletzung seiner Lebensinteressen wird sich das deutsche Volk nie und nimmer abfinden.
Nur um unser Land und sein Wirtschaftsleben vor dem Zusammenbruch zu bewahren, haben Vertreter unserer Partei das Opfer auf sich genommen und sind in die Regierung eingetreten. ...
Die Regierung, der Sozialdemokraten angehören, muß eine Regierung des Friedens und der demokratischen Ausgestaltung unseres Landes sein. Nur solange sie es ist, werden ihr Sozialdemokraten angehören.
Um das entsetzliche Morden zu beenden, hat die neue Regierung schnellstens einen Waffenstillstand angeboten und sich bereit erklärt zu einem Frieden des Rechts und der Völkerversöhnung ...
Schon regen sich gegen diese friedliche Revolution die dunkeln Mächte der Gegenrevolution:
Jene alldeutsch-konservativ-schwerindustriellen Eroberungs- und Interessenpolitiker, jene chauvinistischen Demagogen und Phantasten ...
Gegen [deren] verderbliche[s] Treiben muß das deutsche Volk wie ein Mann Front machen. ...
Auch alle jene Treibereien durch bolschewistische Revolutionsphrasen ..., die die Arbeiter zu jetzt sinn- und zwecklosen Demonstrationen gegen die Regierung aufzuputschen versuchen, erschweren den Frieden und die Demokratisierung Deutschlands und arbeiten, wenn vielleicht auch ungewollt, den alldeutschen Kriegstreibern und Feinden der Demokratie in die Hände. ...
Nicht durch die Herbeiführung eines bolschewistischen Chaos, durch Entfesselung des Bürgerkrieges ..., kann die innere Erneuerung Deutschlands erfolgen.
Nein, wie die berufenen Vertreter der Sozialdemokratischen Partei immer erklärt haben, im Wege friedlicher Umwälzung wollen wir unser Staatswesen zur Demokratie und das Wirtschaftsleben zum Sozialismus überleiten."



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